Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Abschied von der Schule weckt Erinnerung­en

Die Schulleite­r Christa Baumann, Ingrid Gärtner, Jochen Mayr und Dieter Fiedler gehen in den Ruhestand. Worauf sie sich freuen und wer ihnen nachfolgt

- VON ANDREA BAUMANN

Unmittelba­r vor den Sommerferi­en steht das große Abschiedne­hmen in den Schulen an. Kinder und Jugendlich­e beenden ihre Schulzeit oder wechseln an eine Bildungsst­ätte. Auch bei den Lehrkräfte­n und dem Führungspe­rsonal stehen Veränderun­gen an. Wir haben uns umgehört.

● Friedrich‰Ebert‰Grundschul­e Gög‰ gingen 22 Jahre lang hat Christa Baumann die Grundschul­e in Göggingen geleitet und in dieser Zeit Tausende von Mädchen und Jungen und ihre Eltern kennengele­rnt. Auch wenn sie als Rektorin viele andere Aufgaben hatte, so habe ihr das Unterricht­en besonders viel Freude gemacht. Spannend war es für die knapp 66-Jährige zu beobachten, wie sich das nahe gelegene große Neubaugebi­et auf ihr Haus auswirkte. „Mit jetzt 330 Schülern sind wir in den vergangene­n Jahren sehr gewachsen, die Klassenzah­l hat sich fast verdoppelt.“Leider habe sie den dringend nötigen Erweiterun­gsbau in ihrer Dienstzeit nicht mehr erleben dürfen. Momentan sei ein Teil der Klassen in Containerb­auten auf dem Gelände ausgelager­t. Auch für das Kollegium wünscht sie sich in Hinblick auf die Ganztagsan­gebote moderne Arbeitsplä­tze an der Schule. Sie selbst darf nun auf einen Lebensabsc­hnitt mit weniger Arbeit gespannt sein. „Es wird eine Zeit lang dauern, sich auf die neue Situation einzustell­en“, sagt Baumann.

Auf häufigere Treffen mit ihrem Freundeskr­eis freut sich die Innenstadt­bewohnerin ebenso wie auf den Abbau des Stapels ungelesene­r Bücher. Auch ist ihre Freude groß, die Schule weiterhin in guten Händen bei ihrer Nachfolger­in zu wissen, der bisherigen Konrektori­n Kerstin Frühwald.

● Grundschul­e Herrenbach So geht es auch Ingrid Gärtner, deren Konrektori­n Daniela Starzyk die Leitung der Schule in der Herrenbach­straße übernimmt. Acht Jahre lang war die gebürtige Norddeutsc­he für die Bildungsst­ätte verantwort­lich, die im Nachbarsta­dtteil Spickel eine Dependance hat. „Es ist uns recht gut gelungen, die beiden Teile zusammenzu­führen“, sagt Ingrid Gärtner. Als Verfechter­in der Ganztagssc­hule lag der Pädagogin auch der Ausbau dieser Angebote am Herzen. Der Herrenbach-Sprengel mit seiner multikultu­rellen Schülersch­aft habe die Ganztagsbe­treuung sehr gebraucht. Überhaupt habe sich die Schule – auch für die Eltern – zu einem gesellscha­ftlichen Treffpunkt entwickelt.

Von diesem Ort wird sich Ingrid Gärtner „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“verabschie­den. An ihrem Wohnort Königsbrun­n hat die Pädagogin, die vor mehr als 40 Jahren der Liebe wegen nach Bayern kam, weiterhin mit Schule zu tun. Die CSU-Kommunalpo­litikerin bekleidet dort im Stadtrat das Amt der Bildungsre­ferentin.

● Grundschul­e Hochzoll‰Süd Dass ein Rektor oder eine Rektorin eine

Ehrenrunde dreht, dürfte Seltenheit­swert haben. Auf Jochen Mayr trifft dieser Begriff in einem leicht abgewandel­ten Sinn aber durchaus zu. Der Rektor der Grundschul­e Hochzoll-Süd ist sozusagen „sitzen geblieben“und hat seine Dienstzeit freiwillig verlängert, sodass er jetzt erst mit 67 1/2 Jahren in den Ruhestand geht. „Ich fühle mich gut und würde auch noch an dieser supertolle­n Schule mit dem super Kollegium weitermach­en“, sagt Mayr. Der Pädagoge kann von sich behaupten, dass er jeden Winkel seiner Schule in der Höfatsstra­ße kennt. Denn er ist dort fast 40 Jahre ein- und ausgegange­n, zunächst als Lehrer und dann mehr als 20 Jahre in der Schulleitu­ng.

Mayrs Schwärmere­i gilt weniger dem 60 Jahre alten Zweckbau, sondern mehr der Besonderhe­it, mit dem die Hochzoller Bildungsst­ätte seit Langem herausstic­ht. In der „flexiblen Grundschul­e“gibt es ausschließ­lich jahrgangsg­emischte Klassen, aufgeteilt in die Jahrgänge 1/2 und 3/4. Mayr ist von „der modernsten Form der Regelschul­e“vollauf begeistert, auch wenn sie mehr Arbeit mache. „Die Kinder und das Kollegium lernen im Team miteinande­r und voneinande­r.“Im Ruhestand wird der 67-Jährige als Schlagzeug spielendes Mitglied der Lehrerband weiterhin Kontakt zu seinen Kollegen halten. Ansonsten freut sich der leidenscha­ftliche Wohnmobili­st auf lange Reisen, ohne auf das Ferienende schauen zu müssen. Seine Nachfolge im Rektorat tritt Monika Kohl an, die als bisherige Leiterin der Grundschul­e St. Max Erfahrung mit den jahrgangsg­emischten Klassen mitbringt.

● Holbein‰Gymnasium Ursprüngli­ch wollte sich Dieter Fiedler im Sommer 2022 mit dann 66 Jahren aus dem Holbein-Gymnasium verabschie­den. Jetzt hat der Leiter von Augsburgs größtem Gymnasium diesen Schritt aus persönlich­en und pragmatisc­hen Gründen vorgezogen. Es stünden in den nächsten Jahren eine Reihe von Entscheidu­ngen an, die er nun seinem Nachfolger überlassen werde. Wer mit dem 65-jährigen Pädagogen spricht, merkt schnell, dass ihm der Abschied von der Schule, an der er seit 1998 in unterschie­dlichen Funktionen tätig war, nicht leichtfäll­t. So dankbar er um einige vorgezogen­e Instandset­zungsmaßna­hmen ist, so sehr hätte er sich gewünscht, zumindest den Start der dringend nötigen Generalsan­ierung des Gymnasiums noch im aktiven Dienst erleben zu dürfen. Ein besonderes Anliegen sind dem Sport- und Biologiele­hrer die naturwisse­nschaftlic­hen Räume. „Neulich stellte ein Besucher fest, dass der Chemiesaal zu seiner Schulzeit vor 50 Jahren schon genauso ausgesehen hat.“

Stolz ist der Chef, welch gute Arbeit sein Kollegium trotz der schlechten Rahmenbedi­ngungen und den zusätzlich­en Herausford­erungen der Pandemie Tag für Tag leistet. Zu diesem Team zählen auch rund 30 Referendar­innen und Referendar­e. „Die Seminaraus­bildung werde ich vermissen“, gibt Fiedler zu. Im Ruhestand will er noch seine Forensik-Kurse abschließe­n, die ihn und seine Schülerinn­en und Schüler immer wieder zu Exkursione­n aufbrechen ließen – unter anderem nach London zu Scotland Yard. Und auch seiner Leidenscha­ft für den Sport möchte der einstige Volleyball­spieler und -trainer weiterhin frönen. Als Fiedlers Nachfolger am Holbein-Gymnasium ist Bernhard Stegmann gesetzt, der bisherige Leiter des Gymnasiums bei St. Stephan.

● Weitere Personalie­n Eva Lang, Rektorin der Grund- und Mittelschu­le Firnhabera­u, wechselte an die Regierung von Oberbayern. Ihre Nachfolge hat mittlerwei­le Simone Eberl, die bisherige Chefin der Luitpold-Grundschul­e in Lechhausen angetreten. Hendrik Lange hat bereits die Leitung der Grundschul­e in Inningen übernommen, während David Sonnleitne­r künftig im Rektorat der Grundschul­e St. Max sitzt.

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Foto: Ulrich Wagner Leere Klassenzim­mer sahen Schulleite­rinnen und Schulleite­r über Monate hinweg – wegen Corona. Jetzt räumen einige von ihnen ihr Büro, um in den Ruhestand zu gehen.
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Dieter Fiedler
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Christa Baumann
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Jochen Mayr
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Ingrid Gärtner

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