Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Wohnformen werden nötig
Die als günstige und platzsparende Alternative diskutierten Tiny Houses werden nicht die Lösung des Wohnungsmangels für die breite Bevölkerung sein. Die Stadt weist richtigerweise darauf hin, dass sich auf einem Grundstück mehr konventionelle Wohnungen in einem mehrstöckigen Haus als Winz-Haus-Parzellen unterbringen lassen. Sie sind und werden eine Nischenlösung bleiben – sowohl was die Lage der Grundstücke als auch die Verbreitung betrifft.
Aber die Häuschen in Gartenlaubengröße bereichern die Debatte darüber, wie Wohnungen der Zukunft aussehen. Sie schaffen ein Bewusstsein dafür, dass Wohnraum nicht unendlich vergrößerbar ist. Wenn jemand alleine in der Vierzimmerwohnung oder dem Haus leben will (und es sich leisten kann), dann muss er das weiter tun dürfen. Ob es sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Das Thema ist aber vielschichtig, weil gerade bei älteren Menschen berechtigterweise auch emotionale Dinge wie Ortsverbundenheit eine Rolle spielen.
Die Idee kann auch nicht sein, künftig Legebatterien im Wohnungsbau herzustellen. Etwas Platz ist nötig, wenn der Bewohnerschaft die Decke nicht auf den Kopf fallen soll. Aber die Frage von flexibel veränderbaren Grundrissen, die je nach Lebensumständen geändert werden können, stellt sich durchaus. Wände in Wohnungen zu versetzen, ist schwierig, aber es kann auch ein Modell sein, in einem Haus oder einer Nachbarschaft unterschiedliche Wohnformen anzubieten für den Lebenszyklus Single – Familie – Senioren. Ein Beispiel sind die Pläne der Wohnungsgenossenschaft Firnhaberau, die in dem einfamilienhaus-dominierten Stadtteil Geschosswohnungen bauen will. Die Idee: Wer nicht mehr im eigenen Haus wohnen will, soll dort ein Angebot für eine Verkleinerung finden. Schwierig ist das alles gleichwohl: Auch die städtische Wohnbaugruppe hat ein Programm aufgelegt, in dem Senioren in eine kleinere Wohnung wechseln können. Die Resonanz ist überschaubar.