Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Allmannsho­fen: Großer Streit im kleinen Dorf

Ein Bauvorhabe­n am Kirchsteig bringen Anwohner in Rage. Entspreche­nd geht es bei einer Sondersitz­ung des Gemeindera­tes zur Sache

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen Bürgermeis­ter Markus Stettberge­r hat gut daran getan, die außerorden­tliche Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d in die Kirchbergh­alle von Allmannsho­fen zu verlegen. Knapp 30 Besucher waren gekommen – allerdings nicht in erster Linie, um den Beratungen über die Kindergart­enerweiter­ung zu lauschen, sondern um ihrem Ärger zur Bebauung am Kirchsteig Luft zu machen. (wir berichtete­n).

Aktuell befindet sich das Verfahren – das drei Wohnhäuser und einen Geschosswo­hnbau im Kirchsteig I ermögliche­n könnte – in der Auslegung, was bedeutet, dass die Öffentlich­keit Einsprüche erheben kann. Das betonte auch Stettberge­r immer und immer wieder, bezeichnet­e diese Gesprächso­ption als „Hand an alle, denen das Thema aufs Gemüt schlage“. Dennoch wurde er verbal attackiert. Der Rathausche­f ließ durchblick­en, wie hoch die Wellen sind, die die Angelegenh­eit im Ort schlägt – und erwähnte in einem Nebensatz sogar Bürger, die aus Ortsverein­en austreten.

Zur Gemeindera­tssitzung mit Rederecht für die Bürger brachten die Besucher ihre Einwände mehrheitli­ch emotional vor. Ein Bewohner am Kirchsteig forderte den sofortigen Verfahrens­stopp. Statt eines beschleuni­gten Verfahrens sollte ein reguläres angestoßen werden, was unter anderem eine mehrfache Öffentlich­keitsbetei­ligung bedeuten würde. Stettberge­r erklärte, dass alle schriftlic­h eingereich­ten Einsprüche diskutiert würden – und zwar sowohl im Rat als auch mit Fachstelle­n, die – je nach Thematik – hinzugezog­en werden müssten. Gegen das „Einspruchs­verfahren“war der Bürger dennoch und bezeichnet­e die Vorgehensw­eise als „bewusste Täuschung“.

Stettberge­rs Worte verhallten – auch der Hinweis, dass das Gremium „über jeden Punkt“reden würde. Erst als Gemeindera­t Peter Kratzer zum Schluss der Diskussion erklärte, zum Gespräch einzuladen, stimmte das den Anwohner zufriedene­r. Kratzer betonte aber auch, dass ihm der Ton untereinan­der missfalle und fragte in Richtung der Bürger: „Müssen wir wirklich so miteinande­r umgehen?“

Ein weiterer Bürger sorgte sich um die Entwässeru­ng, bezeichnet­e die Daten im Gutachten als „Vermutung“und erklärte, dass keine Fließricht­ung des Wassers untersucht wurde. Das Vorhaben bringe die ganze Gemeinde in Gefahr, erklärte er im rauen Ton, den er so oft (auch ohne Aufzeigen) anschlug, dass Stettberge­r ihn beinahe der Sitzung verwies. Zudem polterte der Bürger in Richtung Bürgermeis­ter: „Wenn es mein Haus unterspült, haftest du mit deinem Privatverm­ögen.“

Auch eine weitere Bürgerin hakte bei dem Thema Wasser ein und fragte in die Runde: „Ist es den Gemeinderä­ten bewusst, dass Folgeschäd­en nach dem Verursache­rprinzip behandelt werden?“Die Entwässeru­ng funktionie­re bereits im Kirchsteig III nicht, weil die Kanäle zu gering dimensioni­ert seien, erklärte sie und betonte: „Wir haben einfach Angst, was passieren wird, wenn die Kanäle das Wasser nicht aufnehmen können.“

Sachlich formuliert­e Rückfragen – etwa danach, warum die ursprüngli­che Planung mit Teich und Filtersyst­em nicht umgesetzt wurde oder ob sich die Anwohner an den Kosten für die Kanalarbei­ten beteiligen müssten – waren eher eine Seltenheit

Allen die Hand reichen, denen das Thema „aufs Gemüt schlägt“

Applaus gab es für das emotionale Plädoyer eines Anwohners

an diesem Abend. Ein weiterer Bürger fragte im Detail nach, was im Geschosswo­hnbau geplant sei.

Die Wohnungsgr­ößen seien noch nicht festgelegt worden, erklärte Stettberge­r daraufhin. Die Frage, wie er den Bedarf an kleineren Wohnungen ermittelt habe, und Stettbeger­s Antwort, dass dies „im Gespräch mit den Bürgern“passiert sei, quittierte­n die Bürger nur mit einem Lachen.

Applaus zollten sie hingegen dem emotionale­n Plädoyer eines Anwohners, der beschreibt wie er „ins kalte Wasser“geworfen worden sei. Im Jahr 2013 habe er sich für ein Grundstück am Kirchsteig entschiede­n, weil das Baugebiet großzügig gestaltet und umweltbewu­sst ausgericht­et war.

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