Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Proteste gegen Lechstahl
Bei einer Sondersitzung am Samstag will der Meitinger Gemeinderat über die Rodung von Teilen des Lohwalds entscheiden. Aktivisten kündigen Protestaktionen an. Auch die Polizei wappnet sich
Am Samstag will der Meitinger Gemeinderat über die Rodung von Teilen des Lohwalds entscheiden. Aktivisten kündigen Protestaktionen an.
Meitingen Es ist der Tag der Entscheidung: Am Samstag will der Meitinger Gemeinderat Stellung zur geplanten Lechstahl-Erweiterung beziehen. Sollten die Lech-Stahlwerke (LSW) im Meitinger Ortsteil Herbertshofen wie geplant ausbauen, müssten Teile des Lohwalds weichen. Klimaaktivisten und andere Protestgruppen wollen das unbedingt verhindern – zum Teil mit spektakulären Aktionen. Im Augsburger Klimacamp laufen die Vorbereitungen.
Aktivisten des Bündnisses „Wald statt Stahl“wollen am Rande der Sondersitzung gegen die geplante Rodung demonstrieren. Daneben seien weitere Protestaktionen geplant, sagt der Sprecher der Gruppe, Ingo Blechschmidt. In den vergangenen Monaten kam es bereits zu einer Reihe von Aktionen. Die Aktivisten kletterten auf Bäume im Lohwald und im Meitinger Schlosspark, um Protestbanner anzubringen. Der Schriftzug „#lohwibleibt“wurde mittels Laserbeamer auf die Schlackeberge der Lech-Stahlwerke projiziert. Auch am Rathaus in Meitingen wurden von den Kletterern Banner aufgehängt. „Mit diesen Aktionen hören wir auch nicht auf“, sagt Ingo Blechschmidt.
Von der Sondersitzung am Samstag erwartet er sich nicht viel. Seine Gruppe gehe davon aus, dass der Gemeinderat den Erweiterungsplänen zustimmen wird. Ein Argument dafür ist, dass noch mehr als die gerodete Fläche später wieder aufgeforstet werden soll. Aus Sicht der Aktivisten sei das zu kurz gedacht. Blechschmidt: „Ein neuer Wald entfaltet seine Schutzfunktion erst in 80 bis 100 Jahren.“
Sollte die Rodung tatsächlich beschlossen werden, hat die Gruppe massiven Protest angekündigt. Kommt es hart auf hart, will das Bündnis aus dem Lohwald eine Art Hambacher Forst machen. Dort harren Klimaaktivisten mittlerweile seit Jahren in Baumhäusern aus. Das Bündnis „Wald statt Stahl“droht damit, den Lohwald zu besetzen. Zuletzt wollte die Gruppe ein im Meitinger Schlosspark errichten. Doch die Aktion scheiterte ausgerechnet an einer Verordnung zum Schutz von Bäumen.
Im Auge hat auch die Polizei die Aktionen der Gruppe. „Bislang verlief der Protest immer friedlich“, resümiert Markus Schwarz, Chef der Polizei Gersthofen. Er und seine Kollegen werden am Samstag wieder vor Ort sein. „Ich hoffe, alle halten sich an die Spielregeln“, sagt Schwarz.
Neben dem Bündnis „Wald statt Stahl“setzten sich auch mehrere Bürgerinitiativen gegen die Rodung ein. Markus Eckstein, Vorsitzender der BI Lech-Schmuttertal, erklärte auf Nachfrage aber, dass für Samstag ihrerseits keine Demonstration geplant sei. „Die Sondersitzung wurde sehr plötzlich einberufen“, sagt er. Doch die Position der Bürgerinitiative ist klar. Im vergangenen Jahr protestierten etwa 600 Menschen gegen die Rodung. Vor Kurzem überreichten Umweltschützer eine von mehr als 4500 Menschen unterschriebene Unterschriftenliste. Das Motto: „Finger weg vom Meitinger Bannwald.“
In der Sache geht es um 18 Hektar Wald. Dort sollen dann neue Produktionsanlagen entstehen. Dadurch würden neue Arbeitsplätze geschaffen werden, argumentiert die Unternehmensgruppe. Die Gewerkschaft der LSW machte sich in der Vergangenheit für den Erhalt ihrer Jobs und die WeiterentwickBaumhaus lung des Standorts stark. Geplant sei die Rodung laut Lechstahl unter strengen Auflagen in kontrollierten Abschnitten über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren. Sollten alle Vorgaben erfüllt werden, könnten die ersten fünf Hektar 2022 gerodet werden.
Sollte der Gemeinderat sich nun dafür entschließen, den Plänen der LSW stattzugeben, haben die Protestgruppen bereits rechtliche Schritte angedroht. Sie wollen gegen die Rodung klagen. Es ist also davon auszugehen, dass auch im Falle einer ersten Entscheidung das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Das Bannwald-Bündnis Unterer Lech will verhindern, dass bei der Sitzung Tatsachen geschaffen werden, ohne zumindest einen möglichen Kompromiss zu besprechen. Deshalb lädt das Bündnis alle Gemeinderäte zu einem Gespräch ein, allerdings erst im September. Das Bündnis will einen konkreten Kompromiss vorstellen. „Wir können Sie nur bitten, eine Entscheidung erst dann zu treffen, wenn Ihnen alle Informationen auch von unserer Seite bekannt sind“, heißt es in dem Schreiben der Gruppe an die Gemeinderäte, das unter anderem von Sprecherin Jennifer Wernicke unterschrieben ist.
Die Sondersitzung mit Platz für 200 Zuschauer startet am Samstag um 8.30 Uhr in der Meitinger Sportund Ballspielhalle. Erwartet werden 21 Stellungnahmen von Behörden, Nachbargemeinden, Bürgerinitiativen und Privatpersonen. Die kompletten Verfahrensunterlagen mit einem Gesamtumfang von ca. 1300 Seiten sowie alle Videos stehen der Öffentlichkeit auf der Internetseite des Marktes Meitingen im Bereich „Aktuelles“zur Verfügung.
Das Bündnis will einen Kompromiss vorstellen