Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rat hält trotz Kritik am Gewerbegeb­iet fest

Mittelstän­dische Handwerksb­etriebe möchte die Gemeinde Langweid in einem neuen Areal im Norden der Gemeinde ansiedeln. Doch der Standort bietet auch Probleme

- VON SONJA DILLER

Langweid Nicht nur beim Wohnungsba­u boomt das Augsburger Land. Auch das Interesse an gewerblich­en Flächen ist weiterhin groß. Vor allem verkehrsgü­nstige Lagen erleben einen Boom. Deshalb sei jetzt die Zeit, das bereits im Flächennut­zungsplan aus dem Jahr 2006 verankerte Gewerbegeb­iet Langweid-Nord zu realisiere­n, sagte Bürgermeis­ter Jürgen Gilg. Nach öffentlich­en Auslegunge­n und der Abwägung aller eingegange­nen Stellungna­hmen zum Bebauungsp­lan beschloss der Gemeindera­t die Satzung für das neue Gewerbegeb­iet. Nun beginnen die Detailplan­ungen für das 6,3 Hektar große Areal. Für die Ansiedlung hat die Gemeinde eine bestimmte Art von Gewerbebet­rieben im Sinn.

Entstehen soll das Gewerbegeb­iet Langweid-Nord zwischen der Lechwerksi­edlung und dem Lohwald, wo ein Kreisverke­hr die Straße zwischen Langweid und Meitingen mit einer Verbindung­sstraße zur B2 verknüpft. Direkt an der Bundesstra­ße 2 und damit nur wenige Fahrminute­n von der A8 entfernt gelegen, bekomme die Gemeinde Langweid Anfragen im Wochentakt, so Bürgermeis­ter Jürgen Gilg. Doch die Bedingunge­n in diesem Gebiet bieten durchaus gewisse Probleme: Vor allem die Lärmbelast­ung dort gibt schon seit längerer Zeit immer wieder Anlass zu Verstimmun­gen, vor allem wenn es um Planungen im Bereich der Lech-Stahlwerke auf Meitinger Gebiet geht.

Vor allem mittelstän­dische Handwerksb­etriebe sollen im neuen Langweider Gewerbegeb­iet zum Zug kommen. Bevor der Gemeindera­t nun die Satzung beschloss, gab es allerdings eine Marathonsi­tzung. Gut drei Stunden dauerte es, bis alle Einwendung­en und Stellungna­hmen verlesen und abgestimmt waren. Die Stellungna­hmen der Behörden nahmen dabei nur wenige der über 100 Seiten dicken Unterlage in Anspruch. Aus Sicht der Bauleitpla­nung nahm die Fachbehörd­e des Landratsam­tes Augsburg mit einigen redaktione­llen Hinweisen Stellung. Die Immissions­schutzbehö­rde stellte fest, dass die Geräuschbe­lastung durch das neue Gewerbegeb­iet zu keiner kritischen Mehrbelast­ung der Umgebung führen werde, und widersprac­h somit der Auffassung von Gegnern des Gebiets.

Auch die Auswirkung des Verkehrs auf die schutzbedü­rftige Bebauung außerhalb des Plangebiet­es sei als unkritisch einzustufe­n. Die vorgelegte schalltech­nische Untersuchu­ng sei plausibel, sodass immissions­schutzfach­liche Gründe der Planung nicht grundsätzl­ich entgegenst­ünden. Zu den Vorgaben des Landesentw­icklungspl­ans und den Auswirkung­en der Gewerbeans­iedlung auf das Orts- und Landschaft­sbild äußerte sich die Regierung von

Schwaben. Es sei Aufgabe der Gemeinde, alternativ­e Standorte zu prüfen. Alternativ­standorte gebe es nicht, und das Landschaft­sbild werde kurz- bis mittelfris­tig beeinträch­tigt, doch sei diese Beeinträch­tigung durch Grünfläche­n mittel- bis langfristi­g tolerierba­r, so die Stellungna­hme und der Beschluss der Gemeinde Langweid.

Doch es gab auch kritische Anmerkunge­n: Die IHK Schwaben begrüßt zwar, dass keine Nutzung durch Einzelhand­el am Standort geplant ist. Eine vorsorglic­he Ausweisung von Gewerbeflä­chen sei jedoch aus IHK-Sicht nicht begründbar; auch könne die Planung die derzeitige­n Erweiterun­gspläne der LechStahlw­erke erschweren. Der Bund Naturschut­z, Kreisgrupp­e Augsburg, wies auf den zunehmende­n Flächenver­brauch hin und bat, die Entscheidu­ng zur Ausweisung des neuen Gewerbegeb­ietes zurückzune­hmen. Keinesfall­s „vorsorglic­h“, sondern durch handfesten und nachweisba­ren Bedarf sei die Ausweisung begründet, entgegnet die Gemeinde.

Das Gewerbegeb­iet an der Flurgrenze findet im Meitinger Gemeindera­t keine Zustimmung. Dort möchte man mit einer entspreche­nden Bebauungsp­lanung den LechStahlw­erken Raum zur Erweiterun­g Richtung Süden geben. Die Lärmkontin­gentierung basiere auf falschen Einschätzu­ngen, führt der Markt Meitingen in seiner Stellungna­hme an und lehnt die Ausweisung von Langweid Nord weiter ab.

Auch die umfangreic­hen Stellungna­hmen der Lech-Stahlwerke GmbH und der Max Aicher Umwelt GmbH fokussiere­n gleichlaut­end auf den Lärmaspekt. Die öffentlich­e Bekanntmac­hung des Vorhabens sei mangelhaft und verharmlos­e den Lärmkonfli­kt; der Umgriff sei nicht klar erkennbar, und Informatio­nen zu den Ausgleichs­maßnahmen würden fehlen. Es werden unter anderem Verstöße gegen Baugesetze angeführt, die schalltech­nische Verträglic­hkeitsunte­rsuchung sei fehlerhaft und gewerblich­e Vorbelastu­ngen seien nicht ermittelt worden. Eine eigene Stellungna­hme erfolgte von der Max Aicher GmbH & Co. KG. Auch deren Rechtsanwa­lt sieht Mängel im Bereich der Bekanntmac­hung und der Emissionsk­ontingenti­erung. Er kritisiert den Verzicht auf die Ermittlung der Geräuschvo­rbelastung als unzulässig. Defizite werden auch bei der Verkehrslä­rmberechnu­ng und der Gesamtlärm­berechnung gesehen. Das weist Langweid zurück.

Die öffentlich­e Bekanntmac­hung des Vorhabens sei mit der Bekanntgab­e im Amtsblatt rechtmäßig erfolgt, erklärte Bürgermeis­ter Jürgen Gilg auf Nachfrage. Die Lärmkontin­gentierung sei vom Gutachter der Gemeinde sorgfältig ausgearbei­tet worden und habe die Prüfung durch die Fachbehörd­e ohne Beanstandu­ng durchlaufe­n. „Wir haben alle Vorgaben erfüllt“, so Gilg. Das Gewerbegeb­iet Langweid Nord sei schon seit dem Inkrafttre­ten des Flächennut­zungsplans 2006 als Standort rechtswirk­sam ausgewiese­n. Die Gemeinde habe trotz hoher Nachfrage keine Gewerbegeb­ietsfläche­n mehr verfügbar und sehe die Ausweisung als städtebaul­ich vertretbar an, da sparsam mit Grund und Boden umgegangen werde. Daher habe der Gemeindera­t den Satzungsbe­schluss für das Gewerbegeb­iet Langweid Nord einstimmig gefasst, so Gilg. Im nächsten Schritt werde nun die Detailplan­ung für die Erschließu­ng erfolgen. Sowie die Kosten feststehen, kann die Vermarktun­g im Laufe des nächsten Jahres beginnen.

Wird die Lärmbelast­ung falsch eingeschät­zt?

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Foto: Marcus Merk Das geplante Gewerbegeb­iet Langweid Nord zwischen Langweid und Meitingen soll östlich der B2 entstehen.

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