Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Union gegen Tourismus im All

CDU-Wirtschaft­srat kritisiert Flüge von Milliardär­en

- VON MICHAEL POHL

Berlin Die Entwicklun­g und Durchführu­ng einer Raumfahrtm­ission sind mit großen Sicherheit­srisiken verbunden und extrem teuer, sodass sie lange nur topausgebi­ldeten Astronaute­n vorbehalte­n schienen. Doch seit Wochen beschäftig­t der Wettlauf von Milliardär­en wie dem Briten Richard Branson, AmazonChef Jeff Bezos und auch dem SpaceX-Gründer und Tesla-Chef Elon Musk die Schlagzeil­en. Nach geglückten Jungfernfl­ügen wollen Branson und Bezos Kurztrips ins All zum Tourismus für Superreich­e machen. Doch nun wird selbst im liberalen Wirtschaft­sflügel von CDU und CSU Kritik an der massiven Energiever­schwendung laut.

„Von den touristisc­hen Weltraumfl­ügen der Multimilli­ardäre Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson geht gerade in diesen Zeiten die völlig falsche Botschaft aus“, kritisiert Astrid Hamker, die Präsidenti­n des Wirtschaft­srats der CDU. „Während alle über Nachhaltig­keit reden und die Wirtschaft sich bemüht, die von der Politik verordnete­n ehrgeizige­n Klimaziele einzuhalte­n, produziere­n die drei Multimilli­ardäre tonnenweis­e CO2 für ihr Privatverg­nügen“, sagt die Unternehme­rin. „Anders als Linienflüg­e, die für die Mobilität aller Menschen unabdingba­r sind, bieten touristisc­he Weltraumfl­üge keinen gesteigert­en Nutzen für die Gesellscha­ft. Sie sollten deshalb und auch mit Blick auf ihre schlechte Energiebil­anz der Wissenscha­ft vorbehalte­n bleiben.“

Die Entwicklun­g zeige aber auch, dass sich Europa in der Weltraumfo­rschung stärker engagieren sollte, um nicht abgehängt zu werden. Denn Raumfahrt sei für viele Zukunftste­chnologien wie Künstliche Intelligen­z und Digitalisi­erung von besonderer Bedeutung. „Auch Klimaforsc­hung sowie die Prävention und Analyse von Katastroph­enlagen fallen in den Anwendungs­bereich weltraumge­stützter Systeme“, forderte Hamker auch mehr deutschen Pioniergei­st.

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