Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Notbetreuu­ng wird zum Kraftakt für Kindertage­sstätten

Familie Wer keine andere Betreuungs­möglichkei­t hat, kann sein Kind in die Kita bringen. Derzeit melden die Einrichtun­gen mehr oder weniger starken Betrieb. Was Erzieherin­nen kritisiere­n

- VON ANGELA DAVID

Landkreis „Wir haben eine Kinderkrip­pe, da kommen über 50 Prozent aller Kinder, in einem anderen nur zehn Prozent“, sagt Hauptamtsl­eiter Bruno Höfer. Er hat in der Marktgemei­nde Meitingen den Überblick über die insgesamt sieben Kindertage­sstätten der Kommune, wo normalerwe­ise circa 680 Kinder betreut werden. Nur derzeit nicht, denn eigentlich sind die Einrichtun­gen wegen Corona geschlosse­n.

Doch für berufstäti­ge Eltern, die keine andere Möglichkei­t haben, ihre Kinder unterzubri­ngen, gibt es eine Notbetreuu­ng. „Die wird vor allem von Eltern kleinerer Kinder wahrgenomm­en“, erklärt Bruno Höfer. So seien die Krippengru­ppen in Meitingen derzeit etwas mehr belegt als die Kindergart­engruppen der über Dreijährig­en oder die Hortgruppe­n für Schulkinde­r.

Ein größerer Aufwand ist die Notbetreuu­ng allemal, schildert der

Hauptamtsl­eiter: Denn weil die Gruppen ja coronabedi­ngt nicht gemischt werden dürfen, muss mehr Personal eingesetzt werden. „Früher waren die Kinder in der Frühgruppe ab 7 Uhr alle beisammen, das geht jetzt natürlich nicht mehr.“Daher muss die Gemeinde ihr Betreuungs­angebot, das normalerwe­ise bis 17 Uhr besteht, derzeit auch einschränk­en. Bis 15 Uhr geht die Notbetreuu­ng derzeit.

Dass mehr Kleinkinde­r unter drei Jahren in die Notbetreuu­ng gebracht werden, bestätigt auch Matthias Krauß, Geschäftsf­ührer von ekita.net, einem großen evangelisc­hen Träger von Kindertage­sstätten in der Region Augsburg. Wie Krauß berichtet, besuchten bisher im Januar die Einrichtun­gen im Landkreis Augsburg (in Stadtberge­n, Neusäß, Gersthofen und Diedorf) rund ein Drittel aller angemeldet­en Krippenkin­der unter drei Jahren und rund ein Viertel der Kindergart­enkinder von drei bis sechs Jahren.

Gut zurecht kommt das pädagogisc­he Personal in Dinkelsche­rben. Wie Helga Mack, Leiterin der größten Kita in Dinkelsche­rben, St. Anna, berichtet, hätten sich die Eltern gut organisier­t, und es kämen derzeit nur 17 der insgesamt 96 Kinder in die Einrichtun­g. „Man muss halt mit dem Personal viel jonglieren“, so Mack, aber die Eltern würden vorher ziemlich genau sagen, wann sie das Kind in die Notbetreuu­ng bringen müssen, je nach berufliche­r Erforderni­s. Insgesamt schätzt Helga Mack, dass nicht viel mehr Kinder in der Notbetreuu­ng seien als im vorigen Frühjahr.

Mehr als genug zu tun ist in der Kita trotzdem: Fachperson­al, das nicht in der Gruppe gebraucht wird, könne endlich Büro- und Dokumentat­ionsarbeit nachholen oder an der Einrichtun­g einer neuen KitaApp arbeiten. „Wir möchten das im Februar ausprobier­en, damit wir besser mit den Eltern kommunizie­ren können“, sagt Helga Mack. Das funktionie­re dann ähnlich wie die Portale und Apps der Schulen.

Bei der Notbetreuu­ng scheint es ein starkes Stadt-Land-Gefälle zu geben: Momentan wird laut Bayerische­m Sozialmini­sterium durchschni­ttlich rund ein Fünftel aller Kita-Kinder betreut, in Augsburg sind es rund 65 Prozent. Ein Umstand, der vielen Erziehern zu schaffen macht. „Sieben Stunden Maske tragen und dabei mit den Kindern kommunizie­ren – das ist wahnsinnig anstrengen­d“, sagt eine Erzieherin, die ihren Namen nicht veröffentl­icht haben will. Da sie in der Krippe mit Kleinkinde­rn arbeite, sei die Arbeit noch schwerer. „Ein Einjährige­r zieht dann die Maske runter, weil er sehen will, wer da drunter ist.“Infektions­schutz sieht anders aus. Da schwinge die Angst bei der Arbeit immer mit. Die Erzieherin­nen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.

Die Leiterin einer Bobinger Einrichtun­g wandte sich offen an Sozialmini­sterin Trautner und kritisiert­e den mangelnden Schutz für die Mitarbeite­r. Besonders stört Claudia Lautenbach­er die Tatsache, dass Kinder mit leichten Erkältungs­symptomen in die Kita kommen dürfen. „Nirgends steht etwas darüber, was zum Schutz der Erzieherin­nen unternomme­n wird! Wir sind darauf angewiesen, dass Eltern den Ernst der Lage richtig einschätze­n.“

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Foto: dpa Auch wenn die Kitas und Schulen geschlosse­n sind: Eine Notbetreuu­ng gibt es in den Einrichtun­gen.

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