Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Premiere: Nach sieben Jahren die erste Anfrage beim Kulturbeirat
Das beratende Gremium hat untersucht, wie das Staatstheater den Bürgerbeteiligungsprozess umgesetzt hat
Manche Dinge brauchen Zeit, und manche mehr. 2013 veranlasste der Kulturausschuss des Stadtrats, einen Kulturbeirat ins Leben zu rufen, besetzt unter andrem mit Vertretern des Theaters, der Universität, aber auch der freien Szene. Seit seiner Gründung hat sich der Kulturbeirat von sich aus eingemischt in aktuelle Debatten und hat Stellungnahmen formuliert, die nicht nur an einen Presseverteiler gingen, sondern auch im Kulturausschuss des Stadtrats vorgetragen wurden. Bis allerdings der Ausschuss selbst das erste Mal den Kulturbeirat um Rat und Einschätzung gebeten hat, dauerte es ganze sieben Jahre.
Korbinian Grabmeier, der Vorsitzende des Gremiums, präsentierte nun die Antworten auf die ersten beiden Fragen an den Beirat: Zum einen zum Modularfestival, das laut Beirat zu den sehr wichtigen Kulturereignissen Augsburgs zählt, dabei Strahlkraft in den süddeutschen Raum entfalte, nun aber zum zweiten Mal in Folge nicht stattfinden könne. „Die Stadt sollte auch im Jahr 2021 durch seine Förderung pandemie-konforme Modular-Veranstaltungen ermöglichen, um Jugendund Popkultur Raum zu geben und die gewachsene Struktur des Modular-Festivals zu erhalten“, heißt es in der Stellungnahme des Kulturbeirats.
Grabmeier führte aus, dass eine ganze Generation freiwilliger Helfer und Mitverwirklicher des Musikfestivals durch die Absagen verloren zu gehen drohe. Mehr als 400 ehrenamtlich arbeitende Jugendliche sind für die Verwirklichung des Festivals im Einsatz. Durch zwei Absagen werde der dafür nötige fortlaufende Rekrutierungsprozess empfindlich gestört. Der Kulturbeirat empfahl für eine nachhaltige Entwicklung des Festivals, Planungssicherheit für das Festival herzustellen, in dem eine mehrjährige Vereinbarung zur Ausrichtung getroffen werde.
Die zweite Stellungnahme betraf das Staatstheater Augsburg, genauer eine Untersuchung, wie die Ziele, die im Bürgerbeteiligungsprozess 2015/16 formuliert worden sind, in den zurückliegenden Jahren umgesetzt worden seien. Gefordert wurde damals zum Beispiel, dass sich das Theater vernetze und Kooperationen mit der freien Kulturszene eingehe, etwa auch durch die Schaffung einer eigens dafür vorgesehenen Personalstelle sowie einer gemeinsamen Webseite. Wichtig war den Bürgern damals außerdem, dass das Theater sich öffne, auch in den Stadtteilen Präsenz zeige, einen weitgefassten Kulturbegriff vertrete und die (post-)migrantische Stadtbevölkerung im Spielplan sichtbar mache. Damals war auch wichtig, die Theaterpädagogik im Haus zu stärken. All diese Ziele sieht der Kulturbeirat mehr oder weniger umfassend erfüllt.
Zum Schluss bestätigte der Kulturausschuss die neu in den Kulturbeirat gewählten Mitglieder, die am 16. Juni ihre Arbeit aufnehmen werden. Viele davon waren auch bislang im Gremium tätig. Es setzt sich wie folgt zusammen: Die freie Szene vertreten Korbinian Grabmeier (theter Ensemble), Alexander Ratschinskij (freier Veranstalter), Susi Weber (Grandhotel), Burak Küçük (freier Veranstalter) und Lisa Seifert (John Garner), hinzu kommen Jutta Holzapfel (Stadtjugendring), Karl Borromäus Murr (Textilmuseum), André Bücker (Staatstheater), Josef Strzegowski (Runder Tisch der Religionen), Prof. Martin Kaufhold (Universität) und Prof. Carolin Jörg (Hochschule).