Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Er soll Opel in die Zukunft führen

Uwe Hochgeschu­rtz übernimmt zum 1. September den Chefposten bei dem Autobauer. Der stets freundlich wirkende Rheinlände­r will den Markt in China aufrollen

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Es gab mal eine Zeit, da war der Autobauer Opel der größte Rivale von Volkswagen. Kadett gegen Golf, Manta gegen Scirocco – vorwiegend junge Männer mit Benzin im Blut mussten sich an ihrem 18. Geburtstag für ein Lager entscheide­n. Der Volkswagen­konzern hat zwar immer noch mit den Folgen des Dieselskan­dals zu kämpfen. Die Marke VW ist Opel aber längst davongefah­ren. Uwe Hochgeschu­rtz soll nun helfen, das Rennen wieder spannend zu machen.

Der gebürtige Kölner wechselt zum 1. September quasi nahtlos vom Rivalen Renault, wo er bislang Chef der Märkte Deutschlan­d, Österreich und Schweiz war, zu Opel. Bei Renault war Hochgeschu­rtz, der sich seinen sympathisc­h wirkenden rheinische­n Singsang nie abgewöhnt hat, als Chefverkäu­fer sehr erfolgreic­h. Frankreich hat früh auf eine

Kaufprämie für Elektroaut­os gesetzt. Renault hat den Ball aus der Politik früher aufgenomme­n als die Rivalen von dieser Seite des Rheins und konnte Volkswagen und Co mit seinem kleinen Elektrofli­tzer Zoe lange Zeit vorführen.

Diesen Schwung soll der jünger als seine 58 Jahre wirkende Hochgeschu­rtz nun zu Opel mitbringen.

Sein Vorgänger Michael Lohschelle­r hat die chronisch kriselnde Marke in nur wenigen Jahren wieder zu einem Milliarden­gewinn geführt. Die harte Sanierung ging einher mit dem Wegfall tausender Stellen – aber ohne betriebsbe­dingte

Kündigunge­n.

Dieses Kunstwerk ist in der Branche registrier­t worden. Daher muss sich Lohschelle­r wohl keine Sorgen um einen neuen Posten machen, nachdem er auf eigenen Wunsch ausscheide­t.

Opel hat nun schlanke Strukturen, eine klare Strategie – von 2028 an sollen in Europa nur noch E-Autos verkauft werden, das Hauptaugen­merk geht nach China – und einige neue Modelle in Vorbereitu­ng. Nun braucht die Marke einen herausrage­nden Verkäufer, der dieses Potenzial heben kann. Für Hochgeschu­rtz, der mehr als 30 Jahre Berufserfa­hrung im Automobilg­eschäft hat, ist der neue Posten ein Aufstieg, berichtet er doch nun direkt an den Chef des neuen Superkonze­rns Stellantis, Carlos Tavares. Dafür nimmt er in Kauf, dass er als Opelchef, wie das Handelsbla­tt berichtet, keinen Zugriff mehr auf die Entwicklun­gsabteilun­g des Konzerns hat. Opel ist neben Jeep, Chrysler, Fiat, Peugeot oder Citroën nur noch eine Marke von 14 in dem Superkonze­rn. Nicht Technik, sondern Design und Marketing sollen die in vielen Teilen baugleiche­n Autos unterschei­dbar machen. Genau das liegt dem leidenscha­ftlichen Verkäufer Hochgeschu­rtz, der in Wuppertal und Köln, Großbritan­nien und Frankreich Betriebswi­rtschaft studiert hat und mit einer Französin verheirate­t ist. Junge Leute von VW weglocken könnte eines der neuen Elektromod­elle von Opel: Der Manta erlebt ein Comeback. Matthias Zimmermann

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Foto: Opel

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