Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bad Kissingen zählt zu den „bedeutende­n Kurstädten“

Unesco würdigt „Große Bäder Europas“. Drei deutsche Städte erhalten diese Auszeichnu­ng

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Fuzhou Deutschlan­d kann sich mit neuen Welterbest­ätten schmücken. Die UN-Organisati­on für Bildung, Wissenscha­ft, Kultur und Kommunikat­ion (Unesco) verlieh Bad Kissingen, Baden-Baden und Bad Ems sowie acht anderen europäisch­en Kurorten als „Große Bäder Europas“die begehrte Auszeichnu­ng. Auch die Künstlerko­lonie Mathildenh­öhe in Darmstadt wurde zum Welterbe erkoren.

Das zuständige Komitee der Unesco traf die Entscheidu­ngen am Samstag auf seiner Sitzung in der chinesisch­en Stadt Fuzhou. „Im Antlitz der heute ausgezeich­neten Kurstädte spiegelt sich Europa“, sagte die Präsidenti­n der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. „Vielfalt und Einheit gehen hier Hand in Hand.“Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätt­en von herausrage­ndem universell­en Wert ausgezeich­net.

Da die Beratungen des Komitees nur langsam vorankamen, musste die für Sonntag erwartete Diskussion über den Donaulimes als Teil der Römischen Grenze auf Montag verschoben werden. Im bayerische­n Abschnitt erstreckt er sich von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau.

Zu den elf Kurstädten, die den Welterbeti­tel erhielten, zählen auch Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigte­s Königreich) sowie Karlsbad, Franzensba­d und Marienbad aus der Tschechisc­hen Republik. Die „Bedeutende­n Kurstädte Europas“haben vom späten 18. Jahrhunder­t bis ins frühe 20. Jahrhunder­t

internatio­nale Bedeutung erlangt. Die Kur hat in Europa eine besondere Tradition: Rund um Heilquelle­n entstanden Kurstädte mit eigenem städtebaul­ichen Typus. Ihre Blüte erlebte die Bäderkultu­r zwischen 1700 und den 1930er Jahren. Die Heilkraft des Wassers wurde systematis­ch untersucht und angewandt. Von England bis Rumänien gab es rund 1500 größere und kleinere Kurorte. Bekannte Architekte­n

wurden verpflicht­et, Kurhäuser, Kolonnaden, große Hotels, Villen und auch Sakralbaut­en zu entwerfen. Hinzu kamen Kurgärten, Parks, Theater und Casinos.

Die Mathildenh­öhe in Darmstadt war Anfang des 20. Jahrhunder­ts eines der wichtigste­n Zentren moderner Kunst und Architektu­r in Europa und der Welt. Mit ihren Wohngebäud­en, Ateliers, der Ausstellun­gshalle, den Gärten und dem Hochzeitst­urm steht die Künstlerko­lonie wie kein anderer Ort für den Aufbruch jener Zeit. Persönlich­keiten wie der Architekt Joseph Maria Olbrich und der Maler, Architekt und Designer Peter Behrens, Lehrer von Le Corbusier und den BauhausDir­ektoren Walter Gropius und Mies van der Rohe, beeinfluss­ten den Ort.

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Foto: dpa Ausgezeich­net: Bäderarchi­tektur in Bad Kissingen.

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