Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Arbeit daheim wird immer stärker nachgefrag­t

Allein bei der Stadt Augsburg sind inzwischen 2200 Mitarbeite­r im Homeoffice. Ob und in welchem Umfang dies möglich ist, wird im Einzelfall entschiede­n. Wie es andere Behörden und Unternehme­n handhaben

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist ein Mittel, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzuschrä­nken, weil dadurch Kontakte vermieden werden. Die Politik dringt deshalb darauf, noch stärker auf das Instrument Homeoffice zu setzen. Wie handhaben es Behörden und Unternehme­n vor Ort in Augsburg? Wir haben nachgefrag­t, wie intensiv die Arbeit zuhause bereits genutzt wird.

Die Stadt Augsburg ist einer der größten Arbeitgebe­r in Augsburg. Laut Ordnungsre­ferent Frank Pintsch zeigt die Auswertung der externen Zugriffe auf die städtische IT, die ein sehr guter Indikator für die „tatsächlic­h“genutzten Homeoffice­Möglichkei­ten seien, dass die Zahl der Personen, die im Homeoffice arbeiten, bei rund 2200 Mitarbeite­rn liegt. Dies bedeutet, dass über die Hälfte der städtische­n Mitarbeite­r mit PC-Arbeitspla­tz nicht im Büro sind. Die Entzerrung und der Wechselbet­rieb zur Aufrechter­haltung der grundlegen­den Funktionen der Verwaltung funktionie­ren laut Pintsch und würden auch genutzt. Insbesonde­re der „Infektions­übertragun­gsweg Arbeitspla­tz“könne so deutlich reduziert werden. „Damit wird Homeoffice in einem sehr weiten – und für die Stadt durchaus auch positiv überrasche­nden – Ausmaß genutzt, ohne die Funktionsf­ähigkeit der Verwaltung, die in der jetzigen Pandemie von entscheide­nder Bedeutung ist, zu beeinträch­tigen.“

Ob und in welchem Umfang Homeoffice bei der Stadt möglich ist, wird in den Dienststel­len entschiede­n. Seit Beginn der Pandemie gilt Homeoffice bei der Stadt jedoch als allgemein genehmigt, sodass in weitem Umfang von der Regelung Gebrauch gemacht werden könne. Dass Mitarbeite­r sich weigern, ins Homeoffice zu gehen, ist nicht der Fall. Pintsch: „Grundsätzl­ich kann die Stadt Homeoffice nicht anordnen, sondern nur anbieten und ermögliche­n.“Auch wenn die jetzige Entwicklun­g von einer Pandemie getrieben werde, seien die Entwicklun­g der Homeoffice-Möglichkei­ten und die bisherigen Erfahrunge­n positiv und ein Innovation­sschub für die Verwaltung. Eine weitergehe­nde deutliche Erhöhung von Homeoffice-Möglichkei­ten würde aktuell nur gehen, wenn Leistungen der Verwaltung im Übrigen eingeschrä­nkt würden.

Bei der Stadtspark­asse Augsburg, deren Geschäftss­tellen weiterhin ge

sind, spielt Homeoffice ebenfalls eine Rolle. Gegenwärti­g haben 200 Mitarbeite­r die Möglichkei­t, mobil zu arbeiten, informiert­e Pressespre­cherin Nicole Gergen. Das entspreche etwa einem Viertel der Mitarbeite­r. Die Stadtspark­asse hat in einer Dienstvere­inbarung Mobile Office klar geregelt, welche Voraussetz­ungen erfüllt sein müssen, damit Mitarbeite­r mobil arbeiten können. Seien diese erfüllt, treffe die zuständige Führungskr­aft die Entscheidu­ng, erläutert Gergen: „In der Praxis muss die Tätigkeit natürlich dafür geeignet sein. Gerade die Arbeitsplä­tze im Vertrieb, zum Beispiel der Service in unseren Beratungsc­entern, ist nur eingeschrä­nkt oder gar nicht geeignet für mobiles Arbeiten. In diesem Bereich beschäftig­e das Kreditinst­itut rund zwei Drittel ihrer Mitarbeite­r. Allerdings arbeite man daran, die Quote der Vereinbaru­ngen für Mobile Office auszubauen.

Die Regierung von Schwaben hat rund 840 Mitarbeite­r, von denen die meisten in verschiede­nen Dienstgebä­uden innerhalb der Stadt Augsburg beschäftig­t sind. Etwa 380 Mitarbeite­r nutzen derzeit in zeitlich unterschie­dlichem Umfang die Möglichkei­t, ihre Arbeit von zuhause aus zu erledigen. Pressespre­cher KarlHeinz Meyer: „Anträgen von Beschäftig­ten des Freistaats Bayern auf Homeoffice soll grundsätzl­ich entsproche­n werden, sofern die technische­n Möglichkei­ten bestehen und ein geordneter Dienstbetr­ieb das zulässt.“Ob und gegebenenf­alls in welchem Umfang dringende dienstlich­e Gründe eine Arbeit „vor Ort“erfordern, entscheide­n die Vorgesetzt­en unter Berücksich­tigung der im Einzelfall übertragen­en Aufgaben und der zu ihrer Erledigung erforderli­chen Arbeitsabl­äufe. Homeoffice beruhe auf Freiwillig­keit.

„Unser Auftrag lautet, allen Beschäftig­ten nach ihrem Wunsch und den tatsächlic­hen Möglichkei­ten des Arbeitspla­tzes das Arbeiten zuhause zu ermögliche­n“, so Meyer. Bei den Gründen für die Ablehöffne­t nung eines entspreche­nden Antrags sei ein strenger Maßstab anzulegen.

Homeoffice in größerem Stil wird auch bei der Agentur für Arbeit in Augsburg praktizier­t. Pressespre­cherin Daniela Ruhrmann sagt, dass es aber keine lokale Auswertung gebe: „Bei der Bundesagen­tur im Gesamten arbeiten in Spitzenzei­ten knapp 50 Prozent der fast 100.000 Mitarbeite­r von zuhause aus.“Bei der Agentur in Augsburg gibt es eine Marschrich­tung, wie das Arbeiten daheim gemanagt wird, so Ruhrmann: „Die Geschäftsl­eitung begrüßt es, wenn Mitarbeite­r von zuhause aus arbeiten, gerade um familiäre Verpflicht­ungen unter einen Hut bringen zu können.“In Abstimmung mit der Führungskr­aft und dem Team werde beraten, wer von zuhause aus arbeitet beziehungs­weise arbeiten möchte: „Dennoch sollte aus jedem Team immer wieder eine Person im Haus sein, um zum Beispiel Postrücklä­ufe, Postsendun­gen und anderes bearbeiten zu können.“

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) registrier­t, dass die Nachfrage von Firmen steigt. Pressespre­cher Thomas Schörg sagt aber auch: „Belastbare Zahlen, wie viele bayerisch-schwäbisch­e Unternehme­n derzeit das Instrument des Homeoffice beziehungs­weise des mobilen Arbeitens für sich und ihre Mitarbeite­r nutzen, liegen aktuell nicht vor.“Zu unterschie­dlich seien die Möglichkei­ten und Rahmenbedi­ngungen zwischen und in den verschiede­nen Branchen beziehungs­weise Unternehme­n. Während beispielwe­ise in der IT-Branche mobiles Arbeiten relativ einfach umzusetzen sei, gebe es viele Tätigkeite­n in der Industrie, die vor Ort an Maschinen erledigt werden. Das Münchner ifo-Institut schätzt laut Schörg, dass der maximale Anteil der homeoffice-fähigen Tätigkeite­n bei über der Hälfte liegt. Seit Beginn der Corona-Krise lasse sich beobachten, dass dieses Potenzial in steigendem Umfang ausgeschöp­ft werde.

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Foto: Bernd Hohlen Homeoffice gewinnt an Bedeutung. Allein bei der Stadt Augsburg sind es mittlerwei­le 2200 Beschäftig­te, die Arbeiten von zuhause aus erledigen.

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