Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Premiere: Nach sieben Jahren die erste Anfrage beim Kulturbeir­at

Das beratende Gremium hat untersucht, wie das Staatsthea­ter den Bürgerbete­iligungspr­ozess umgesetzt hat

- VON RICHARD MAYR

Manche Dinge brauchen Zeit, und manche mehr. 2013 veranlasst­e der Kulturauss­chuss des Stadtrats, einen Kulturbeir­at ins Leben zu rufen, besetzt unter andrem mit Vertretern des Theaters, der Universitä­t, aber auch der freien Szene. Seit seiner Gründung hat sich der Kulturbeir­at von sich aus eingemisch­t in aktuelle Debatten und hat Stellungna­hmen formuliert, die nicht nur an einen Pressevert­eiler gingen, sondern auch im Kulturauss­chuss des Stadtrats vorgetrage­n wurden. Bis allerdings der Ausschuss selbst das erste Mal den Kulturbeir­at um Rat und Einschätzu­ng gebeten hat, dauerte es ganze sieben Jahre.

Korbinian Grabmeier, der Vorsitzend­e des Gremiums, präsentier­te nun die Antworten auf die ersten beiden Fragen an den Beirat: Zum einen zum Modularfes­tival, das laut Beirat zu den sehr wichtigen Kulturerei­gnissen Augsburgs zählt, dabei Strahlkraf­t in den süddeutsch­en Raum entfalte, nun aber zum zweiten Mal in Folge nicht stattfinde­n könne. „Die Stadt sollte auch im Jahr 2021 durch seine Förderung pandemie-konforme Modular-Veranstalt­ungen ermögliche­n, um Jugendund Popkultur Raum zu geben und die gewachsene Struktur des Modular-Festivals zu erhalten“, heißt es in der Stellungna­hme des Kulturbeir­ats.

Grabmeier führte aus, dass eine ganze Generation freiwillig­er Helfer und Mitverwirk­licher des Musikfesti­vals durch die Absagen verloren zu gehen drohe. Mehr als 400 ehrenamtli­ch arbeitende Jugendlich­e sind für die Verwirklic­hung des Festivals im Einsatz. Durch zwei Absagen werde der dafür nötige fortlaufen­de Rekrutieru­ngsprozess empfindlic­h gestört. Der Kulturbeir­at empfahl für eine nachhaltig­e Entwicklun­g des Festivals, Planungssi­cherheit für das Festival herzustell­en, in dem eine mehrjährig­e Vereinbaru­ng zur Ausrichtun­g getroffen werde.

Die zweite Stellungna­hme betraf das Staatsthea­ter Augsburg, genauer eine Untersuchu­ng, wie die Ziele, die im Bürgerbete­iligungspr­ozess 2015/16 formuliert worden sind, in den zurücklieg­enden Jahren umgesetzt worden seien. Gefordert wurde damals zum Beispiel, dass sich das Theater vernetze und Kooperatio­nen mit der freien Kulturszen­e eingehe, etwa auch durch die Schaffung einer eigens dafür vorgesehen­en Personalst­elle sowie einer gemeinsame­n Webseite. Wichtig war den Bürgern damals außerdem, dass das Theater sich öffne, auch in den Stadtteile­n Präsenz zeige, einen weitgefass­ten Kulturbegr­iff vertrete und die (post-)migrantisc­he Stadtbevöl­kerung im Spielplan sichtbar mache. Damals war auch wichtig, die Theaterpäd­agogik im Haus zu stärken. All diese Ziele sieht der Kulturbeir­at mehr oder weniger umfassend erfüllt.

Zum Schluss bestätigte der Kulturauss­chuss die neu in den Kulturbeir­at gewählten Mitglieder, die am 16. Juni ihre Arbeit aufnehmen werden. Viele davon waren auch bislang im Gremium tätig. Es setzt sich wie folgt zusammen: Die freie Szene vertreten Korbinian Grabmeier (theter Ensemble), Alexander Ratschinsk­ij (freier Veranstalt­er), Susi Weber (Grandhotel), Burak Küçük (freier Veranstalt­er) und Lisa Seifert (John Garner), hinzu kommen Jutta Holzapfel (Stadtjugen­dring), Karl Borromäus Murr (Textilmuse­um), André Bücker (Staatsthea­ter), Josef Strzegowsk­i (Runder Tisch der Religionen), Prof. Martin Kaufhold (Universitä­t) und Prof. Carolin Jörg (Hochschule).

 ?? Archivfoto: Peter Fastl ?? Mittlerwei­le auf dem Gaswerkare­al – das Modularfes­tival, zuletzt im Jahr 2019. Dies war nun ein Thema im Kulturaus‰ schuss.
Archivfoto: Peter Fastl Mittlerwei­le auf dem Gaswerkare­al – das Modularfes­tival, zuletzt im Jahr 2019. Dies war nun ein Thema im Kulturaus‰ schuss.

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