Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kaum zu überwinden

In Stuttgart hat sich Gregor Kobel zu einer Erstliga-Stammkraft entwickelt. Nun soll der BVB an ihm interessie­rt sein. Sein Einsatz gegen seinen Ex-Klub FCA ist fraglich

- VON JOHANNES GRAF

Eine bessere Bewerbung hätte Gregor Kobel kaum abgeben können. Lediglich den herausrage­nden Fähigkeite­n des Torhüters war zu verdanken, dass der VfB Stuttgart Mitte April in der Begegnung mit Borussia Dortmund nicht unterging, sondern lediglich 2:3 verlor. Kobel hatte in dieser Bundesliga­partie mit Reaktionen beeindruck­t, zu denen nur wenige Torhüter fähig sind. Seitdem halten sich die Gerüchte hartnäckig, der Stuttgarte­r Schlussman­n mit den tausend Armen könnte im Sommer den Verlockung­en aus Dortmund erliegen.

Kobel reagiert auf derartige Spekulatio­nen so, wie es Spieler von ihren Beratern gerne eingeflüst­ert bekommen. Sich auf das Hier und Jetzt berufen, möglichst wenig über die Zukunft sagen. „Ich bin ganz klar hier, um mich weiter zu verbessern und mit dem VfB das Maximale zu erreichen. Ich blicke nicht so weit nach vorne“, erklärte er gegenüber dem Kicker. Im Sommer hat der Profi in Stuttgart einen Vier-Jahresvert­rag unterschri­eben. Was auf eine längerfris­tige Zusammenar­beit hindeutet, kann allerdings eine schnelle Wendung erfahren. Kobel hat zwar keine Ausstiegsk­lausel, doch bei einem entspreche­nden Angebot könnte Stuttgart schwach werden.

Kobel wäre der nächste Schweizer Torwart, der zum BVB wechselt. Aktuell stehen dort Roman Bürki und Marwin Hitz unter Vertrag. Wirklich zufrieden waren die Verantwort­lichen um Manager Michael Zorc in der laufenden Runde nicht mit den Darbietung­en ihrer Torleute. Wenn Marco Rose im Sommer übernimmt, bevorzugt der neue Trainer womöglich eine andere Konstellat­ion: Bürki verlässt Dortmund, Kobel wird Nummer eins und Hitz sein Ersatzmann.

Kobel hätte seinen Karrierewe­g in Deutschlan­d fortgesetz­t, der in der Jugend der TSG Hoffenheim begonnen hat. Über die U19 und die TSG-Reserve empfahl sich der Schweizer für die Bundesliga, erste Schritte auf großer Bühne machte er im Trikot des FC Augsburg. Im Januar 2019 holte FCA-Sportchef Stefan Reuter den Torwart in den Kader, nachdem zuvor weder Fabian

Giefer noch Andreas Luthe die Erwartunge­n erfüllt hatten. Kobel zeigte während der Rückrunde, über welches Torwartale­nt er verfügt, aber auch, über welche Schwächen. Ihm fehlte Konstanz, 42 Gegentore in 16 Spielen dokumentie­rten das. Dennoch war Reuter von Kobel überzeugt und wollte ihn dauerhaft verpflicht­en.

Doch Kobel hatte anderes im Sinn. Er verlängert­e erst seinen Vertrag in Hoffenheim und ließ sich dann nach Stuttgart verleihen. In der zweiten Liga sah der Spieler „die besten Möglichkei­ten“, sich zu entwickeln. Es folgten der Aufstieg, die feste Verpflicht­ung und eine Saison, in der Kobel zu den besten Torhütern der Liga aufstieg.

Dass der VfB den Klassenerh­alt frühzeitig erreichte, hängt mit Kobels Leistungen und den erfrischen­den Aufritten unter Trainer Pellegrino Matarazzo zusammen. Die Spielweise war nicht nur attraktiv,

Kobel hat beim VfB Stuttgart keine Ausstiegsk­lausel

VfB Stuttgart zeigt lange Zeit erfrischen­den Fußball

sie war ebenso erfolgreic­h. Zwischenze­itlich träumte der Aufsteiger gar von einem europäisch­en Wettbewerb. Gegen Ende der Saison scheint den Stuttgarte­rn allerdings die Luft auszugehen. Vor dem Aufeinande­rtreffen mit dem FC Augsburg (Freitag, 20 Uhr/DAZN) blickt der VfB auf vier Niederlage­n in Serie.

Ein Grund dafür: anhaltende­s Verletzung­spech. Auch gegen Augsburg drohen etliche Spieler auszufalle­n, unter anderem Kobel. Den 23-Jährigen plagen vor dem Wiedersehe­n mit seinen ehemaligen Kollegen Rückenprob­leme. Matarazzo wollte keine endgültige­n Prognosen abgeben, ob der Schlussman­n im Abendspiel auflaufen kann. Er hoffte aber, dass Kobel gegen Augsburg „spielfit“sei. „Wir werden sehen, ob er die Schmerzen wegstecken kann oder nicht“, erklärte der Trainer und fügte hinzu, er sei optimistis­ch, dass es sich nicht um einen Bandscheib­envorfall handle. Am Freitagnac­hmittag sollte eine MRT-Untersuchu­ng darüber Aufschluss geben, wie schwer die Verletzung ist. Kobel hatte zuvor zwei Tage bei seinem Physiother­apeuten in der Schweiz verbracht. Würde der 23-Jährige gegen Augsburg fehlen, wäre das auf jeden Fall eine Schwächung. Die Dortmunder können das bestätigen.

 ?? Foto: Frank Peters, witters ?? Gregor Kobel zeigt für den VfB Stuttgart beständig starke Leistungen. Daher wird über einen Wechsel zu Borussia Dortmund spekuliert.
Foto: Frank Peters, witters Gregor Kobel zeigt für den VfB Stuttgart beständig starke Leistungen. Daher wird über einen Wechsel zu Borussia Dortmund spekuliert.
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