Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rehe schlagen ihre Kitze in die Flucht

In diesen Wochen ist die Gefahr besonders hoch. Am Montag gab es in drei Stunden fünf Zusammenst­öße

- VON MATTHIAS SCHALLA

Landkreis Augsburg Es ist ein harter Kampf, der derzeit in den Wäldern des Augsburger Lands ausgetrage­n wird. Ein Kampf, der in einigen Fällen tödlichen Folgen haben kann. So war es auch am Montagaben­d im Dienstbere­ich der Polizeiins­pektion Zusmarshau­sen. Gleich fünf Wildunfäll­e in nur drei Stunden hat es gegeben. Eine Häufung, die zwar nicht alltäglich ist, sich aber in dieser Jahreszeit täglich wiederhole­n könnte.

Jetzt ist die Zeit, in der das vor einem Jahr geborene Rehkitz zum sogenannte­n Schmalreh wird. Sechs Monate lang ist es von der Ricke gesäugt worden, doch nach und nach wird die Bindung zum Muttertier geringer.

Noch aber hat es sich nicht gänzlich gelöst und die Ricke greift zu einem rabiaten Mittel. „Die Schmalrehe werden in diesen Wochen von den Geisen ,abgeschlag­en`“, erklärt Gerhard Wurm von der Jagd- und Naturschul­e Wertachtal.

Grund für dieses Verhalten ist, dass sich die Ricke, die entweder bereits ihr Kitz „gesetzt“, also auf die Welt gebracht hat oder kurz davor ist, sich ganz auf das Neugeboren­e konzentrie­ren will. Kurzerhand vertreiben die Geisen also ihre eigenen Kitze und schlagen sie in die Flucht.

„Es ist davon auszugehen, dass bei den aktuellen Wildunfäll­en vor allem die jüngeren Schmalrehe betroffen sind“, vermutet Wurm. Doch es kann auch einen anderen Grund geben. Zwar beginnt die Brunft der Rehböcke erst im Juli, „doch die Reviervert­eilungskäm­pfe sind bereits in vollem Gange“, sagt Wurm. Um die Nebenbuhle­r schon jetzt zu vertreiben, verjagen die älteren Böcke ihre jüngeren Konkurrent­en aus ihrem Gebiet. Eine Jagd, die in den Abendstund­en auch quer über die Straßen im Augsburger Land führt. „Autofahrer sollten daher gerade jetzt in Waldgebiet­en besonders vorsichtig sein“, rät Wurm.

An den fünf gemeldeten Wildunfäll­en war neben den vier Rehen auch ein Dachs beteiligt. Dies hänge laut Wurm damit zusammen, dass der Grimbart seine Winterruhe beendet hat und langsam wieder aktiv wird. Normalerwe­ise aber seien Dachse so scheue Waldbewohn­er, dass sie der Mensch nur selten zu Gesicht bekommt.

● Häder/Agawang: Ein 23-jähriger Autofahrer war gegen 20.45 Uhr auf der Kreisstraß­e A1 unterwegs, als ihm ein Reh vors Auto lief. Bei dem Zusammenst­oß entstand laut Polizei ein Sachschade­n in Höhe von rund 5000 Euro.

● Ustersbach/Osterkühba­ch: Ebenfalls ein Reh ist gegen 21.10 Uhr einem 69-jährigen Autofahrer auf der B300 zwischen Ustersbach und Osterkühba­ch vors Fahrzeug gesprungen. Der Sachschade­n hier betrug etwa 1000 Euro.

● Dinkelsche­rben/Ustersbach: Nur fünf Minuten später ereignete sich dann auf der Ortsverbin­dungsstraß­e von Dinkelsche­rben nach Ustersbach ein weiterer Wildunfall. Hier sprang dem 49-jährigen Autofahrer ebenfalls ein Reh vors Auto. Es entstand ein Sachschade­n von circa 1500 Euro.

● Biburg/Horgau: Gegen 22.15 Uhr wurde auf der Staatsstra­ße 2510 zwischen Biburg und Horgau ein Dachs von einem 19-jährigen Autofahrer überfahren. Der Sachschade­n beträgt rund 1000 Euro.

● Wollishaus­en/Maingründe­l: Der letzte bekannt gewordene Wildunfall passierte dann gegen 23.25 Uhr erneut auf der B300 zwischen Wollishaus­en und Maingründe­l. Einem 77-Jährigen sprang ein Reh vor das Auto. Der geschätzte Sachschade­n beläuft sich bei diesem Unfall auf 1500 Euro.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Unfälle mit Rehen sind in dieser Jahreszeit besonders häufig. Die Polizei Zusmarshau‰ sen erklärt, warum.

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