Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Anwohner sind gegen neue Bauten am Kirchsteig

In dem Allmannsho­fer Baugebiet sind drei Bauplätze und ein Geschosswo­hnbau geplant. Das ruft Anwohner auf den Plan, die für ihre Grünfläche kämpfen

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen Wenn Nadine Maras auf die große, grüne Wiese vor ihrem Haus blickt, dann sieht sie bei schönem Wetter dort ihre Kinder und die Kinder aus dem Baugebiet Kirchsteig spielen. Deswegen hat sich die Frau mit ihrem Mann einst für diesen Bauplatz entschiede­n – wegen der Offenheit und dem Konzept, das auf viel Natur und eine pfiffige Idee der Entwässeru­ng baut. Ob das nun so bleibt, ist fraglich, denn Mitte April haben die Ratsmitgli­eder beschlosse­n, weitere Bauplätze zu schaffen. Das wollen Anwohner nicht so ohne Weiteres hinnehmen.

Im Zuge der Nachverdic­htung sollen drei Bauplätze entstehen. Die Änderung am Bebauungsp­lan „Am Kirchsteig I“liegt aktuell öffentlich aus. Bis zum 26. Mai können Einwände eingereich­t werden.

Angela Pimeisl, die erst im März in ihr Haus am Kirchsteig eingezogen ist, spricht von einer „Klatsche“. Dürften die drei neuen Bauplätze bebaut werden, sei sie von allen Seiten zugebaut. Was den Anwohnern missfällt, ist die Vorgehensw­eise. So hätten sie sich gewünscht, dass Bürgermeis­ter Markus Stettberge­r vor der Abstimmung im Gemeindera­t das Gespräch mit ihnen gesucht hätte, und nicht mit einem Beschluss und einer öffentlich­en Auslegung der Änderung des Bebauungsp­lans bereits ein Stück weit Fakten schafft.

Anwohner Matthias Wenisch erklärt, dass es sich bei der Grünfläche nicht nur um eine Spielfläch­e für die Kinder, sondern auch um einen Ort der Begegnung handle. Zudem sei das Baugebiet auf Basis eines Kon

zur „wassersens­iblen Siedlungsu­nd Freiraumen­twicklung“entstanden, was der Freifläche eine weitere wichtige Funktion zuschreibt. Das Regenwasse­r im Baugebiet läuft über Zisternen, Mulden und die Wiese – in der Funktion eines Regenwasse­rrückhalte­beckens – ab. Auch diese Funktion sehen die Bewohner in Gefahr. Nadine Maras warnt: „Wenn es hier runterpras­selt, dann läuft die Mulde voll.“Das ist noch nicht alles. An der Stelle, an der einst eine Filteranla­ge für das Regenwasse­r geplant war und aktuell eine Wiese den Blick auf die Straße in Richtung Kloster Holzen freigibt, könnte ein Mehrfamili­enhaus entstehen. Je nach Konzeption wären dort bis zu 16 Wohnungen denkbar.

Bautzen, der sich einst für den unverbaute­n Blick, dessen Erhalt ihm sogar zugesicher­t wurde, entschiede­n hat, rechnet damit, dass der Geschosswo­hnbau die übrigen Häuser drei Meter in der Höhe überragen könnte.

Das erhöhte Verkehrsau­fkommen, was der Geschosswo­hnbau mit sich bringen würde, fürchten sie alle gemeinsam. Die Bewohner plädieren stattdesse­n für den Bau eines neuen Kindergart­ens. Das Thema ist in Allmannsho­fen gerade hoch aktuell, weil der jetzige umgebaut werden müsste. Bürgermeis­ter Stettberge­r, der mit der Auslegung der Pläne ein Konzept als Diskussion­sgrundlage vorgeben wollte, erklärt die „gesellscha­ftliche und ökologisch­e Verzepts antwortung“, der die Gemeindeve­rtreter Rechnung tragen wollten. Der Gemeindera­t vertrete die Idee, eine Nachverdic­htung zu ermögliche­n und Wohnraum zu schaffen – und zwar sowohl in Form von drei Bauplätzen am Rande der Mulde als auch auf dem Stück Grünfläche, das jeder Besucher im Ort sieht, wenn er von Holzen aus nach Allmannsho­fen fährt. Mit dem Geschosswo­hnbau will der Gemeindera­t „jungen Paaren die Möglichkei­t auf eine Wohnung im Ort bieten oder älteren Paaren die Chance geben, im Ort zu bleiben, auch wenn sie ihre großen Wohnhäuser aufgeben“, sagt Stettberge­r. Die Sorge vor Überschwem­mungen versucht Peter Matzky vom Bauamt der Verwaltung­sgemeinAnd­reas schaft Nordendorf zu entkräften: Es werde eine Versickeru­ngsmulde geschaffen und die Notentlast­ung im Regenwasse­rkanal, der zur Schmutter führt, könne im Falle eines Starkregen­ereignisse­s der Überlastun­g der Versickeru­ngsanlage entgegenwi­rken.

Damit folge die Gemeinde in ihren Planungen, die laut Rathausche­f Stettberge­r bereits mit einer hohen Summe im Haushalt eingestell­t wurden, dem Wasserhaus­haltsgeset­z und der Vorgabe, Regenwasse­r ortsnah zu versickern. Da weder der geplante Teich in der Mitte des Baugebiets noch die Regenwasse­rbehand-lungsanlag­e umgesetzt wurden, stünden nun Flächen für eine Nachverdic­htung zur Verfügung.

 ?? Foto: Steffi Brand ?? Die Grünfläche mitten im Allmannsho­fer Baugebiet Kirchsteig I dient den Kindern als Spielfläch­e. Wird der geänderte Bebauungsp­lan umgesetzt, entstehen im rechten Teil der Grünfläche drei Baugrundst­ücke.
Foto: Steffi Brand Die Grünfläche mitten im Allmannsho­fer Baugebiet Kirchsteig I dient den Kindern als Spielfläch­e. Wird der geänderte Bebauungsp­lan umgesetzt, entstehen im rechten Teil der Grünfläche drei Baugrundst­ücke.

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