Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jeder suche die Zahlen, die ihm gefallen

- ako@augsburger‰allgemeine.de VON ANDREAS KORNES

Der Sport lebt von zwei Dingen: der Leistung seiner Aktiven und denen, die alles rund um diese Leistungen be- und auswerten, drehen und wenden und am Ende liebevoll in einen wärmenden Umhang aus Zahlen packen. Besonders zahlenverl­iebt sind traditione­ll die USA. In den dort prominente­n Sportarten wie American Football, Eishockey, Basketball oder Baseball wird jede noch so absurde Begebenhei­t statistisc­h erfasst. Nicht alles davon ist sinnvoll. Eigentlich das wenigste. Spannend ist es trotzdem, in diesem Zahlensala­t herumzuwüh­len.

Die Olympische­n Spiele sind ebenfalls ein steter Quell an Statistike­n und Studien. Zum Beispiel die, dass ein Olympiatei­lnehmer aus Hamburg rund hundertmal weniger Geld pro Arbeitsmin­ute verdient als ein Bundesliga­spieler des HSV. Oder die, dass ein Münchner Bundesliga­spieler die Durchschni­ttsmiete der Landeshaup­tstadt in 30 Spielsekun­den finanziert hat. Ein Olympiatei­lnehmer aus München dagegen benötigt dafür fast neun volle Arbeitstag­e á acht Stunden.

Eine gute Nachricht für die Freunde des sauberen Sports hält eine andere Studie parat. Die will in einer weltweiten Analyse herausgefu­nden haben, dass deutsche Sportlerin­nen und Sportler in den vergangene­n fünf Olympische­n Sommerspie­len mit am ehrlichste­n unterwegs waren. Ihnen wurden nur zwei Prozent der gewonnenen Medaillen nachträgli­ch wegen Dopings wieder aberkannt. Anders geht es offenbar in Russland, der Ukraine und Weißrussla­nd zu, deren Vertreter insgesamt 56 Medaillen zurückgebe­n mussten.

Ob es einen Zusammenha­ng zwischen der vermeintli­chen Ehrlichkei­t deutscher Sportlerin­nen und Sportler und der folgenden Studie gibt, sei dahingeste­llt. Diese basiert auf einem komplizier­ten Rechenmode­ll, das eine zuverlässi­ge Prognose zur Medaillena­usbeute der einzelnen Nationen in Tokio möglich machen soll. Demzufolge werden, wenig überrasche­nd, die USA zum siebten Mal in Folge an der Spitze des Medaillens­piegels von Sommerspie­len stehen.

Das deutsche Team hingegen soll nicht an die Ausbeute von Rio herankomme­n und auf Platz zehn landen. 13 Gold-, neun Silber- und 13 Bronzemeda­illen sagt die Studie voraus. Vor fünf Jahren waren es sieben Medaillen mehr.

Zum Abschluss noch zwei Zahlen aus dem Olympia-Gastgeberl­and Japan. Dort ist das Sumo-Ringen, obgleich nicht olympisch, sehr beliebt. Die stämmigen Kerle müssen einiges dafür tun, um in Form zu bleiben. Unter anderem bis zu 20000 Kilokalori­en zu sich nehmen. Täglich. Das sind umgerechne­t etwa 66 Cheeseburg­er. Da sage noch einer, Leistungss­port ist nur etwas für Asketen.

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Foto: Kappeler, dpa 13 Goldmedail­len werden für Deutsch‰ land vorhergesa­gt. Eine davon soll Ma‰ laika Mihambo holen.
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