Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Danso hat keine Lust mehr auf den FCA

Der Innenverte­idiger fühle sich nicht mehr in der Lage, für Augsburg zu trainieren und zu spielen. Der Verein reagiert schnell und schickt ihn nach Hause. Was hinter der zu erwartende­n Trennung steckt

- VON JOHANNES GRAF UND ROBERT GÖTZ

Walchsee Ergibt sich die Gelegenhei­t, nutzt Trainer Markus Weinzierl den kurzen Spaziergan­g vom Hotel Seehof zum Trainingsp­latz, um Einzelgesp­räche zu führen. Gemeinhin bemüht sich der Trainer des FC Augsburg um Austausch mit seinen Spielern. Nicht immer sind es vielschich­tige Gespräche, teils ist es lediglich ein lockerer Plausch und die Frage nach dem eigenen Befinden. Was Weinzierl mit Kevin Danso am Mittwochvo­rmittag zwischen Unterkunft und Rasen zu besprechen hatte, hätte man den Spieler gerne gefragt. Nur Belanglose­s oder doch arg Wichtiges?

Inzwischen liegt nahe, dass es Zweiteres war. Denn mit der Ruhe ist es im Trainingsl­ager am Walchsee erst mal vorbei. Fußball-Bundesligi­st FC Augsburg schickte Abwehrspie­ler Kevin Danso am Donnerstag nach Hause. Der Verein zog die Konsequenz­en aus Aussagen, die der 22-jährige Innenverte­idiger zuvor gegenüber Trainer Markus Weinzierl getätigt hatte. Danso hatte am Donnerstag­vormittag zu lässig trainiert und wurde von Weinzierl zum Laufen geschickt. Nach dem Training erklärte Danso: „Ich sehe mich nicht im Stande, für den FC Augsburg zu trainieren und zu spielen.“Die Verantwort­lichen beratschla­gten sich, ehe sie entschiede­n. Als sich seine Mitspieler vor dem Testspiel am Abend ausruhten, saß er bereits im Auto auf dem Weg nach Augsburg.

Offen ist, wie mit dem Spieler nun verfahren wird. Ob der FCA ihm ein Training anbieten wird oder nicht. Welche weiteren Schritte der Bundesligi­st nach dem Streik einleitet, ließ er offen. Im Raum steht eine Suspendier­ung oder eine anderer Sanktion, da der Spieler gegenüber dem Verein Verpflicht­ungen zu erfüllen hat. FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter sagte am Abend: „Es gibt nichts im Fußball, was es nicht gibt. Eigentlich hatten wir überlegt, mit ihm den Vertrag zu verlängern. Jetzt müssen wir schauen.“

der Danso-Aussagen ist nach Informatio­nen unserer Redaktion ein Kaufangebo­t des französisc­hen Erstligist­en RC Lens, das dem FC Augsburg vorliegen soll. Weil ihm in der Vergangenh­eit andere Spieler vorgezogen wurden, will er den FCA wohl endgültig verlassen. Zumal er schon häufiger seinen Wechselwun­sch vorgebrach­t hatte. Danso war in den vergangene­n Spielzeite­n an den englischen Erstligist­en FC Southampto­n und den Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf ausgeliehe­n. Nun war er zum FCA zurückgeke­hrt. Seine Chancen auf einen Stammplatz blieben hinter den etatmäßige­n Innenverte­idigern Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai gering, aber aussichtsr­eicher als in den vergangene­n Jahren. Uduokhai weilt bei den Olympische­n Spielen in Tokio, der bisherige erste Ersatzmann Reece Oxford ist am Knie operiert worden und wird die Vorbereitu­ng großteils verpassen. Danso hätte also Gelegenhei­t bekommen, sich Markus Weinzierl anzubieten. Im Testspiel gegen den aserbaidsc­hanischen Erstligist­en Qarabag FK hätte er wohl in der Startelf gestanden. Ohne Danso kam der FCA in Kufstein zu einem 2:2, die Augsburger Treffer erzielten Jeffrey Gouweleeuw per Elfmeter und Florian Niederlech­ner.

Weinzierl hatte zuletzt betont, welch guten Eindruck Danso bei ihm in den vergangene­n beiden Wochen hinterlass­en hatte. „Ich sehe ihn sehr gut, sehr engagiert. Er hat im Zweikampf unheimlich­e FähigHinte­rgrund keiten. Ein Eigengewäc­hs, das super in unsere Mannschaft passt.“Der Trainer hatte klargemach­t, dass er sich einen Wechsel derzeit nicht vorstellen könne. Gerüchte gebe es, weil Danso gut sei, meinte Weinzierl und fügte hinzu: „Das ist definitiv kein Thema. Wir können jetzt keinen Innenverte­idiger hergeben.“

Danso ist längst nicht mehr der 18-jährige Nachwuchss­pieler, der im März 2017 unter Manuel Baum sein erstes Bundesliga­spiel absolviert­e. Für Österreich hat er Länderspie­le bestritten, in der zweiten Liga war er Stammkraft. Körperlich scheint er nochmals zugelegt zu haben. Schon immer schien er für sein Alter weit, die Statur des 1,90-Meter-Riesen beeindruck­t nun umso mehr. Seine Zukunft sieht er nicht

in Augsburg, mit seinem Verhalten hat er sich womöglich mehr geschadet, als dass es ihm hilft.

Nicht zum ersten Mal will ein Österreich­er den FCA verlassen. Als Martin Hinteregge­r mit Vehemenz nach Frankfurt strebte, sorgte er im Trainingsl­ager für Aufsehen. Ein Video zeigte ihn angetrunke­n nach dem Mannschaft­sabend in Kitzbühel, am nächsten Tag fehlte er im Training. Nach zähen Verhandlun­gen ließ der FCA ihn ziehen. Michael Gregoritsc­h klagte vor seiner Leihe zu Schalke 04 über sein Reserviste­ndasein, er sagte, er wolle unbedingt weg vom FCA. Inzwischen arbeiten Spieler und Klub wieder zusammen, Gregoritsc­h ist im aktuellen Kader. Bei Danso scheint das momentan schwer möglich.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Kevin Danso (links) im Gespräch mit Trainer Markus Weinzierl auf dem Weg zum Trainingsp­latz. Mittlerwei­le ist der Innenver‰ teidiger abgereist, wie es mit ihm weitergeht, ist noch völlig offen.
Foto: Klaus Rainer Krieger Kevin Danso (links) im Gespräch mit Trainer Markus Weinzierl auf dem Weg zum Trainingsp­latz. Mittlerwei­le ist der Innenver‰ teidiger abgereist, wie es mit ihm weitergeht, ist noch völlig offen.

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