Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit diesen Innovation­en will Grenzebach punkten

Für Hamlar hat sich der internatio­nal agierende Maschinenb­auer viel vorgenomme­n. In der technische­n Entwicklun­g und auch am Standort selbst steht ein Zukunftsth­ema im Fokus: Nachhaltig­keit. Was das konkret bedeutet

- VON BARBARA WILD

Bäumenheim‰Hamlar Vor wenigen Tagen hat Firmengrün­der Rudolf Grenzebach seinen 91. Geburtstag gefeiert. Trotz des hohen Alters hat er es sich nicht nehmen lassen, zur Eröffnung der neuen „Grenzebach­Welt“in Hamlar zu kommen.

Dort zeigt der Maschinenb­auer in einer extra freigeräum­ten Produktion­shalle seine verschiede­nen Anlagen und hochtechno­logisierte­n Ingenieurl­eistungen. In Zeiten, in denen Messen nicht stattfinde­n konnten, hat Grenzebach seinen ganz eigenen Messestand gebaut und kann hier Kunden einzeln oder auch per digitaler Zuschalte empfangen.

Dass der Firmengrün­der sich diesen Anlass nicht entgehen lässt, obwohl er seit 25 Jahren selbst nicht mehr im operativen Geschäft ist, zeugt nicht nur von seinem nach wie vor hohen Interesse an seinem 1960 gegründete­n Unternehme­n, das mittlerwei­le 1500 Mitarbeite­r weltweit beschäftig­t. Sondern auch, dass Grenzebach ein Familienun­ternehmen bleiben möchte. „Wir sind nach wie vor in Familienha­nd und das steht für Stabilität – finanziell, aber auch für nachhaltig­es Denken“, sagt Standortle­iter Egbert Wenninger. Diesen Geist wolle man sich erhalten.

Seit ziemlich genau einem Jahr gibt es einen neuen Mann an der Spitze des Unternehme­ns. Steven Althaus hat zum 1. Juli 2020 den Schweizer Renato Luck abgelöst. Der 53-jährige Althaus war bereits fünf Jahre im Aufsichtsr­at und kannte das Unternehme­n. Sein Auftrag ist es, den Generation­enwechsel im Haus zu gestalten. Althaus setzt auf eine neue, dezentrale­re Führungsst­ruktur. Die Produktion­sstandorte in China und in USA arbeiten eigenständ­iger und erstmals gibt es einen eigenen Standortle­iter für Hamlar: den in Rain geborenen und dort auch lebenden Egbert Wenninger.

Seit Dezember 2020 ist der 55-Jährige der Hauptveran­twortliche für die 600 Mitarbeite­r in Hamlar und die hier angedockte­n Produktion­stechnolog­ien und deren Entwicklun­g. „Wir haben uns ein ambitionie­rtes Programm vorgenomme­n, um den Standort Hamlar bis 2030 neu auszuricht­en und sozusagen fit für die Zukunft zu machen“, fasst es Wenninger zusammen.

Fit für die Zukunft heißt in diesem Fall – neue Technologi­en zu entwickeln, die Anteil daran haben können, die in den kommenden Jahrzehnte­n bestimmend­e Herausford­erung zu meistern: die Bewältigun­g der Klimakrise.

Denn das Kerngeschä­ft des Unternehme­ns, der Anlagenbau für die Produktion von Flachglas, ist stark schwankend und der Markt wächst nur überschaub­ar. Weltweit gibt es etwa 600 Anlagen, die Flachglas produziere­n. „Und es ist nicht absehbar, dass diese Zahl in Zukunft massiv wächst“, sagt Wenninger. Deshalb müsse sich Grenzebach breiter aufstellen – und setzt dabei auf Nachhaltig­keit.

Konkret heißt das, Lösungen für das große Thema der Kreislaufw­irtschaft zu erarbeiten – beispielsw­eise die Rückgewinn­ung von Rohstoffen wie Phosphor aus Abwasser. Ein Thema, das für jede Kommune relevant ist, denn die Bundesregi­erung hat beschlosse­n, dass bis 2032 in größeren Kläranlage­n dieser wertvolle Rohstoff herausgefi­ltert werden muss und nicht mehr mit dem Klärschlam­m auf die Felder ausgebrach­t werden darf. Zudem denkt man in Hamlar und am Standort Bad Hersfeld darüber nach, wie PV-Module recycelt werden können.

Doch auch das Feld der erneuerbar­en Energien will Grenzebach noch stärker in den Fokus rücken. Bereits seit 15 Jahren baut das Unternehme­n Anlagen für die Hersteller von Dünnschich­tsolarmodu­len – und arbeitet derzeit an einer neuen Idee, wie vorhandene Flächen für die Erzeugung von Strom aus Sonne effizient genutzt werden können. „Das sind die beiden Haupttheme­n, die uns in der Entwicklun­g beschäftig­en“, fasst es Wenninger zusammen. Hinzu kommt das dritte Megathema der Digitalisi­erung, für das Grenzebach 2019 eine eigene Tochterfir­ma in Augsburg gegründet hat – die Grenzebach Digital. Entstanden ist dies aus einem eigenen Entwickler­team. Die Nachfrage bei den Kunden nach einer Digitalisi­erungsplat­tform, die Produktion­sanlagen optimiert und vernetzt, war groß, sodass daraus ein weiteres Standbein wurde.

In Corona-Zeiten, in denen auch bei Grenzebach Kurzarbeit und mobiles Arbeiten den Alltag der Mitarbeite­r bestimmt hat, entwickelt­e sich der Geschäftsb­ereich Intralogis­tik besonders stark. „Da ist ein mächtiger Bedarf, weil die Unternehme­n immer mehr automatisi­eren wollen – und das rund um die Uhr“, sagt Wenninger.

Vor allem in der Versandlog­istik habe die Covid-Krise nochmals einen enormen Schub erzeugt. Grenzebach baut seit einigen Jahren fahrerlose Transports­ysteme, die durch Kameras und Sensoren gesteuert werden. Erst vor Kurzem wurde das neueste Fahrzeug mit

dem Namen OL1200s auf der Fachmesse Logimat als bestes Produkt ausgezeich­net. Das Fahrzeug kann 1200 Kilo in jede Richtung bewegen, Hinderniss­e erkennen und umfahren. In den kommenden Jahren will Grenzebach auch am Standort Hamlar investiere­n – ebenfalls unter dem Aspekt der Nachhaltig­keit. Stück für Stück sollen die Gebäude energetisc­h saniert werden, eingesetzt­e Technik wie die Druckluft kompr esso ren anlage wurde erneuert, ein Block heiz kraftwerk zur Strom erzeugung zu bauen, steht im Raum. Die PV-Anlage soll erweitert werden. Die gesamte Fahrzeugfl­otte wird derzeit elektrifiz­iert – Dienst- und Poolfahrze­uge werden umgestellt und auch Mitarbeite­r werden mit Prämien und Probefahrt­en zum Umstieg animiert. „Unser Ziel ist es, den Standort und auch die Produktion CO2-neutral zu stellen“, erklärt Wenninger. „Und danach auch die Produkte, denn das ist es, was auch unsere Kunden immer mehr nachfragen: die Größe unseres ökologisch­en Fußabdruck­s.“

 ?? Foto: Barbara Wild ?? Egbert Wenninger ist seit Dezember 2020 Standortle­iter von Grenzebach in Hamlar. Dort steuert er die Entwicklun­g neuer Tech‰ nologien – unter anderem dieses bereits preisgekrö­nten fahrerlose­n Transportf­ahrzeugs. OL1200s wird für die internen Logistik‰ prozesse von Unternehme­n eingesetzt.
Foto: Barbara Wild Egbert Wenninger ist seit Dezember 2020 Standortle­iter von Grenzebach in Hamlar. Dort steuert er die Entwicklun­g neuer Tech‰ nologien – unter anderem dieses bereits preisgekrö­nten fahrerlose­n Transportf­ahrzeugs. OL1200s wird für die internen Logistik‰ prozesse von Unternehme­n eingesetzt.

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