Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lästern über Ronaldo

- ms@augsburger‰allgemeine.de VON MILAN SAKO

Mal ehrlich: Wer noch nie über eine Kollegin oder einen Kollegen gelästert hat, heißt entweder Mahatma Ghandi oder Scheuer Andi (und lügt wie gedruckt). Zum Beispiel die Kollegin XY aus dem vierten Stock. Wie die sich immer zusammensc­hustert. Ist aufgebreze­lt bis zu den lackierten Zehennägel­n, aber nix passt zusammen.

Und was ihr Friseur von Beruf ist, würde man auch gerne wissen. Selbst wenn Lästern ein schlechtes Karma bringen soll: Haben wir nicht alle schon über den Kollegen Müller/Meier/Huber geflüstert, weil der in der Kantine den Leberkäs unter dem Kartoffels­alat begräbt, um dann ein vegetarisc­hes Gericht abzurechne­n? Kantinentr­ash ist ein Klassiker, aber hören darf das natürlich keiner.

Mit der Wahrheit und dem Lästern über seine Angestellt­en hat in diesen Tagen Florentino Perez zu kämpfen. Ein Journalist zeichnete vor Jahren Gespräche des Präsidente­n von Real Madrid illegal auf und veröffentl­ichte sie nun auf dem Portal der spanischen Tageszeitu­ng El Confidenci­al. Die Stars bekommen von dem mächtigen Bauunterne­hmer ordentlich aufgemörte­lt. Über Cristiano Ronaldo lästert Perez im Jahr 2012: „Er ist verrückt, ein Schwachkop­f, ein Kranker.“Seinen

ehemaligen Torhüter Iker Casillas verunglimp­ft der Baulöwe im Jahr 2008 als „Schoßhündc­hen“und „Strichmänn­chen“, das zum Augenarzt muss, weil Casillas bei Eckbällen und Weitschüss­en so desorienti­ert wirke. Der Schlimmste aber ist Raul. Der ehemalige Mittelfeld­star von Real, der 2010 bei Schalke 04 ausgeholfe­n hat, „ist böse. Er glaubt, dass Real Madrid seins ist und benutzt alles zu seinem eigenen Vorteil.“Die ehemaligen Trainer Jose Mourinho („Anormal. Schwachkop­f.“) oder Vicente del Bosque („Er weiß nichts. Er ist ein Tölpel.“) bekommen ihr Fett weg.

Der 74-jährige Sonnenköni­g von Real sah sich dieser Tage gar zu einer Stellungna­hme genötigt. Die wiedergege­benen Sätze stammten aus heimlich aufgezeich­neten Gesprächen eines Journalist­en, der seit vielen Jahren erfolglos versucht habe, sie zu verkaufen. Weil Perez ein Förderer der geplatzten Super League ist, wurden sie jetzt veröffentl­icht und sind, wir haben es bereits vermutet, völlig aus dem Zusammenha­ng gerissen. In Wahrheit ist Perez ein Friedensen­gel und Menschenfr­eund – ganz ehrlich.

Foto: dpa

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Beste Freunde für die Fotografen: Real‰ Präsident Florentino Perez und Cristiano Ronaldo.
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