Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Arbeit daheim wird immer stärker nachgefragt
Allein bei der Stadt Augsburg sind inzwischen 2200 Mitarbeiter im Homeoffice. Ob und in welchem Umfang dies möglich ist, wird im Einzelfall entschieden. Wie es andere Behörden und Unternehmen handhaben
Es ist ein Mittel, um die Ausbreitung des Coronavirus einzuschränken, weil dadurch Kontakte vermieden werden. Die Politik dringt deshalb darauf, noch stärker auf das Instrument Homeoffice zu setzen. Wie handhaben es Behörden und Unternehmen vor Ort in Augsburg? Wir haben nachgefragt, wie intensiv die Arbeit zuhause bereits genutzt wird.
Die Stadt Augsburg ist einer der größten Arbeitgeber in Augsburg. Laut Ordnungsreferent Frank Pintsch zeigt die Auswertung der externen Zugriffe auf die städtische IT, die ein sehr guter Indikator für die „tatsächlich“genutzten HomeofficeMöglichkeiten seien, dass die Zahl der Personen, die im Homeoffice arbeiten, bei rund 2200 Mitarbeitern liegt. Dies bedeutet, dass über die Hälfte der städtischen Mitarbeiter mit PC-Arbeitsplatz nicht im Büro sind. Die Entzerrung und der Wechselbetrieb zur Aufrechterhaltung der grundlegenden Funktionen der Verwaltung funktionieren laut Pintsch und würden auch genutzt. Insbesondere der „Infektionsübertragungsweg Arbeitsplatz“könne so deutlich reduziert werden. „Damit wird Homeoffice in einem sehr weiten – und für die Stadt durchaus auch positiv überraschenden – Ausmaß genutzt, ohne die Funktionsfähigkeit der Verwaltung, die in der jetzigen Pandemie von entscheidender Bedeutung ist, zu beeinträchtigen.“
Ob und in welchem Umfang Homeoffice bei der Stadt möglich ist, wird in den Dienststellen entschieden. Seit Beginn der Pandemie gilt Homeoffice bei der Stadt jedoch als allgemein genehmigt, sodass in weitem Umfang von der Regelung Gebrauch gemacht werden könne. Dass Mitarbeiter sich weigern, ins Homeoffice zu gehen, ist nicht der Fall. Pintsch: „Grundsätzlich kann die Stadt Homeoffice nicht anordnen, sondern nur anbieten und ermöglichen.“Auch wenn die jetzige Entwicklung von einer Pandemie getrieben werde, seien die Entwicklung der Homeoffice-Möglichkeiten und die bisherigen Erfahrungen positiv und ein Innovationsschub für die Verwaltung. Eine weitergehende deutliche Erhöhung von Homeoffice-Möglichkeiten würde aktuell nur gehen, wenn Leistungen der Verwaltung im Übrigen eingeschränkt würden.
Bei der Stadtsparkasse Augsburg, deren Geschäftsstellen weiterhin ge
sind, spielt Homeoffice ebenfalls eine Rolle. Gegenwärtig haben 200 Mitarbeiter die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, informierte Pressesprecherin Nicole Gergen. Das entspreche etwa einem Viertel der Mitarbeiter. Die Stadtsparkasse hat in einer Dienstvereinbarung Mobile Office klar geregelt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Mitarbeiter mobil arbeiten können. Seien diese erfüllt, treffe die zuständige Führungskraft die Entscheidung, erläutert Gergen: „In der Praxis muss die Tätigkeit natürlich dafür geeignet sein. Gerade die Arbeitsplätze im Vertrieb, zum Beispiel der Service in unseren Beratungscentern, ist nur eingeschränkt oder gar nicht geeignet für mobiles Arbeiten. In diesem Bereich beschäftige das Kreditinstitut rund zwei Drittel ihrer Mitarbeiter. Allerdings arbeite man daran, die Quote der Vereinbarungen für Mobile Office auszubauen.
Die Regierung von Schwaben hat rund 840 Mitarbeiter, von denen die meisten in verschiedenen Dienstgebäuden innerhalb der Stadt Augsburg beschäftigt sind. Etwa 380 Mitarbeiter nutzen derzeit in zeitlich unterschiedlichem Umfang die Möglichkeit, ihre Arbeit von zuhause aus zu erledigen. Pressesprecher KarlHeinz Meyer: „Anträgen von Beschäftigten des Freistaats Bayern auf Homeoffice soll grundsätzlich entsprochen werden, sofern die technischen Möglichkeiten bestehen und ein geordneter Dienstbetrieb das zulässt.“Ob und gegebenenfalls in welchem Umfang dringende dienstliche Gründe eine Arbeit „vor Ort“erfordern, entscheiden die Vorgesetzten unter Berücksichtigung der im Einzelfall übertragenen Aufgaben und der zu ihrer Erledigung erforderlichen Arbeitsabläufe. Homeoffice beruhe auf Freiwilligkeit.
„Unser Auftrag lautet, allen Beschäftigten nach ihrem Wunsch und den tatsächlichen Möglichkeiten des Arbeitsplatzes das Arbeiten zuhause zu ermöglichen“, so Meyer. Bei den Gründen für die Ablehöffnet nung eines entsprechenden Antrags sei ein strenger Maßstab anzulegen.
Homeoffice in größerem Stil wird auch bei der Agentur für Arbeit in Augsburg praktiziert. Pressesprecherin Daniela Ruhrmann sagt, dass es aber keine lokale Auswertung gebe: „Bei der Bundesagentur im Gesamten arbeiten in Spitzenzeiten knapp 50 Prozent der fast 100.000 Mitarbeiter von zuhause aus.“Bei der Agentur in Augsburg gibt es eine Marschrichtung, wie das Arbeiten daheim gemanagt wird, so Ruhrmann: „Die Geschäftsleitung begrüßt es, wenn Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten, gerade um familiäre Verpflichtungen unter einen Hut bringen zu können.“In Abstimmung mit der Führungskraft und dem Team werde beraten, wer von zuhause aus arbeitet beziehungsweise arbeiten möchte: „Dennoch sollte aus jedem Team immer wieder eine Person im Haus sein, um zum Beispiel Postrückläufe, Postsendungen und anderes bearbeiten zu können.“
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) registriert, dass die Nachfrage von Firmen steigt. Pressesprecher Thomas Schörg sagt aber auch: „Belastbare Zahlen, wie viele bayerisch-schwäbische Unternehmen derzeit das Instrument des Homeoffice beziehungsweise des mobilen Arbeitens für sich und ihre Mitarbeiter nutzen, liegen aktuell nicht vor.“Zu unterschiedlich seien die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zwischen und in den verschiedenen Branchen beziehungsweise Unternehmen. Während beispielweise in der IT-Branche mobiles Arbeiten relativ einfach umzusetzen sei, gebe es viele Tätigkeiten in der Industrie, die vor Ort an Maschinen erledigt werden. Das Münchner ifo-Institut schätzt laut Schörg, dass der maximale Anteil der homeoffice-fähigen Tätigkeiten bei über der Hälfte liegt. Seit Beginn der Corona-Krise lasse sich beobachten, dass dieses Potenzial in steigendem Umfang ausgeschöpft werde.