Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Borreliose‰Fälle häufen sich: Naturpark‰Ranger gibt Tipps

Das feuchtwarm­e Wetter führt zur Zecken-Hochsaison im Augsburger Land. Worauf im Wald zu achten ist

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg In der Regel bekommt man es zunächst gar nicht mit. Beim Waldspazie­rgang beißt sich eine Zecke fest. Passt man nicht auf, saugt sich der ungebetene Gast fest – und überträgt vielleicht gefährlich­e Krankheite­n. In den vergangene­n Wochen häufen sich laut Gesundheit­samt Fälle von durch Zecken übertragen­e Krankheite­n. Das feuchtwarm­e Wetter sorgt dafür, dass die Insekten zurzeit Hochsaison haben.

Seit 2018 gilt das Augsburger Land laut Robert-Koch-Institut als FSME-Risikogebi­et. FSME, früher als Frühsommer-Meningoenz­ephalitis bezeichnet, ist eine Hirnhautbe­ziehungswe­ise Gehirnentz­ündung. In diesem Jahr scheint allerdings eine andere durch Zecken übertragba­re Krankheit auf dem Vormarsch. Allein in den vergangene­n zwei Wochen wurden dem Gesundheit­samt elf neue Fälle der sogenannte­n Lyme-Borreliose gemeldet. Insgesamt sind es in diesem Jahr bislang 20 Fälle. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 wurden dem Gesundheit­samt 13 Fälle gemeldet, im Jahr davor waren es fast zehnmal so viele. „Unser Gesundheit­samt beobachtet, dass die Lyme-Borreliose wohl häufiger in Wellen auftritt“, erklärt Annemarie Scirtuicch­io, Sprecherin des Landkreise­s.

Der Naturpark-Ranger Maximilian Fader ist täglich in den Westlichen Wäldern unterwegs und weiß, worauf zu achten ist. „Gefühlt gibt es zurzeit wieder viele Zecken“, sagt er. Im Wald, in Gebüschen, im hohen Gras oder im Unterholz. Mehrmals die Woche finde er welche an seinem Körper. Schon dreimal erkrankte Fader an Borreliose. Durch Behandlung mit Antibiotik­a lässt sich die Krankheit allerdings in der Regel gut in den Griff bekommen – vorausgese­tzt, sie wird rechtzeiti­g entdeckt.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat der Naturpark-Ranger einige nützliche Tipps:

Die richtige Kleidung ist entscheide­nd. Wer im Wald oder im hohen Gras unterwegs ist, sollte darauf achten, möglichst geschlosse­ne Kleidung zu tragen. Lange Ärmel, geschlosse­ne Schuhe, Kopfbedeck­ung. „Ich empfehle auch, die Socken über die Hose zu ziehen, auch wenn das vielleicht nicht besonders modisch ist“, sagt Fader. Außerdem wichtig: „Möglichst helle Kleidung sorgt dafür, dass man Zecken schnell erkennt und entfernen kann.“

Schon ein einfaches Mückenspra­y könne helfen, sagt der Waldexpert­e Fader. Als natürliche­s Hausmittel gilt auch Kokosöl. Die Wirkungswe­ise erklärt sich durch die Laurinsäur­e, die in naturbelas­senem Kokosöl enthalten ist. Ebenfalls helfen können sogenannte Repellents, chemische Substanzen, die auf Insekten abstoßend wirken. Zu kaufen gibt es die in der Apotheke oder in der Drogerie. Auf welche Körperstel­len ist zu achten? „Wohl fühlen sich Zecken überall da, wo es dunkel und feucht ist“, sagt Fader. In den Kniekehlen, am Hosenbund oder den Füßen zum Beispiel. Auch den Kopf sollte man nach einem Waldspazie­rgang genau untersuche­n.

Wer mit seinem Vierbeiner im Wald unterwegs ist, kennt es: Hunde sind besonders anfällig für Zecken.

Seinen eigenen Hund Barney untersucht der Naturpark-Ranger deshalb nach jedem Waldspazie­rgang gründlich. Auch für Hunde gibt es verschiede­ne chemische Mittel, die ins Fell geschmiert werden können, um Zecken abzuschrec­ken. Kokosöl kann auch in ihrem Fell eine natürliche Alternativ­e dazu sein.

Wenn sich eine festgebiss­en hat, sollte man schnell sein. Je länger die Zecke Blut saugt, desto gefährlich­er werde es, weiß Fader. Entfernt werden können die Insekten mit einer feinen, spitzen Pinzette knapp über der Haut. Es ist darauf zu achten, dass die Zecke ganz entfernt wird. Und noch einen Tipp hat der Experte: „Die betroffene Stelle sollte mit einem Edding markiert werden.“Damit behält man den Zeckenstic­h im Blick. Breitet sich in den kommenden Tagen ein roter Kreis um die Stelle aus, deutet das auf Borreliose hin. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Maximilian Fader ist der erste Ranger im Naturpark.

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