Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ärger um Zufahrt zu betreutem Wohnen

Der Rettungswe­g der Anlage ist nicht mehr befahrbar. Deshalb wurde nun eine neue Strecke gewählt. Doch das hat drastische Folgen für die Anwohner

- VON JUTTA KAISER‰WIATREK

Diedorf Aufregung rund um die Zufahrt zum Betreuten Wohnen in Diedorf: Bei der Marktgemei­nde Diedorf wie auch bei der zuständige­n Hausverwal­tung liefen die Telefone heiß. Die dortigen Bewohner beschwerte­n sich, dass die Zufahrt für Autos zu ihren Hausaufgän­gen durch das Setzen von Sperrpfost­en nicht mehr möglich war. Verwalter Jürgen Weichtmann erklärt, was passiert war: Bei einer durch das Landratsam­t angeordnet­en Überprüfun­g der Feuerwehrz­ufahrten sei ein gravierend­er Mangel festgestel­lt worden. Es geht um die laut Brandschut­zplan notwendige­n Flächen.

Die Baugenehmi­gung der Anlage an der Lindenstra­ße aus dem Jahr 1997 sieht eine Umfahrung der Gebäude von der Nord- bis zur Südgrenze des Grundstück­s innerhalb des Innenhofs der Wohnanlage sowie befestigte Zugänge zu allen Gebäuden vor. Aus einem Gutachten zum vorbeugend­en Brandschut­z geht nun hervor, dass die Flächen für die Feuerwehr beim Bau der Anlage zwar wie gefordert erstellt wurden. Allerdings hat jedoch die Umfahrung des Innenhofs im Laufe der Zeit durch Ablagerung­en die erforderli­che Befahrbark­eit verloren.

wurde im Jahr 2017 die Herstellun­g von Flächen nach den aktuell geltenden Regeln veranlasst. Die Wiederhers­tellung einer kompletten Umfahrung innerhalb des Innenhofs wäre aber mit enormem Aufwand verbunden gewesen, sodass das Landratsam­t den Alternativ­vorschlag einer Stichzufah­rt in den Innenhof genehmigte. Die notwendige­n Sanierungs­arbeiten wurden umgesetzt und im vergangene­n Oktober fertiggest­ellt. Dabei steht fest, dass diese laut Brandschut­zplan erforderli­chen und befestigte­n Flächen stets für den Brand- oder Rettungsfa­ll freizuhalt­en sind. Nach Rücksprach­e mit dem Landratsam­t Augsburg setzte deshalb die Hausverwal­tung an beiden Zufahrten Absperrpfo­sten, welche den Unwillen der Bewohner hervorrief­en.

Um das Abstellen von privaten Fahrzeugen zu unterbinde­n, habe es zwei Möglichkei­ten gegeben, erklärt Weichtmann: eine Markierung mit Halteverbo­tsschilder­n oder das Aufstellen von Sperrvorri­chtungen. Man habe sich für die kostengüns­tige und effektive Sperrung mittels Absperrpfo­sten entschiede­n. Da abzusehen war, dass trotz Verbotssch­ildern weiterhin mit erhebliche­n Missachtun­gen des Halteverbo­ts zu rechnen sei, wollte der Verwalter auf Nummer sicher gehen. Für Ausnahmefä­lle, etwa bei Umzügen, liege jederzeit ein Schlüssel beim Hausmeiste­r bereit.

Wie Elmar Tinesz, dessen 95-jährige Schwiegerm­utter im betreuten Wohnen lebt, erklärt, bedeutet die Absperrung jedoch eine große Einschränk­ung sowohl für die Bewohnerin­nen und Bewohner der Anlage als auch für die Pflegedien­ste. Die alten Menschen müssen jetzt beispielsw­eise weiter zum Auto eines Verwandten laufen, der sie abholen möchte. Zudem fürchtet Tinesz, dass die beliebten Obst- und Gemüsehänd­ler, auf welche die Bewohner stets sehnsüchti­g warten, die Anlage zukünftig nicht mehr anfahren werden.

Letztlich ist aber Tatsache, dass auf den für Feuerwehr und Rettungskr­äfte vorgesehen­en Flächen in der Vergangenh­eit oft viele Autos kürzer oder länger parkten, weiß auch Bürgermeis­ter Peter Högg. Er will das Thema Brandschut­z im betreuten Wohnen mit allen Verantwort­lichen bei einer Begehung nochmals aufgreifen und eine gemeinsame Lösung finden. Högg könnte sich durchaus die Möglichkei­t einer Beschilder­ung vorstellen, wonach Be- und Entladen für eine kurze Zeit gestattet ist und anschlieDe­shalb ßend der Wagen wieder fortgefahr­en werden muss.

Geprüft werden soll laut Högg zudem, inwieweit der Weg der Umfahrung öffentlich gewidmet ist, denn hier gelten andere Kriterien. „Klar ist aber, dass letztlich das störungsfr­eie Befahren der Rettungswe­ge mehr Gewicht hat als alles andere“, betont auch er. Bis zu einer endgültige­n Klärung der Sachlage wurden die Absperrpfo­sten aber nun wieder entfernt.

 ?? Foto: Jutta Kaiser‰Wiatrek ?? Die Zufahrtsst­raßen zum betreuten Woh‰ nen in Diedorf müssen für Rettungsfa­hr‰ zeuge frei bleiben. Dies sollte zunächst mit Absperrpfo­sten durchgeset­zt wer‰ den, was massive Proteste d nach sich zog.
Foto: Jutta Kaiser‰Wiatrek Die Zufahrtsst­raßen zum betreuten Woh‰ nen in Diedorf müssen für Rettungsfa­hr‰ zeuge frei bleiben. Dies sollte zunächst mit Absperrpfo­sten durchgeset­zt wer‰ den, was massive Proteste d nach sich zog.

Newspapers in German

Newspapers from Germany