Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf Schatzsuche
Fünftklässler setzen Kindergedichte als digitales Theater um
Meitingen Claudia Arifianto hadert etwas damit, dass ausgerechnet ihr Projekt hier vorgestellt wird. „Da draußen sitzen täglich Lehrkräfte vor den Geräten, die so unglaublich viel leisten, die Inspiration und Vorbild sind“, sagt die Realschullehrerin aus Meitingen (Kreis Augsburg). „Für diese Menschen bin ich sehr dankbar, und sie alle sollten einen Ehrenplatz bekommen.“
Sie selbst schickt ihre Fünftklässler auf Schatzsuche. Der Schatz, den sie am Ende einer Schulwoche entdeckt haben: ein Theater für Gedichte. Arifianto, Lehrerin für Deutsch, Ethik und Englisch, hat mit Kolleginnen der Fächer IT und Kunst die digitale Schatzsuche konzipiert. „Uns war es wichtig, dass die Kinder kreativ sein und selbst etwas produzieren können“, sagt die 40-Jährige. Dabei hilft eine virtuelle Landkarte. Das erste Ziel darauf: „Die Höhle der Dichter“. Dort finden die Schüler den Link zu einer Kindergedichtsammlung, suchen sich eines aus – Fallerslebens „Ein
Männlein steht im Walde“etwa, oder „Der kleine Nimmersatt“. Eine sprechende Krake erklärt, wie man ein Gedicht betont. In den „Bergen der Zeichenschule“lernen die Schüler, die Verse in Bilder zu übersetzen. Auf der Schatzkarte versteckt sich auch die Erklärung, wie man mit Powerpoint Text und Bilder zusammenbaut. Und dann: die große Premiere vor der Klasse im virtuellen Theater. Manche Kinder hätten in Gruppen gearbeitet, andere aus der Gedichtwerkstatt ein
Familienprojekt gemacht, sagt Arifianto. Sie hat ihre Schüler gefragt, was ihnen daran gefiel: „Miteinander arbeiten, ohne sich zu sehen“, antwortete ein Kind. „Ich habe gelernt, was man alles mit Powerpoint machen kann“, ein anderes. Und die Lehrerin? „Ich werde die Geschenke, die uns die Digitalisierung bringt, definitiv weiter nutzen. Das größte Geschenk ist, dass wir Lehrer neugierig und begeisterungsfähig für Neue Medien sind – und das auch bleiben müssen.“