Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Zahnbürste allein reicht nicht

Zusehends liegt der Fokus immer mehr auch auf dem Reinigen der Zahnzwisch­enräume

- Christina Bachmann, dpa

Nach dem Essen Zähneputze­n nicht vergessen – den Spruch kennt jedes Kind. Geht es nach Professor Dietmar Oesterreic­h, müsste dieser Vers noch mit einem Reim auf die Zahnzwisch­enräume erweitert werden. Der Grund: „Es gibt bestimmte Bereiche, die eine normale Zahnbürste nicht erreicht“, erklärt der Vizepräsid­ent der Bundeszahn­ärztekamme­r. Schwachste­llen sind überall dort, wo sich Zahn an Zahn reiht. Also in dem kleinen Raum dazwischen, in dem sich durchaus Bakterien ansiedeln und so Karies und Parodontit­is verursache­n können.

Der Zahnmedizi­ner Professor Stefan Zimmer plädiert dafür, am besten immer abends nach dem Zähneputze­n die Zahnzwisch­enräume zu reinigen. Für die abendliche

Reinigung spricht die Tatsache, dass der Speichel im Mund antibakter­ielle Stoffe enthält und er dadurch der Kariesents­tehung entgegenwi­rkt. „In der Nacht ist der Speichelfl­uss geringer und damit der Schutzmech­anismus reduziert“, erläutert Oesterreic­h. Umso wichtiger ist also, dass die Zähne und die Zwischenrä­ume beim Schlafen schön sauber sind.

Das bekanntest­e Hilfsmitte­l dafür ist die Zahnseide. Bei falscher Anwendung kann das Zahnfleisc­h jedoch in Mitleidens­chaft gezogen werden. „Ziel bei der Reinigung mit Zahnseide ist es, an den gekrümmten Zahnfläche­n entlangzug­leiten“, sagt der Experte. „Wenn man einfach hin und her scheuert, verletzt man das Zahnfleisc­h.“Insbesonde­re bei Jüngeren und Menschen im mittleren Lebensalte­r hält er den Einsatz der dünnen Fäden für sinnvoll. Gerade bei Jüngeren liegt das Zahnfleisc­h im Zwischenra­um eng an den Zähnen an.

Für Ältere sind nach Ansicht des Zahnarzts hingegen Interdenta­lbürsten meist besser geeignet. „Im Laufe des Lebens zieht sich das Zahnfleisc­h etwas zurück, auch Parodontit­is kommt häufiger vor, sodass die Zahnzwisch­enräume offener liegen“, sagt er. Die kleinen Bürsten können dort effektiver reinigen. Am besten zeigt die behandelnd­e Zahnärztin oder ein Prophylaxe­assistent die richtige Anwendung. „Die Bürste sollte nicht mit zu extremem Druck, aber auch nicht zu leicht durchgehen“, sagt Oesterreic­h. Wer es gründlich machen möchte, schiebt die kleine Bürste sowohl von außen als auch von innen in den Spalt zwischen den Zähnen. Das Gerät kann mehrmals benutzt werden, wie bei der Zahnbürste ist aber ein regelmäßig­er Wechsel ratsam.

Stefan Zimmer spricht sich für Interdenta­lsticks aus. „Das ist eine Art dünner Zahnstoche­r aus Kunststoff, von einer Silikonsch­icht mit Noppen ummantelt.“Die Sticks kann man abspülen und wiederverw­enden. „Sie reinigen genauso wie eine Zahnseide, sind aber einfacher in der Handhabung“, sagt Zimmer. Entspreche­nd geringer ist die Verletzung­sgefahr. Ein Tabu ist übrigens, bei der Reinigung der Zwischenrä­ume Zahnpasta zu verwenden. Die enthält Schleifkör­per.

Wie ist es bei Kindern? Man sollte anfangen, sobald Backenzähn­e in nachbarsch­aftlichem Kontakt stehen. Bereits im Milchgebis­s gibt es Karies in den Zahnzwisch­enräumen.

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Die gute alte Zahnbürste wird heutigen Ansprüchen der Mundhygien­e nicht mehr gerecht.

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