Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Möglichkei­ten in Meitingen

Der Neubau macht vieles einfacher

- VON BIRGIT WALDMANN

Die Eröffnung der neuen Werkstatt für behinderte Menschen des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) in Meitingen fiel zwar nicht so feierlich aus, wie man sich das vorstellt. Trotzdem war die Freude bei allen Beteiligte­n nach eineinhalb Jahren Bauzeit groß, den Neubau in der Raiffeisen­straße beziehen zu können.

Zum einen weil sowohl die Bauzeit als auch die Kosten in Höhe von 3,45 Millionen Euro eingehalte­n werden konnten – trotz Corona. Und zum anderen, weil die neuen, modernen Räume deutlich mehr Platz zum Arbeiten bieten, genau sind es 500 Quadratmet­er mehr als in den alten Werkstätte­n in Holzen bei Allmannsho­fen. 60 Menschen mit Behinderun­g können im Neubau arbeiten: Dekoartike­l aus Keramik herstellen oder in Lohnfertig­ung Kunststoff­teile für Autos montieren. Coronabedi­ngt sind es aber nur knapp die Hälfte, die anderen besuchen weiterhin die alte Werkstatt.

Aus Infektions­schutzgrün­den wurden die Gruppen von Bernhard Christi, der für die DRW-Werkstatt und -Förderstät­te verantwort­lich ist, nämlich aufgeteilt. Diejenigen welche zusammen in einer der sieben Wohngruppe­n im Umkreis leben – egal ob Werkstattm­itarbeiter oder Förderstät­tenbesuche­r, arbeiten auch zusammen. So sind die Gruppen kleiner und mögliche Ansteckung­en sowie deshalb notwendige Isolierung­en bleiben innerhalb einer Gruppe, während die anderen weiterhin ihrer Beschäftig­ung

nachgehen können – das war Christi wichtig. Weil der Platz in der alten Werkstatt dafür nicht ausreichte, wich eine Gruppe sogar auf die Seminarräu­me der Freiwillig­en Feuerwehr in Nordendorf aus, bis der Neubau fertiggest­ellt war.

Barrierefr­ei arbeiten

Insgesamt ist die neue Werkstatt 1600 Quadratmet­er groß und entspricht dem geänderten Raumkonzep­t, das vorschreib­t, dass alle Bereiche, die Menschen mit Behinderun­g erreichen müssen, auf einer Ebene und barrierefr­ei zugänglich sein müssen. Das ist im Neubau gewährleis­tet. Zusätzlich bietet dieser neben den Werkstätte­n auch Platz für eine Küche, einen Speisesaal, Büros, ein Lager sowie eine Hausmeiste­rwerkstatt im Obergescho­ss.

Bei der Planung setzte das beauftragt­e Münchner Architektu­rbüro MAP nicht nur diese Anforderun­gen gekonnt um, sondern achtete auch auf eine nachhaltig­e Energiever­sorgung. Deshalb wurde auf dem Dach eine Photovolta­ik-Anlage installier­t. Eine umweltfreu­ndliche Erdwärmehe­izung sorgt ganzjährig für angenehme Temperatur­en im Gebäude.

Bauherr ist die kirchliche Investoren­gemeinscha­ft Sozial Bauen und Investiere­n GmbH (SoBaInvest). Sie vermietet die Werkstatt langfristi­g an das Dominikus-RingeisenW­erk. Dabei wurden Ausstattun­g und Miete zu 65 Prozent mit Mitteln des Bayerische­n Sozialmini­steriums gefördert. 20 Prozent sind Eigenmitte­l, zehn Prozent stammen von der Bundesagen­tur für Arbeit und fünf Prozent vom Bezirk Schwaben.

Dass gerade der Markt Meitingen als Standort für den Neubau gewählt wurde, hat einen besonderen Grund: Damit macht das DRW einen weiteren Schritt zur Inklusion von Menschen mit Behinderun­g in der Region. „Meitingen bietet viel mehr Infrastruk­tur und soziale Anbindung“, sagt Bernhard Christi. Die Mitarbeite­nden können jetzt auch selbststän­dig zur Werkstätte gelangen, denn der Bahnhof Meitingen ist in der Nähe. Manche können ihren Arbeitspla­tz sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen – ein Stück mehr Lebensqual­ität. Jetzt müssen sich nur noch diejenigen ein wenig gedulden, die wegen Corona noch in der alten Werkstatt arbeiten und auch ihre Freunde und Kollegen nicht mehr treffen können. Doch das sollte ja absehbar sein.

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 ??  ?? Der Neubau entstand im Meitinger Gewerbegeb­iet an der Raiffeisen­straße. Von der B2 aus ist er gut zu erken‰ nen. Der Standort überzeugte auch durch die gute Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr.
Der Neubau entstand im Meitinger Gewerbegeb­iet an der Raiffeisen­straße. Von der B2 aus ist er gut zu erken‰ nen. Der Standort überzeugte auch durch die gute Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr.
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 ??  ?? Hell und lichtdurch­flutet sind die Arbeitsräu­me im Neubau. Sie gehen alle nach Süden, der Blick fällt ins Grüne auf blühende Apfelbäume.
Hell und lichtdurch­flutet sind die Arbeitsräu­me im Neubau. Sie gehen alle nach Süden, der Blick fällt ins Grüne auf blühende Apfelbäume.
 ?? Fotos: Birgit Waldmann ?? Die Kantine bietet Versorgung­smöglichke­iten für die Mitarbeite­nden so‰ wie ihre Betreuerin­nen und Betreuer.
Fotos: Birgit Waldmann Die Kantine bietet Versorgung­smöglichke­iten für die Mitarbeite­nden so‰ wie ihre Betreuerin­nen und Betreuer.
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Bernhard Christi leitet die DRW‰ Werkstatt.

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