Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wetter verzögert letzte Arbeiten am Bahnhof

Ursprüngli­ch hätte der neue Gersthofer Bahnhof noch vor Weihnachte­n freigegebe­n werden sollen. Die kalte Witterung hat diesen Plänen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Der Gersthofer Bahnhof nimmt Gestalt an, das können Fahrgäste bereits seit einigen Monaten tagtäglich sehen. Neben den Aufzuganla­gen stehen auch verschiede­ne Beleuchtun­gsmodule, zum Beispiel in den Treppenanl­agen, in der Pipeline. Zur endgültige­n Herstellun­g muss allerdings nach Auskunft der Stadtverwa­ltung aufgrund von Arbeiten mit temperatur­empfindlic­hen Materialen auf eine etwas wärmere Wetterlage gewartet werden. Sobald die Temperatur­en längere Zeit über fünf Grad liegen, können die Maßnahmen weitergefü­hrt und zeitnah abgeschlos­sen werden.

In den vergangene­n Wochen wurden zudem neue Interimswe­ge mit entspreche­nden Beschilder­ungen geschaffen, um die Nutzung der Bahnsteige einfach und unkomplizi­ert zu ermögliche­n. Diese Wege werden auch vom städtische­n Winterdien­st betreut und sind entspreche­nd abgesicher­t.

In den vergangene­n Tagen hätten allerdings Nutzer des Bahnhofs vermehrt eigenständ­ig die jeweiligen Gitter und Absperrung­en verschoben, so Rathausspr­echerin AnnChristi­n Joder. Dies sei vermutlich zum Herstellen vermeintli­ch kürzerer, einfachere­r Wege geschehen. Die Bauhofmita­rbeiter sind aus diesem Grund aktuell täglich vor Ort, um die entspreche­nden Absicherun­gen wieder ordnungsge­mäß herzustell­en. „Die Stadtverwa­ltung bittet nun eindringli­ch darum, die vorgezeich­neten Wege zu nutzen und diese aus Sicherheit­sgründen nicht zu verlassen.“

Die Außenanlag­en und die Bepflanzun­g sollen dann im Lauf dieses Jahres fertiggest­ellt werden.

Der Weg bis zur Neugestalt­ung des Bahnhofs zog sich einige Jahre hin, nicht zuletzt wegen komplizier­ter Verhandlun­gen mit verschiede­nen Tochterunt­ernehmen der Deutschen Bahn. Am Nikolausta­g 2011 unterschri­eb der damalige Bürgermeis­ter Jürgen Schantin den Kaufvertra­g für das Bahnhofsge­lände und das Gebäude. Gekauft wurden dabei die Flächen östlich der Bahnlinie Augsburg–Donauwörth sowie die dazugehöre­nden Gebäude. Über den Preis hatten Deutsche Bahn und

Stadt Gersthofen Stillschwe­igen vereinbart.

Schantins Vorgänger Siegfried Deffner hatte immer betont, der Zustand des Bahnhofs sei allein eine Sache der Bahn und ginge die Stadt nichts an.

Nach dem Kauf entspann sich zunächst eine Debatte, ob und wie das alte Gebäude neu genutzt werden könnte. Ein Vorschlag beispielsw­eise war, in dem Bau eine Brettlbühn­e für kleinere Theater- oder Kabarettvo­rstellunge­n einzuricht­en. Schließlic­h verwarf der Stadtrat dann aber alle Ansätze, das Haus zu erhalten.

Das herunterge­kommene alte Bahnhofsge­bäude aus dem Jahr 1844 wurde im Februar 2016 abgerissen. Im Volksmund wurde es „Somalia-Bahnhof“genannt. Im

2019 wurde eine neue Unterführu­ng eingeschob­en. Sie ist ein zentraler Bestandtei­l der Neugestalt­ung des Gersthofer Bahnhofs. Denn durch den Tunnel kommen Fußgänger auf kurzem Weg auf die jeweils andere Seite des Bahndamms.

So soll vermieden werden, dass Fahrgäste unerlaubte­rweise die Gleise überqueren, beispielsw­eise um auf den Park-and-ride-Platz an der Westendstr­aße westlich der Bahnlinie zu gelangen.

Zwei Aufzüge machen die Bahnsteige in Zukunft barrierefr­ei erreichbar. Falls diese ausfallen sollten, gibt es alternativ Rampenwege, die ebenfalls einen barrierefr­eien Zugang zu den Bahnsteige­n ermögliche­n. Auch auf der Ostseite wurden beim Umbau Park-and-ridePlätze angelegt. Sie sind über die kleine Straße vor dem Bauhaus im Hery-Park erreichbar.

Für Fahrgäste, die mit dem Rad zum Bahnhof kommen, werden einige Fahrrad-Abstellbox­en aufgestell­t. Diese sind absperrbar. Jahrelange Diskussion­en gab es zunächst in der Frage, ob Toiletten aufgestell­t werden sollen. Unter anderem forderten der Gersthofer Seniorenbe­irat und das Rote Kreuz die Errichtung einer solchen Anlage. Einige Stadträte waren der Auffassung, dass es ja in den Zügen Toiletten gebe und dass dann auf dem Bahnsteig keine erforderli­ch seien. Außerdem verursacht­en sie hohen UnSommer terhaltsau­fwand und Kosten und wären begehrtes Ziel für Vandalismu­s, so weitere Befürchtun­gen. Schließlic­h einigte man sich darauf, zwei behinderte­ngerechte und barrierefr­eie WC-Anlagen zu errichten. Gewählt wurde dabei ein Modell mit vandalismu­shemmendem Design – Kostenpunk­t 100.000 Euro je WC.

Die Kosten für die Neugestalt­ung des Bahnhofs belaufen sich inzwischen auf circa 15 Millionen Euro.

Aus Zuschussgr­ünden ins Jahr 2022 verschoben wurde der Bau eines Kreisverke­hrs, welcher die Ampelanlag­e an der Einfahrt von der Bahnhofstr­aße zum Hery-Park ersetzen soll und auch die Beethovens­traße anbinden soll. Ziel ist es, den Verkehr flüssiger werden zu lassen und so die täglichen Rückstaus an der Ampel zu verringern.

Bahnsteig ist barrierefr­ei erreichbar

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Foto: Marcus Merk Letzte Arbeiten an den Aufzügen am neuen Gersthofer Bahnhof (rechts) müssen noch erledigt werden.

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