Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Der Teamgeist ist unser Faustpfand“

Mit einer homogenen Mannschaft will der Aufsteiger TSV Gersthofen in der Landesliga bestehen. Der neue Trainer Gerhard Hildmann weiß jedoch aus Erfahrung, dass dort ein anderen Wind weht

- VON OLIVER REISER

Gersthofen Sage und schreibe zwei Jahre ist es her, seit der letzte KickOff-Check erschienen ist. Das Corona-Virus und die diversen damit verbunden Lockdowns haben den gesamten Sport über Monate hinweg zum Erliegen gebracht. Deshalb haben wir in der aktuellen Ausgabe gerade was die Zu- und Abgänge betrifft, den Bogen etwas weiter gespannt. Den Anfang machen die beiden Aufsteiger SV Cosmos Aystetten und TSV Gersthofen, die am kommenden Wochenende in die neue Saison der Landesliga Südwest starten. Als erstes haben wir den TSV Gersthofen unter die Lupe genommen, der am Freitag, 23. Juli, um 19.30 Uhr gegen den SV Mering sein Auftaktspi­el bestreitet.

● Hin & weg

Schon in der Winterpaus­e ist den Schwarz-Gelben mit Stefan Heger vom FC Memmingen ein ganz dicker Fisch ins Netz gegangen. Der 28-Jährige hat über 300 Regionalli­ga-Spiele auf dem Buckel. „Mit seiner Erfahrung und seiner Ruhe tut er unserer jungen Mannschaft sehr gut“, ist sich Gerhard Hildmann sicher, dass Heger ein ganz wichtiger Spieler werden wird. Dazu kamen Aladin Halilovic (TSV Schwabmünc­hen U19) und Noah Baum, der aber mittlerwei­le wieder zum TSV Pöttmes zurückgeke­hrt ist. Zum Re-Start im Sommer konnte man Simon Achatz (TSV Dinkelsche­rben), Moritz Seban (SB Rosenheim), Michael Hildmann (TSV Aindling) und Torhüter Dennis Ortner (FC Gundelfing­en) verpflicht­en.

Nicht mehr dabei sind die beiden Meistertra­iner Mario Schmidt, der seinen Pass beim VfL Ecknach deponiert hat, und Florian Fischer, der eine schöpferis­che Pause einlegen will. Aus der Aufstiegsm­annschaft haben der langjährig­e Kapitän und Abwehrchef Christoph Wagemann (Spielertra­iner beim A-Klassisten SV Gessertsha­usen) und Daniel Biehal (Spielertra­iner beim Kreisklass­isten DJK Gebenhofen) den Verein verlassen. Noch vor Ende der Wechselfri­st verließen Matthias Buckow (FC Affing) und Aykut Atay (VfL Ecknach) den Verein. Man konnte ihnen wenig Chancen auf ausreichen­de Einsatzzei­ten verspreche­n.

● Coach & Co.

Schon im Winter 2020 war klar, dass Florian Fischer und Mario Schmidt am Ende der Saison aufhören würden. Klar war auch, dass Gerhard Hildmann das Traineramt übernimmt. Zum dritten Mal. Der 55-jährige Polizeibea­mte war mit den Schwarz-Gelben in der Saison 2010/11 als Co-Trainer in die Bayernliga aufgestieg­en, coachte die Mannschaft dort dann im zweiten Jahr bis zum Herbst 2012. In der Saison 2017/18 kehrte er für elf Spiele zurück, scheiterte mit der

Mannschaft ganz knapp in der Aufstiegsr­elegation zur Landesliga. Als Co-Trainer hat der ehemalige Scout des Bundesligi­sten Borussia Dortmund seinen Sohn Michael mitgebrach­t, mit dem er zusammen auch das DFB-Stützpunkt­training in Augsburg leitet. Der 30-jährige Lehrer spielte ebenfalls schon zu Bayernliga-Zeiten für den TSV, war zuletzt für den TSV Aindling am Ball. Von dort kommt auch Olaf Fakner. Der ehemalige Physiother­apeut der deutschen Bob-Nationalma­nnschaft besitzt in Fußballerk­reisen einen ausgezeich­neten Ruf. Als Torwarttra­iner fungiert der unverwüstl­iche Richard Kozurek (69), als Betreuerin Sonja Heigemeir.

● Glücks‰ & Sorgenkind­er

Dass sich Aladin Halilovic hinten links festspiele­n würde, hatte nicht einmal Gerhard Hildmann auf dem Zettel. „Er macht seine Sache gut“, lobt der Coach, den 20-Jährigen, der aus der Jugend des TSV Schwabmünc­hen kam und beim FC Augsburg und beim 1. FC Heidenheim ausgebilde­t wurde. Sehr viel Freude machen im auch die Youngsters wie Oktay Yavuz, Florian Gai, ANdi Durner oder Nico Baumeister, die seit seinem letzten Engagement in Gersthofen „einen Riesenschr­itt nach vorne gemacht haben.“Viel versproche­n hatte man sich auch von Manuel Rosner, der aber mo

durch eine Viruserkra­nkung („Nicht Corona!“) außer Gefecht gesetzt ist. Sorgen bereitet Manuel Lippe, der immer wieder an muskulären Problemen laboriert.

● Plus & Minus

„Ich habe hier eine gut funktionie­rende Truppe vorgefunde­n, in der sich alle dem Team verschrieb­en haben und den Teamgeist leben“, sagt Gerhard Hildmann über die Mannschaft, die zum Großteil seit Jahren zusammen spielt: „Das homogene Auftreten wird unser Faustpfand sein.“Während die spielerisc­he Linie und der Zug nach vorne stimmen, ist in der Defensive ein Vakuum entstanden, nachdem Christoph Wagemann, Florian Fischer und Daniel Biehal nicht mehr da sind. Bisher ist in der Viererkett­e nur Florian Gai gesetzt. „Einen oder zwei Innenverte­idiger könnten wir noch gebrauchen“, verrät Hildmann, dass man hinter den Kulissen sehr umtriebig war und noch die eine oder andere Personalie im Köcher hat: „Da wird sich och etwas tun.“So lange muss Co-Trainer Michael Hildmann in die Bresche springen. Nach den drei kurzfristi­gen Abgängen ist der Kader auch quantitati­v etwas dünn geworden.

● Test & Taktik

Mit der 1:8-Schlappe gegen die A-Junioren des FC Augsburg und dem 8:0-Sieg beim BC Adelzhause­n gab es Höhen und Tiefen. Zuletzt unterlag man beim Bayernligi­sten Schwaben Augsburg mit 1:3. Der Auftritt sei dabei noch besser gewesen, als es das Ergebnis vermuten lässt. „Frei vor dem Tor wurden Canchen zum 2:1 und 3:1 nicht genutzt. Mit zwei groben individuel­len Fehlern haben wir dem Gegner dann Geschenke gemacht“, berichtet Gerhard Hildmann, der das Spielsyste­m dem vorhandene­n Spielermat­erial angepasst hat, zumal im Vergleich zu seiner letzten Amtszeit mit Stefan Schnurrer und Mihal Korenik zwei pfeilschne­lle Außenstürm­er fehlen. Ob es ein 4-4-2 oder ein 4-2-3-1 werden wird – darauf will er sich nicht festlegen. „Das ist alles fließend. Entscheide­nd wird sein, dass wir im Spiel gegen den Ball richtig anlaufen“, sagt der alte Trainerfuc­hs, der diesem Verfahren schon in seiner letzten Station beim FC Ehekirchen beste Erfahrunge­n gemacht hat.

● Wunsch & Wirklichke­it

„Wir können in der Landesliga mitspielen“, setzt Gerhard Hildmann großes Vertrauen in die Aufstiegsm­annschaft. Der neue Gersthofer Coach weiß jedoch aus seiner Tätigkeit in Ehekirchen auch, was seine Mannschaft dort erwartet: „Es wird ein anderer Wind wehen.“Körperlich intensiver und mit höherer Gementan schwindigk­eit werde in der Landesliga gespielt. „Mit Fußball allein, wie in der Bezirkslig­a, wird es nicht reichen. Wir müssen auch Power und Kampf in die Waagschale werfen und taktisch auf das Niveau kommen, dass wir mithalten können“, glaubt Hildmann, dass man ein ganz dickes Brett zu bohren habe.

● Vollgas oder Zwangspaus­e?

„Man sollte Corona nicht unterschät­zen. Die Gefahr ist immer da und mit einer Erkrankung ist nicht zu spaßen“, sagt Gerhard Hildmann, der zur Jahreswend­e selbst für mehrere Monate betroffen war. Deshalb hat er seine Spieler aufgeforde­rt, sich Corona-konform zu verhalten. „Ich glaube, dass es keine Unterbrech­ung mehr geben wird, weil die Inzidenzza­hlen nicht mehr das entscheide­nde Kriterium sind.“

● AL‰Prognose Der TSV Gersthofen wird es nicht leicht haben, die Klasse zu erhalten. Da die Mannschaft jedoch über einen extrem guten Teamspirit und einen erfahrenen Trainer verfügt und ohne echten Torjäger auch ganz schwer auszurechn­en ist, sollte das Unternehme­n dennoch gelingen. Info Am Sonntag, 14 Uhr, findet die Generalpro­be gegen den TSV Wertin‰ gen statt.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Trainer Gerhard Hildmann, Abteilungs­leiter Klaus Assum, die Neuzugänge Stefan Heger und Simon Achatz (von rechts) sowie Torhüter Jürgen Engelleite­r (sitzend) vom Lan‰ desliga‰Aufsteiger TSV Gersthofen blicken der neuen Saison optimistis­ch entgegen.
Foto: Oliver Reiser Trainer Gerhard Hildmann, Abteilungs­leiter Klaus Assum, die Neuzugänge Stefan Heger und Simon Achatz (von rechts) sowie Torhüter Jürgen Engelleite­r (sitzend) vom Lan‰ desliga‰Aufsteiger TSV Gersthofen blicken der neuen Saison optimistis­ch entgegen.

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