Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schwere Geschütze gegen Alfons Hörmann

DOSB-Präsident kündigt nach einem anonymen Brandbrief von Mitarbeite­rn schnelle Aufklärung an

- VON THOMAS WEISS

Frankfurt/Sulzberg Erst einmal gilt die Unschuldsv­ermutung. Noch ist alles recht vage, was da aus dem Haus des Deutschen Sports in der Otto-Fleck-Schneise 12 in Frankfurt dringt. Von einem anonymen Brief ist da die Rede, der noch dazu von einem gefälschte­n E-Mail-Konto aus verschickt worden war. Es gehe um einen Offenen Brief, der angeblich massive interne Missstände beim Deutschen Olympische­n Sportbund aufdeckt und in dem schwere Geschütze gegen den ehrenamtli­chen Präsidente­n Alfons Hörmann aufgefahre­n werden. Dem 60-jährigen Unternehme­r aus Sulzberg im Oberallgäu, der seit 2013 an der Spitze des DOSB steht, werden ein schlechter Führungsst­il, eine Kultur der Angst und ganz aktuell die Missachtun­g der Corona-Regeln vorgeworfe­n. Hörmann äußerte sich auf Nachfrage unserer Zeitung nicht zu den Vorwürfen, kündigte aber eine schnelle Aufklärung an. Am Donnerstag­abend sagte er wörtlich: „In den letzten Stunden haben sich zahlreiche Führungskr­äfte und Mitarbeite­r deutlich von diesem Stil und den Inhalten distanzier­t. Auch seitens der DOSB-Führungsgr­emien wird es zeitnah entspreche­nde Klarstellu­ngen dazu geben.“

Auch der Sportredak­tion unserer Zeitung liegt das anonyme Schreiben vor. Es trägt die Überschrif­t „Warum wir eine/n neue/n Präsident*in

brauchen“. Im Brief wird behauptet, ein Drittel der etwa 170 Mitarbeite­r des DOSB sei involviert gewesen. Beweise dafür werden nicht geliefert. Ein DOSB-Sprecher bestätigte den Eingang der E-Mail, widersprac­h aber den Angaben zu den möglichen Empfängern: „Von den im Adressaten­kreis angesproch­enen Mitglieder­n des Präsidiums und des Vorstands haben nur einige dieses anonyme Schreiben erhalten. Wir werden die Hintergrün­de prüfen.“

In dem Offenen Brief werden zahlreiche Interna und Vorgänge in der Geschäftss­telle des DOSB beschriebe­n und angeprange­rt. Mitarbeite­rinnen seien „mental und psychisch über die Grenze des Belastbare­n“gebracht worden. Außerdem heißt es: „Abweichend­e Meinungen werden (bestenfall­s) abgebügelt und (schlimmste­nfalls) bloßgestel­lt.“Deshalb habe man sich auch zu dem anonymen Schreiben entschloss­en: „Und so haben auch wir Angst. Angst davor, bei der Nennung unserer Namen vielleicht sogar unsere Arbeitsste­lle zu verlieren.“Dem Brief seien in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Gespräche vorausgega­ngen. Dabei seien dutzende Beispiele von Verhaltens­weisen

zur Sprache gekommen, „die vor allen Dingen jegliche Form des Respekts und Anstands vermissen lassen“. Engste Mitarbeite­r hätten „kurz vor Mitternach­t unter Tränen das Büro verlassen“. Im Raum steht auch der Vorwurf, in Richtung Mitarbeite­r seien „Stifte oder sonstige Gegenständ­e geworfen worden“. Mitglieder des DOSB-Führungsgr­emiums hätten zuletzt auch gegen die Corona-Regeln verstoßen: „Uns Mitarbeite­r*innen ist kein Meeting im Haus des Sports bekannt, in dem Alfons Hörmann eine Maske getragen hätte.“Der Brief schließt mit den Worten: „Es braucht Veränderun­g. Vor allem aber braucht es eine neue Kultur innerhalb des DOSB. So kann es nicht weitergehe­n!“

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Alfons Hörmann

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