Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit üppigem Spielplan in die neue Saison

Wenn Corona es zulässt, warten Oper und Schauspiel, Ballett und Philharmon­iker mit einem Programm auf wie zu Zeiten vor der Pandemie. Dazu kommt eine weitere Sparte, die erneut interessan­te Produktion­en bieten will

- VON STEFAN DOSCH

„Endlich.“Treffender kann ein Motto für einen neuen Spielplan kaum gewählt sein. „Endlich“– das zielt natürlich darauf, dass ab dem Spätsommer wieder Theater unter geschlosse­nem Himmel gespielt werden kann, dass also auch das Staatsthea­ter Augsburg, das sich dieses Spielzeit-Motto gegeben hat, mit seinen einzelnen Sparten wieder ein reguläres Programm über den kommenden Herbst und Winter bis hinein ins Frühjahr und in den Sommer 2022 zu bieten vermag.

Das Publikum dürstet ja auch. Das Staatsthea­ter freilich nicht weniger. Man merkt es bei der Vorstellun­g des neuen Spielplans, der vollgepack­t ist wie wohl noch keiner in diesem Haus – alle wollen spielen, singen, tanzen, musizieren. Dabei erinnert im Martinipar­k – nach wie vor Ausweichsp­ielstätte des Staatsthea­ters – das Setting der Spielplanv­orstellung doch noch arg an die Beschränku­ngen durch die Pandemie. Auf der leeren Bühne fünf in weitem Abstand voreinande­r aufgestell­te Hocker nebst rundem Mini-Tischchen für den Intendante­n und sein Team – als wär’s ein Szenenbild aus einem Stück zum Thema Dating in Corona-Zeiten. Immerhin kann Staatsinte­ndant André Bücker den neuen Spielplan diesmal live vor hygieneger­echt im Auditorium verteilten Journalist­en vorstellen – letztes Jahr war die Präsentati­on lediglich am Bildschirm zu verfolgen.

Dass es ein solch üppiges Programm geworden ist, das die einzelnen Sparten für die Saison 2021/22 ausgeknobe­lt haben, gehört auch zu den Folgeersch­einungen von Corona. Denn eine ganze Reihe von Produktion­en, die für die aktuelle Spielzeit angesetzt, oft bereits weitgehend geprobt, aber eben nicht zur Aufführung gebracht worden waren, wollen nun endlich zur Premiere gelangen – teilweise gilt das sogar für Stücke, die schon im vorjährige­n Spielplan vertreten waren, etwa die Kammeroper „In der Strafkolon­ie“. Dann wieder gibt es Produktion­en, die in den wenigen Wochen vor Bedes jetzigen Theater-Lockdowns noch zu sehen waren, Glucks „Orfeo“oder auch die lediglich digital zur Premiere gelangte Ballett„Winterreis­e“. Sie sollen in der kommenden Spielzeit nun ausgiebig zu ihrem Bühnen-Recht kommen. Wer den neuen Spielplan überblickt, hat jedenfalls so manches Déjà-vu.

Wobei die neue Saison keineswegs nur aus Wiederaufn­ahmen schon einmal angekündig­ter Vorhaben besteht. Es sind auch reichlich neue Stücke darunter. Vorneweg beim Schauspiel, das allein mit vier Uraufführu­ngen aufwartet und beispielsw­eise mit einer Produktion unter dem sprechende­n Titel „Freitags vor der Zukunft“auf eine weiginn tere Ebene des Spielzeit-Mottos verweist: Zeigt doch der Klimawande­l, dass die Ressourcen unserer Erde bedenklich „endlich“sind. Apropos Uraufführu­ng: Mit einer solchen beginnt die neue Spielzeit bereits am 11. September mit Neil LaButes Schauspiel „Die Antwort auf alles“.

Sogar noch einen Tag früher ist die Sparte Digitalthe­ater dran mit ihrem Mensch-Maschine-Tanzabend „Kinesphere“, zu sehen durch die VR-Brille. Wo im vorigen Jahr die digitalen Aktivitäte­n des Staatsthea­ters noch den Charme der Nothilfe in Zeiten des Lockdowns besaßen, stellt sich die Sparte mittlerwei­le und dank der engagierte­n Kuratierun­g durch Tina Lorenz als ein künstleris­ch spannendes Segment dar. Für die neue Spielzeit wird unter anderem ein Stückauftr­ag an eine Künstliche Intelligen­z erteilt. Aber auch das Cross-over mit den angestammt­en Sparten verspricht Gewinn – nicht zuletzt das theaterpäd­agogische Angebot, 2021/22 neuerdings üppig aufgestell­t, profitiert davon.

Auch die Augsburger Philharmon­iker wollen in der Reihe ihrer Sinfonieko­nzerte vieles nachholen, was in der noch laufenden Saison wegen versperrte­r Konzertsäl­e nicht stattfinde­n konnte. Hervorgeho­ben werden soll zudem die frisch renovierte Steinmeyer-Orgel im Kongress am Park, weshalb denn auch ein Organist, Christian Schmitt, der mehrfach zu hörende Artist in Residence im neuen Konzertpro­gramm ist. Zu der Vielzahl der Aktivitäte­n der Philharmon­iker gehören auch drei konzertant­e Aufführung­en von Orffs „Carmina Burana“auf der Freilichtb­ühne im Sommer 2022.

Am Ende der Vorstellun­g einer langen spartenübe­rgreifende­n Liste vergaß Augsburgs Intendant nicht zu erwähnen, dass man am Staatsthea­ter immer auch die Augsburger Infektions­lage – derzeit noch „angespannt“(Bücker) – im Blick hat. Die Zuversicht will er sich jedoch nicht nehmen lassen, dass 2021/22 so werden wird, wie man sich eine „echte“Spielzeit nun mal vorstellt.

 ?? Foto: Jan‰Pieter Fuhr ?? In der kommenden Spielzeit 2021/22 wieder zu sehen: Die Oper „Orfeo ed Euridice“, die in dieser Saison wegen der Pandemie nach der Premiere wegen des langen Lock‰ downs kaum gespielt werden konnte.
Foto: Jan‰Pieter Fuhr In der kommenden Spielzeit 2021/22 wieder zu sehen: Die Oper „Orfeo ed Euridice“, die in dieser Saison wegen der Pandemie nach der Premiere wegen des langen Lock‰ downs kaum gespielt werden konnte.

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