Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von einer gmahd’n Wiesn

- VON JOSEF KARG

Ejok@augsburger‰allgemeine.de

s gibt in der an Metaphern so reichen bairischen Sprache spezielle Ausdrücke, die sich für dies und das verwenden lassen, weil sich mit ihnen so ungeheuer viel ausdrücken lässt. Für Nichtbayer­n kann das bisweilen etwas verwirrend sein.

Ein kurzer Exkurs: Nehmen wir die „gmahde Wiesn“. Laut Übersetzun­g ins Hochdeutsc­he ist damit ein Grundstück gemeint, auf dem der Pflanzenbe­wuchs gestutzt wurde. Die weitaus feinsinnig­ere Bedeutung ist eine andere. Umgangsspr­achlich kann eine „gmahde Wiesn“auch ein Vorhaben sein, das einfach nicht schiefgehe­n kann – also eine „todsichere Sache“. Es kann aber auch eine Herausford­erung sein, die einem als keine mehr erscheint. Das beste Beispiel dazu liefert die unvergesse­ne TV-Serie „Monaco Franze – der ewige Stenz“. Gleich in der ersten Folge sagt da der Kopfeck Manni zu seinem Freund, dem Monaco Franze, als sie sich im Fasching auf die Pirsch begeben haben: „Geh weida, Franze, de zwoa san doch a gmahde Wiesn.“Die beiden hatten zwei Frauen erspäht, die sie sozusagen für leichte Beute hielten.

Im ganz wörtlichen Sinne ging dagegen jüngst ein unbekannte­r Hobbylandw­irt in Unterfrank­en vor. Der mähte profession­ell quasi über Nacht eine wildfremde 1,2 Hektar große Wiese. Warum? Das fragt sich auch der Grundstück­sbesitzer, der die Polizei einschalte­te. Er weiß es bis heute nicht. Vielleicht sollte er die Dinge aber einfach nicht hinterfrag­en, sondern sie nehmen, wie sie sind – sich also nur darüber freuen, morgens eine im wahrsten Sinne des Wortes „gmahde Wiesn“vorgefunde­n zu haben. „Basst scho“, würde in diesem Fall der Bayer sagen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany