Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Deutschlands höchster Stau
Der Biergarten auf der Zugspitze wird saniert und die Baustelle sorgt für reichlich Gedränge – ausgerechnet wegen der geltenden Corona-Regeln
GarmischPartenkirchen Immer wieder fliegt der Hubschrauber in diesen Tagen auf das Gipfelplateau der Zugspitze: Im Minutentakt werden Baumaterialien für die Sanierung des Münchner Hauses, einer Hütte des Deutschen Alpenvereins (DAV), hinaufgebracht. Genauer gesagt, für den Neubau der weitläufigen Terrasse, wo normalerweise die Gäste in Deutschlands höchstgelegenem Biergarten bewirtet werden. Und das sind nicht wenige: An schönen Sommertagen erreichen bis zu 4000 Menschen mit einer der beiden Seilbahnen oder mit der Zahnradbahn von Bayern oder Tirol aus den „Top of Germany“, wie der Gipfel in der Tourismuswerbung genannt wird. Hinzu kommen oft noch einige hundert Bergsteiger, die die Zugspitze zu Fuß erklimmen.
Weil der Baustellenbereich weiträumig abgesperrt ist, kommt es bei gutem Wetter jetzt zu einem regelrechten Stau und Gedränge der Gäste. „Bitte zügig weitergehen“, sagt ein Mitarbeiter der Baufirma und winkt mit dem Arm: Auf den Wegen gilt eine Einbahnregelung, um die Corona-Abstandsregeln so gut wie möglich einzuhalten. Die Masse an Menschen bringt das System an seine Grenzen.
350 000 Euro lässt sich die Alpenvereinssektion München, der die höchstgelegene – und aktuell komplett geschlossene – Hütte Deutschlands auf 2959 Metern Höhe gehört, das Projekt kosten. Die Terrasse und der Unterbau werden komplett saniert. Vor allem die extremen klimatischen Bedingungen mit Dauerfrost im Winter bis unter minus 20
Grad, Sonneneinstrahlung und die vielen Niederschläge haben dem Bauwerk zugesetzt. Die neue Terrasse des Münchner Hauses mit dem angrenzenden markanten Turm der Wetterstation soll dann vor allem auch rollstuhlgerecht sein.
Hüttenwirt Hansjörg Barth und seine Familie bewirtschaften das Haus seit 40 Jahren. Er hofft, dass es in Deutschlands höchster DAVHütte Mitte August wieder weitergeht. Das Münchner Haus wurde 1897 gebaut und seitdem nicht wesentlich verändert. Dort gibt es nur 36 Schlafplätze. Die sind Bergsteigern vorbehalten, die am nächsten Tag weitergehen. „Sonnenaufgangstouristen“könnten dort nicht übernachten, heißt es bei der Münchner Alpenvereinssektion.