Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jeder suche die Zahlen, die ihm gefallen
Der Sport lebt von zwei Dingen: der Leistung seiner Aktiven und denen, die alles rund um diese Leistungen be- und auswerten, drehen und wenden und am Ende liebevoll in einen wärmenden Umhang aus Zahlen packen. Besonders zahlenverliebt sind traditionell die USA. In den dort prominenten Sportarten wie American Football, Eishockey, Basketball oder Baseball wird jede noch so absurde Begebenheit statistisch erfasst. Nicht alles davon ist sinnvoll. Eigentlich das wenigste. Spannend ist es trotzdem, in diesem Zahlensalat herumzuwühlen.
Die Olympischen Spiele sind ebenfalls ein steter Quell an Statistiken und Studien. Zum Beispiel die, dass ein Olympiateilnehmer aus Hamburg rund hundertmal weniger Geld pro Arbeitsminute verdient als ein Bundesligaspieler des HSV. Oder die, dass ein Münchner Bundesligaspieler die Durchschnittsmiete der Landeshauptstadt in 30 Spielsekunden finanziert hat. Ein Olympiateilnehmer aus München dagegen benötigt dafür fast neun volle Arbeitstage á acht Stunden.
Eine gute Nachricht für die Freunde des sauberen Sports hält eine andere Studie parat. Die will in einer weltweiten Analyse herausgefunden haben, dass deutsche Sportlerinnen und Sportler in den vergangenen fünf Olympischen Sommerspielen mit am ehrlichsten unterwegs waren. Ihnen wurden nur zwei Prozent der gewonnenen Medaillen nachträglich wegen Dopings wieder aberkannt. Anders geht es offenbar in Russland, der Ukraine und Weißrussland zu, deren Vertreter insgesamt 56 Medaillen zurückgeben mussten.
Ob es einen Zusammenhang zwischen der vermeintlichen Ehrlichkeit deutscher Sportlerinnen und Sportler und der folgenden Studie gibt, sei dahingestellt. Diese basiert auf einem komplizierten Rechenmodell, das eine zuverlässige Prognose zur Medaillenausbeute der einzelnen Nationen in Tokio möglich machen soll. Demzufolge werden, wenig überraschend, die USA zum siebten Mal in Folge an der Spitze des Medaillenspiegels von Sommerspielen stehen.
Das deutsche Team hingegen soll nicht an die Ausbeute von Rio herankommen und auf Platz zehn landen. 13 Gold-, neun Silber- und 13 Bronzemedaillen sagt die Studie voraus. Vor fünf Jahren waren es sieben Medaillen mehr.
Zum Abschluss noch zwei Zahlen aus dem Olympia-Gastgeberland Japan. Dort ist das Sumo-Ringen, obgleich nicht olympisch, sehr beliebt. Die stämmigen Kerle müssen einiges dafür tun, um in Form zu bleiben. Unter anderem bis zu 20000 Kilokalorien zu sich nehmen. Täglich. Das sind umgerechnet etwa 66 Cheeseburger. Da sage noch einer, Leistungssport ist nur etwas für Asketen.