Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das zweite Jahr ist immer das schwerste

Der VfB Stuttgart hat sich nach dem Wiederaufs­tieg problemlos in der Liga gehalten. Nun aber warten Probleme, die den Schwaben zu schaffen machen könnten

- VON CHRISTOPH FISCHER

Stuttgart Der VfB Stuttgart hat nach dem direkten Wiederaufs­tieg in die Bundesliga eine fulminante Saison hingelegt. Platz neun nach 34 Spieltagen, mit dem Abstieg hatte die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo nie etwas zu tun. Und das trotz der Tatsache, dass es außerhalb der Mannschaft im Verein jede Menge Unruhe gab. Die Auseinande­rsetzung zwischen dem Vorstandsv­orsitzende­n Thomas Hitzlsperg­er und dem Präsidente­n Claus Vogt und die Datenaffär­e lähmte wochenlang die Geschäftss­telle, aber Matarazzo und Sportdirek­tor Sven Mislintat gelang es, diese Auseinande­rsetzungen vom Team fernzuhalt­en. Vor der neuen Saison sagt der erfolgreic­he Sportdirek­tor: „Saisonziel ist der Klassenerh­alt.“

Das zweite Jahr ist immer das schwerste, oder?

Eine Binsenweis­heit inzwischen, aber im Profifußba­ll mit einer Menge Realitätss­inn. Gar nicht so lange her, da träumte man beim VfB schon wieder von einer glorreiche­n Zukunft, man habe mit dem Abstieg nichts mehr zu tun, tönte damals Sportvorst­and Michael Reschke. Und fand sich am Ende wieder in der 2. Bundesliga. Mislintat wird nicht müde, auf diesem Umstand hinzuweise­n. „Als gebrandmar­ktes Kind im zweiten Jahr und dem Abstieg nach einem guten ersten Jahr ist der Klassenerh­alt das Ziel. Am liebsten mit schnellen 40 Punkten.“Der VfB scheint trotz Personalve­rlusten und coronabedi­ngten finanziell­en Einbußen weiter ausreichen­d gut aufgestell­t. Mislintat setzt den Verjüngung­sprozess des Kaders unbeeindru­ckt fort.

Schlimm, dass in der Kasse über 50 Millionen Euro fehlen?

Wäre unter Präsident Wolfgang Dietrich die dringend notwendige Ausglieder­ung der Profiabtei­lung des VfB Stuttgart nicht gelungen, die Lage wäre vermutlich dramatisch. 56 Millionen Euro fehlen durch die Coronakris­e in der Kasse. Große Sprünge sind in diesen Zeiten nicht zu machen. Und neues Personal kann nur dann verpflicht­et werden, wenn aktuelles Personal verkauft werden kann. Argentinie­ns Nationalsp­ieler Nicolás Gonzáles ist zum AC Florenz abgewander­t und unterschri­eb einen Fünfjahres­vertrag bis 2026. Die Ablösesumm­e soll bei 23 Millionen Euro liegen, Torhüter Gregor Kobel hat bei Borussia Dortmund ebenfalls einen Vertrag bis 2026 unterschri­eben. Dem Vernehmen nach zahlte die Borussia eine Ablösesumm­e von 15 Millionen Euro, Kobel allerdings war ein wesentlich­er Faktor beim VfB Stuttgart – wie auch Gonzalo Castro. Der Routinier erhielt keinen neuen Vertrag.

Hat der Wirbel um die Identität von Silas Folgen?

Nach dem Wirbel um seine Identität winkt Stürmer Silas Katompa Mvumpa, 22, eine vorzeitige Vertragsve­rlängerung,

der Angreifer spielte bisher unter falschem Namen Silas Wamangituk­a, dem Namen seines Vaters. Das Sportgeric­ht des Deutschen Fußball-Bundes belegte Silas Katompa Mvumpa, so heißt der junge Mann korrekt, mit einer dreimonati­gen Sperre und einer Geldstrafe in Höhe von 30 000 Euro. „Wir haben das Urteil akzeptiert“, sagt Thomas Hitzlsperg­er. Silas wurde offenbar Opfer von Machenscha­ften seines ehemaligen Spielerver­mittlers. Dieser habe seine Identitäts­angaben geändert. „Wir prüfen rechtliche Schritte“, sagte Hitzlsperg­er. Silas war bis zu seinem Kreuzbandr­iss neben Sasa Kalajdzic erfolgreic­hster Angreifer des VfB.

Welche Chancen hat der VfB? Schwer zu sagen. Mit der Verpflicht­ung des talentiert­en Mainzers Florian Müller hat der Klub zumindest die nach dem Transfer von Gregor Kobel zu Borussia Dortmund noch offene Planstelle im Tor besetzt. Der 23 Jahre alte frühere JuniorenNa­tionalspie­ler unterschri­eb einen Vertrag bis 30. Juni 2025 und verabschie­dete sich mit der deutschen Olympiaman­nschaft Richtung Tokio. In der Abwehr ist die Zukunft von Marc-Oliver Kempf weiter offen, eine Vertragsve­rlängerung für nur ein Jahr lehnte der Verteidige­r ab. Um den österreich­ischen Nationalsp­ieler Sasa Kalajdzic buhlt der AC Mailand, beide Abgänge wären nur schwer zu kompensier­en. Der Etat schrumpft, der zweite Investor neben Daimler ist noch nicht gefunden, zumindest ist die Liquidität durch den 25-Millionen-Kredit der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) gesichert.

Abgänge Nicolás González (AC Florenz, Ablöse 23 Millionen Euro), Gregor Kobel (Borussia Dortmund, 15 Millionen), Gonza‰ lo Castro (Ziel unbekannt)

Zugänge Florian Müller (FSV Mainz 05, Ablöse fünf Millionen), Ömer Faruk Beyaz (Fenerbahce Istanbul, ablösefrei), Nikolas Nartey (SV Sandhausen, Ausleihe beendet), Chris Führich (SC Paderborn, Ablöse 2,5 Millionen)

Nächster Verein, den wir vorstellen: TSG 1899 Hoffenheim

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