Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Preis und Platz bleiben gleich
In zwei Punkten hat sich der VW Polo nicht verändert – in vielen anderen schon
Für die einen war er sofort ein Kultauto – für die anderen nur der Golf für Arme. Und eigentlich war der erste Polo noch nicht mal ein echter Volkswagen. Als VW anno 1975 sein bis dato kleinstes Modell auffahren ließ, stand der baugleiche Audi 50 seit Monaten bei den Händlern.
Aber, und so steht es ja schließlich schon in der Bibel: Die Letzten werden die Ersten sein. Der Audi 50 flog schon drei Jahre später aus dem Programm, der VW Polo verkaufte sich seitdem mehr als 18 Millionen Mal. Mit 7500 Mark Verkaufspreis und 3,50 Metern fing alles an.
Der Polo heute legte im Vergleich zum Ur-Modell um mehr als einen halben Meter zu, der Preis stieg ums Doppelte – und das Ganze auch noch in Euro. Beim Facelift der sechsten Generation bleibt, was die beiden Punkte anbetrifft, alles beim Alten. Der Nachfolger ist exakt so groß wie sein Vorgänger und auch an der Preisschraube haben die Wolfsburger nicht gedreht, wie man stolz betont. Nicht ganz zu Unrecht, denn bei den Assistenten fährt er jetzt auf Augenhöhe mit dem VW Golf. Und das schon in der Serie, die jetzt statt „Trendline“schlicht „Polo“heißt.
Das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ist genauso an Bord wie Spurhalteassistent oder CityNotbremsfunktion. Wer will, kann den Polo bis zum teilautonomen Fahren hochrüsten. Dann genügt ein sanfter Druck auf das Lenkrad, den Rest macht das Auto ganz allein: Geschwindigkeit und Abstand halten, eigenständig lenken.
Konsequenterweise wurde auch das Cockpit erneuert, die Instrumententafel digitalisiert. Das Achtzoll-Display ist serienmäßig, in der nächsthöheren Ausstattungsvariante „Style“darf gegen Aufpreis auf 12,5 erweitert werden. Stolz ist man bei VW auch auf die Matrix-Scheinwerfer, die in dieser Fahrzeugklasse eher Seltenheitswert besitzen.
Wer die intelligenten LED-Lichter bestellt, bekommt eine Leuchtspange im Kühlergrill dazu, wie man sie schon von den elektrischen ID-Modellen her kennt. Von hier droht auch die größte Gefahr für den
Polo. Denn unterhalb des ID3 wollen die Wolfsburger wohl einen rein elektrischen Kleinwagen bauen. Wie lange es dann noch den Verbrenner gibt, darüber wird schon heiß spekuliert.
Beim Facelift jedenfalls röhrt es noch aus dem Endrohr. Mit drei 1,0 Liter großen Benzinern, wahlweise zwischen 80, 95 und 110 PS. Die stärkeren Motoren verfügen über einen Turbolader und können mit Doppelkupplungsgetriebe bestellt werden. Geduld sollte üben, wer es noch schärfer mag. Auch den Polo GTI wird es geben, mit 207 PS und Sprintwerten bei knapp über sechs Sekunden. Auch hier fing der Polo anno 1979 ganz unten an. 60 PS galten damals als flott.
● Länge/B./H. 4,05/1,75/1,46 m
● Preis ab ca. 15 000 Euro
● Alternativer Antrieb
● 1,0 Liter TGI mit Erdgas
● Leistung 66 kW (90 PS)
● Drehmoment 160 Nm
● Verbrauch: 3,7 kg/100 km