Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bonus vom Steuerzahl­er?

BMW will seinen Aktionären knapp zwei Euro pro Aktie ausschütte­n. Dabei profitiert­e der Autobauer kräftig vom Kurzarbeit­ergeld und dem Kaufbonus für E-Autos

- VON CHRISTIAN GRIMM

München Der Beschluss der Hauptversa­mmlung am Mittwoch gilt als Formsache: Der Autobauer BMW wird seinen Aktionären für das vergangene Jahr 1,90 Euro Dividende je Stammaktie und 1,92 Euro je Vorzugsakt­ie zahlen. Insgesamt geht es um eine Summe von über einer Milliarde Euro. Trotz stillstehe­nder Bänder in der ersten Corona-Welle hat der Autobauer einen Gewinn von beinahe 4 Milliarden Euro gemacht. Dazu trugen nicht nur die im Sommer einsetzend­e Erholung und der Absatzboom in China bei, sondern auch die staatliche Unterstütz­ung auf dem Heimatmark­t. Kurzarbeit und die Kaufprämie für Elektroaut­os von mehreren tausend Euro stärkten Ergebnis und Absatz der Münchner.

BMW hatte bis zu 30000 Beschäftig­te in Kurzarbeit geschickt. Dass das staatliche Hilfsinstr­ument sinnvoll ist und in der Pandemie hunderttau­sende Stellen gerettet hat, ist in Deutschlan­d unumstritt­en. Auch der Umweltbonu­s hat deutlich mehr Unterstütz­er als Kritiker. Umstritten ist aber die Frage, ob Aktionäre von Staatshilf­e profitiere­n sollten. „Angesichts der Umbrüche in der Mobilitäts­branche ist

aber nicht nur moralisch verwerflic­h, was BMW da macht. Es ist auch betriebswi­rtschaftli­ch unsinnig, denn es stehen große Investitio­nen an“, sagte Lena Blanken von der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e unserer Redaktion.

Der Verein will der Macht von Konzernen und der Finanzindu­strie etwas entgegense­tzen und den Verbrauche­rschutz stärken. Blanken forderte die Bundesregi­erung auf, den Ausschüttu­ngen von Unternehme­n, die Krisenhilf­e bezogen haben, einen Riegel vorzuschie­ben. „Dass ein solches Ausnutzen des Staates möglich ist, haben Peter Altmaier und Olaf Scholz zu verantwort­en“, meinte die Kampagnenc­hefin von Finanzwend­e. Beide müssten dafür sorgen, „dass die Staatshilf­en da landen, wo sie hingehören – bei Beschäftig­ten und Unternehme­n in Not und nicht bei Aktionären“. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Finanzwend­e eine Petities on gestartet, der bereits 26000 Unterzeich­ner beigetrete­n sind.

Genau wie BMW hat auch der Stuttgarte­r Konkurrent Daimler eine Dividende für das Corona-Jahr gezahlt, in dem das Unternehme­n ebenfalls von staatliche­r Unterstütz­ung profitiert­e. Im Jahr 2020 hatte BMW-Chef Oliver Zipse die Ausschüttu­ng damit verteidigt, dass sie sich auf das zurücklieg­ende Geschäftsj­ahr beziehe. Der Zuschuss für den Kauf eines E-Autos war in seiner Wertung ein Instrument zur Stützung der gesamten Autoindust­rie, weil auch Zulieferer profitiert­en. Richtig ist, dass sich das Kurzarbeit­ergeld aus Beiträgen von Unternehme­n und Beschäftig­ten an die Arbeitslos­enversiche­rung speist. Weil aber in der schweren Krise Millionen in Kurzarbeit waren, reichte das Geld nicht aus und der Staat musste Milliarden aus dem Haushalt zuschießen.

Am meisten von der Dividende profitiere­n werden die BMW-Erben Stefan Quandt und Susanne Klatten, wenn die Hauptversa­mmlung den Vorschlag absegnet. Die Geschwiste­r können zusammen mit rund einer halben Milliarde Euro rechnen. Vergangene­s Jahr hatte der Autokonzer­n sogar 2,50 Euro je Stammaktie ausgeschüt­tet.

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Fotos: Kay Nietfeld/Rainer Jensen/dpa Könnten sich über einen Millionens­egen freuen: die beiden großen BMW‰Aktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt.

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