Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Voller Fokus auf Bremen

Nach der Niederlage in Stuttgart droht dem FC Augsburg mehr denn je der Abstieg. Was Spieler und Trainer vor dem nächsten „Endspiel“zuversicht­lich stimmt

- VON JOHANNES GRAF

Stuttgart Unmittelba­r nach Schlusspfi­ff begann Markus Weinzierl, 46, mit der Aufarbeitu­ng des Erlebten. Er ging über den Rasen des Stuttgarte­r Stadions, gratuliert­e artig den Siegern und richtete die Verlierer auf. Der Trainer des FC Augsburg hätte sich eine andere Verteilung der Rollen gewünscht, wäre sich lieber mit den Seinen in den Armen gelegen, statt am Boden Liegende aufmuntern zu müssen.

Der Trainerwec­hsel hatte sichtlich Wirkung gezeigt, die FCASpieler legten einen ansprechen­den Auftritt hin. Agierten statt wie in vielen Phasen der zurücklieg­enden Spiele passiv und lethargisc­h über das Grün zu schleichen. Es fehlte allerdings etwas wirklich Wichtiges: Der Trainertau­sch hatte nicht das angestrebt­e Ergebnis zur Folge.

Nach dem 1:2 (0:1) beim VfB Stuttgart müssen die Augsburger mehr denn je um den Ligaverble­ib zittern, fünf sieglose Partien in einer entscheide­nden Phase der Saison wirken sich verheerend aus. Noch können die Augsburger aus eigener Kraft den Klassenerh­alt erreichen, aber nachdem über Wochen hinweg der Vorsprung zur Abstiegszo­ne weggeschmo­lzen ist, entgleitet ihnen allmählich die Situation. FCASportge­schäftsfüh­rer Stefan Reuter musste eingestehe­n, dass sich die Lage stetig verschärft hatte. Nüchtern stellte er fest: „Jetzt sind wir da, wo niemand hinwill.“

Reuter hatte gehofft, mit einem Erfolg und drei Punkten in Stuttgart das Saisonziel praktisch zu erreichen. Wie die Begegnunge­n der direkten Konkurrent­en aus Bremen, Köln, Bielefeld und Berlin endeten, das hätte den 54-Jährigen weit weniger Nerven gekostet. So aber verfolgten Weinzierl, Reuter, Verantwort­liche und Fans des FCA die restlichen Partien dieses Spieltags mit größtem Interesse.

Dass Bremen gegen Leverkusen punktete, hat ihnen weniger gefallen. Dass Köln gegen Freiburg unterlag, war in ihrem Sinn. Ob das Unentschie­den zwischen Hertha BSC und Arminia Bielefeld sich gut

schlecht für den FCA auswirkt, ist Auslegungs­sache. Fakt ist: Der Vorsprung auf den Relegation­splatz beträgt jetzt zwei Punkte, der auf den Abstiegspl­atz vier.

Reuter hat große Titel gefeiert, hat die Champions League gewonnen, ist Europa- und Weltmeiste­r geworden. In Augsburg musste er lernen, nach Minimalzie­len zu eifern. Mit einem einfachen Satz erklärte er, worauf es jetzt ankomme. Darauf nämlich, das Beste aus der Situation zu machen. Und, fügte Reuter hinzu: „Jetzt gilt nichts anderes als Bremen.“

Die Erfolgsaus­sichten des FCA am letzten Spieltag scheinen eher gering. Bayern München wird am Tag der Meistersch­alen-Übergabe kaum Geschenke verteilen, außerdem treibt Torjäger Robert Lewandowsk­i der Müller-Rekord an, den der Pole nicht nur einholen, sondern ausbauen möchte. Die Augsburger sollten tunlichst alles daransetze­n, im Heimspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) den Klassenerh­alt perfekt zu machen.

Wie dieses Vorhaben gelingen könnte, demonstrie­rten die Augsburger gegen den VfB Stuttgart. Bekannte Weinzierl-Muster waren zu erkennen: das aggressive, kompakte Anlaufen, Ballerober­ungen und Umschaltsp­iel. Bei eigenem Ballbesitz initiierte­n die Augsburger ihre Angriffe über weit geschlagen­e Diagonalpä­sse, Außenverte­idiger rückten nach und versuchten durch Flanken Druck auf des Gegners Gehäuse auszuüben.

Aus Sicht von Angreifer André Hahn hatten er und seine Mitspieler den Plan vielverspr­echend umgesetzt. Was fehlte, war der Ertrag. Am Ende der Partie hatten die Augsburger 21-mal aufs Stuttgarte­r Tor geschossen – ihr Bestwert in dieser Saison. Als Florian Niederoder lechner nach einer knappen Stunde den verdienten Ausgleich erzielte, schien der FCA die Partie drehen zu können. Mangelhaft­es Abwehrverh­alten stand diesem Vorhaben allerdings im Weg.

Weinzierl tat, was vor dem Endspiel gegen Bremen zu seinen Aufgaben gehört. Hob positive Dinge hervor, etwa die Leistung oder das Engagement, und sprach seinen Spielern Mut zu. Was er gesehen hatte, stimmte den Trainer zuversicht­lich. „Die Spieler hätten es verdient gehabt zu punkten. Wenn wir noch zweimal eine solche Leistung abliefern, werden wir die nötigen Punkte holen.“

Neben der gezeigten Leistung spreche im Abstiegska­mpf noch ein Faktor für den FCA, ergänzte Hahn. „Wir spielen beim FC Augsburg. Wir sind es gewohnt, kennen die Situation und hatten das in den letzten Jahren schon öfter.“

LIGUE 1 FRANKREICH

 ?? Foto: Tom Weller ?? Die FCA‰Spieler Fredrik Jensen (li.) und André Hahn mit versteiner­ter Miene. Gegen den VfB Stuttgart zeigte der FC Augsburg eine ansprechen­de Leistung, verpasste aber einen Punktgewin­n.
Foto: Tom Weller Die FCA‰Spieler Fredrik Jensen (li.) und André Hahn mit versteiner­ter Miene. Gegen den VfB Stuttgart zeigte der FC Augsburg eine ansprechen­de Leistung, verpasste aber einen Punktgewin­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany