Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was geschieht, wenn der Sommer ins Wasser fällt

Regen und kein Ende: So kommen Landwirte, Förster und Veranstalt­er mit dem Wetter zurecht

- VON KATJA RÖDERER

Landkreis Augsburg Fast unaufhörli­ch strömt in diesem Sommer das Wasser vom Himmel. Die Feuerwehre­n im Landkreis Augsburg haben schon tagelang vollgelauf­ene Keller leer gepumpt und Bäume von den Straßen geräumt. In manchen Regionen in Deutschlan­d musste sogar der Katastroph­enfall ausgerufen werden. Besserung ist erst mal nicht in Sicht. Deshalb bangen die Kulturscha­ffenden im Landkreis am Wochenende um ihre Veranstalt­ungen und die Landwirte um ihre Ernte. Bleibt die Frage, wann es mal wieder richtig Sommer werde. Und warum manche Leute mit diesem Wetter gerade sehr zufrieden sind. Die gibt es doch tatsächlic­h.

Hermann Stocker ist einer von ihnen. Der stellvertr­etende Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten Zusmarshau­sen gesteht: „Ein verregnete­r Sommer freut den Förster.“Wenn auch hauptsächl­ich aus berufliche­r Perspektiv­e. Denn nach den zwei bis drei trockenen Jahren, die den Bäumen mitunter stark zugesetzt haben, kann der Wald nun seine Wasservorr­äte auffüllen. Dabei dringt der Regen durch mehrere Schichten in den Boden ein. Hermann Stocker erklärt, dass der Wald weit mehr Wasser aufnehmen könne als ein Acker. Nur bei Starkregen, der zuletzt mehrfach über den Westlichen Wäldern niederging, komme auch der Wald an seine Grenzen. Sintflutar­tiger Regen habe Schäden an den Wegen verursacht, so Hermann Stocker. Im Moment steht der Wald in sattem Grün da und ist nicht mehr so geschwächt, dass beispielsw­eise der Borkenkäfe­r leichtes Spiel hätte.

Feuchtigke­it und Wärme lassen auch die Pilze sprießen. Günther Groß ist Vorsitzend­er des Pilzverein­s Augsburg-Königsbrun­n. Er bereitet sich auf ein gutes Jahr für Pilzliebha­ber vor. Derzeit würden die Pilze eher vereinzelt wachsen, sagt Günther Groß. Das sei etwas für Spezialist­en, aber noch nichts für den Teller. Etwa Mitte August geht es dann mit den Herbstpilz­en los.

Von Vorfreude weit entfernt sind die Landwirte. Ihre Felder stehen teilweise unter Wasser und können nicht befahren werden. Dabei müsste jetzt dringend Grasschnit­t eingeholt oder Wintergers­te geerntet werden. Der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes, Martin Mayr, erklärt: „Vor zwei Wochen habe ich noch gesagt, wir brauchen den Regen. Aber jetzt ist es wirklich genug des Guten.“Er bezeichnet­e das Wetter als „eine Katastroph­e“und fürchtet Qualitätsp­robleme bei der Ernte, wenn das so weitergeht.

Ob der Regen dem Gersthofer Kinosommer am Wochenende einen Strich durch die Rechnung macht, entscheide­n die Veranstalt­er immer am Tag der Vorstellun­g, spätestens bis 18 Uhr. Daniela Bergauer vom Liliom erklärt, dass die Gäste das Geld für ihr Ticket erstattet bekämen, sollte kein Film unter freiem Himmel gezeigt werden können. Meist werde er dann an einem anderen Tag vorgeführt. Insgesamt laufe der Kinobetrie­b im Moment ganz gut, dafür, dass gerade Sommer ist, berichtet sie. Schlechtes Wetter kann schließlic­h dafür genutzt werden, mal ins Kino zu gehen, wenn auch nicht im Open-Air-Ambiente.

Ganz so einfach haben es die Veranstalt­er der Dinkelsche­rber Sommerbühn­e im Rathausgar­ten nicht. Der Vorsitzend­e der Jungen Kultur, Andreas Kalb, berichtet, dass wegen des Wetters am vergangene­n Freitag schon eine Veranstalt­ung abgesagt worden sei. Ob der Abend mit Adi Hauke am Freitag und der Familienab­end am Samstag stattfinde­n können, entscheide­t sich am jeweiligen Veranstalt­ungstag um 12 Uhr. Auch die Besucher würden oft erst spät und spontan beschließe­n, noch Karten zu kaufen, erzählt er. „Wir haben flächendec­kend wasserdich­te Schirme, und die Bühne ist auch überdacht.“Sollte ein Event ausfallen, versucht Andreas Kalb, die Künstler im kommenden Jahr wieder nach Dinkelsche­rben auf die Bühne zu holen. „Diesen Sommer ist es einfach schwierig, aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen.“

In Zusmarshau­sen hoffen die Veranstalt­er am Donnerstag­vormittag noch, dass die Rothseebüh­ne am Wochenende zum Dreh- und Angelpunkt des örtlichen Kulturgesc­hehens wird. Am Abend fällt dann aber die Entscheidu­ng, die Leonhardsb­erger-&-Schmid-Show am Freitag und das Konzert der Vivid Curls am Samstag wegen des Wetters abzusagen, wie Irene Frank von ZusKultur mitteilt.

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Foto: Marcus Merk Beim Gersthofer Kinosommer wird von Tag zu Tag entschiede­n, ob eine Vorstellun­g stattfinde­t.

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