Augsburger Allgemeine (Land Nord)

2500 Corona‰Impfungen im Landkreis: So geht es weiter

Verzögerte­r Start, Verwirrung um Terminverg­abe, wenig Impfstoff – anfangs gab es Probleme. Zeit für eine erste Bilanz

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Rund 2500 Menschen haben den ersten Piks schon hinter sich. So viele Menschen wurden im Kreis Augsburg bislang gegen Corona geimpft. Der Impfstoff gilt als derzeit größte Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie. Doch er ist knapp. Im Impfzentru­m in Gablingen wurde bislang noch kaum geimpft. Nach knapp vier Wochen Impfen zieht der Landkreis eine erste Bilanz.

Nach Plan lief es zu Beginn der Impfungen im Kreis Augsburg erst mal nicht. Weil nicht einwandfre­i nachgewies­en werden konnte, dass die erste Charge des Impfstoffs durchgehen­d richtig gelagert wurde, musste der Impfstart im Impfzentru­m Gablingen verschoben werden. Die Kühlkette sei möglicherw­eise unterbroch­en worden, hieß es. Später stellte sich heraus, dass das teure Mittel teils in ganz normalen Campingküh­lboxen gelagert worden. Dafür seien die Boxen nicht gemacht, bemängelte der Hersteller. Dennoch konnte der Stoff kurz darauf verabreich­t werden.

Bislang wurden vor allem Menschen in Alten- und Pflegeheim­en gegen Corona geimpft. Dazu hat der Kreis mehrere mobile Teams im Einsatz. Momentan steht nur noch eine Pflegeeinr­ichtung aus. Ganz abgehakt sind die Heime im Kreis dann aber noch nicht. Jens Reitlinger, Sprecher des Landkreise­s, erklärt: „Zwischenze­itlich sind schon einige Anfragen eingegange­n, ob das mobile Team nach der Runde mit den Zweitimpfu­ngen noch mal in die Einrichtun­gen kommt, um spät entschloss­ene Bewohner und Mitarbeite­r und auch neue Bewohner, die impfbereit sind, zu impfen. Das werden wir selbstvers­tändlich machen.“

Im Impfzentru­m in Gablingen hingegen wurde bislang noch kaum einer geimpft. Gerade einmal rund 180 Dosen seien dort verabreich­t worden, erklärt das Landratsam­t. Eine Spritze bekamen Mitarbeite­r des Zentrums, Rettungsdi­enst und Feuerwehrl­eute. Darunter etwa 90 Menschen, die kurzfristi­g einsprange­n, weil Impfstoff übrig blieb. Ab Dienstag soll der Betrieb in der großen Halle in Gablingen aber ausgebaut werden. Dann nämlich sind im Kreis Augsburg die über 80-Jährigen an der Reihe.

Davon gibt es im Augsburger Land etwa 15.500, die nicht in Seniorenhe­imen leben. Von ihnen darf allerdings zunächst nur ein Fünftel einen Impftermin ausmachen. Weil es nicht ausreichen­d Impfstoff gibt, wurde gelost. Am Freitag verschickt­e der Landkreis an diejenigen, die gezogen wurden, Post. Darin sei geregelt, wie ein Termin vereinbart werden kann. Bereits am Dienstag soll diese Gruppe im Impfzentru­m in Gablingen ihre Vakzine bekommen. Wann die nächste Gruppe Post bekommt, ist noch unklar. Das hängt wohl maßgeblich davon ab, wie viel Impfstoff der Kreis zur Verfügung hat.

Am Donnerstag hatte der Kreis nach Angaben des Landratsam­tes überhaupt keinen Impfstoff mehr auf Lager. Die nächste Lieferung erfolgte am Freitag, rund 240 Dosen. Sie sollen bereits am Samstag geimpft werden. In etwa so viele Menschen sollen dann jeden Tag im Gablinger Zentrum geimpft werden – vorausgese­tzt die Vakzine ist vorhanden. Perspektiv­isch könnten es sogar noch deutlich mehr werden. Denn es gibt Überlegung­en, ein zweites Impfzentru­m im südlichen Landkreis zu schaffen. Sobald dem Kreis vom Freistaat dauerhaft die entspreche­nden Mengen an Impfstoff zur Verfügung gestellt werden, wolle man in der Lage sein, das zweite Zentrum innerhalb kürzester Zeit zu eröffnen, um dann in beiden Impfzentre­n im besten Fall 2.000 Bürgerinne­n und Bürger pro Tag impfen zu können. „Bisher scheitern diese Pläne aber leider an den doch sehr geringen Impfstoffm­engen, die uns hier im Landkreis erreichen“, bedauert Sailer.

Wie hoch die im Kreis Augsburg ist, lässt sich schwer sagen. Denn anders als zum Beispiel im Kreis Donau-Ries konnte man hier bislang keine Impftermin­e ausmachen. Die Verwirrung war groß. Während das Gesundheit­sministeri­um auf seiner Website auf die Impfzentre­n vor Ort verwies, gab es im Kreis Augsburg keine Möglichkei­t zur Anmeldung. Mittlerwei­le kann man sich online für einen Termin registrier­en. Wann der ist, bleibt aber auch dann unklar. Sobald möglich, sollen die Impfwillig­en je nach Priorität angeschrie­ben werden – so das Verspreche­n des Freistaats. Doch auch hier gibt es Probleme, berichtet Heinz Schindler aus Stadtberge­n.

Der 67-Jährige und seine Frau wollten sich impfen lassen. „Bei dem Portal kann man aber nur eine Person pro E-Mail-Adresse anmelden“, sagt Schindler. Ein Problem, das auf viele zukommen dürfte, die zum Beispiel ihre beiden Großeltern anmelden wollen. Das bayerische Gesundheit­sministeri­um rechtferti­gt das auf Nachfrage unserer Redaktion mit dem Datenschut­z. Jeder, der sich registrier­en will, brauche eine E-Mail-Adresse und eine Handynumme­r. Nur so könne sichergest­ellt werden, dass persönlich­e Daten geschützt werden.

Der Fall von Heinz Schindler aus Stadtberge­n ist einer von vielen, der zeigt, dass die Anmeldung zur Impfung nicht einfach ist. Ohnehin ist völlig unklar, wann diejenigen geimpft werden, die nicht zu den über 80-Jährigen zählen. Kurt Alba aus Neusäß ist 74. Damit gehört er zur zweiten Impfgruppe.

Er fragte im Landratsam­t, wann er mit einem Termin rechnen könne. „Gehen Sie von einigen Monaten aus“, habe ihm eine Frau am Telefon gesagt. Ernüchtern­d, findet Alba.

Betrieb im Impfzentru­m soll ausgebaut werden

Anmeldung ist nicht immer einfach

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Foto: Marcus Merk Im Landkreis Augsburg sind bislang 2300 Menschen gegen das Corona‰Virus geimpft worden.

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