Augsburger Allgemeine (Land Nord)
BorrelioseFälle häufen sich: NaturparkRanger gibt Tipps
Das feuchtwarme Wetter führt zur Zecken-Hochsaison im Augsburger Land. Worauf im Wald zu achten ist
Landkreis Augsburg In der Regel bekommt man es zunächst gar nicht mit. Beim Waldspaziergang beißt sich eine Zecke fest. Passt man nicht auf, saugt sich der ungebetene Gast fest – und überträgt vielleicht gefährliche Krankheiten. In den vergangenen Wochen häufen sich laut Gesundheitsamt Fälle von durch Zecken übertragene Krankheiten. Das feuchtwarme Wetter sorgt dafür, dass die Insekten zurzeit Hochsaison haben.
Seit 2018 gilt das Augsburger Land laut Robert-Koch-Institut als FSME-Risikogebiet. FSME, früher als Frühsommer-Meningoenzephalitis bezeichnet, ist eine Hirnhautbeziehungsweise Gehirnentzündung. In diesem Jahr scheint allerdings eine andere durch Zecken übertragbare Krankheit auf dem Vormarsch. Allein in den vergangenen zwei Wochen wurden dem Gesundheitsamt elf neue Fälle der sogenannten Lyme-Borreliose gemeldet. Insgesamt sind es in diesem Jahr bislang 20 Fälle. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 wurden dem Gesundheitsamt 13 Fälle gemeldet, im Jahr davor waren es fast zehnmal so viele. „Unser Gesundheitsamt beobachtet, dass die Lyme-Borreliose wohl häufiger in Wellen auftritt“, erklärt Annemarie Scirtuicchio, Sprecherin des Landkreises.
Der Naturpark-Ranger Maximilian Fader ist täglich in den Westlichen Wäldern unterwegs und weiß, worauf zu achten ist. „Gefühlt gibt es zurzeit wieder viele Zecken“, sagt er. Im Wald, in Gebüschen, im hohen Gras oder im Unterholz. Mehrmals die Woche finde er welche an seinem Körper. Schon dreimal erkrankte Fader an Borreliose. Durch Behandlung mit Antibiotika lässt sich die Krankheit allerdings in der Regel gut in den Griff bekommen – vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig entdeckt.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat der Naturpark-Ranger einige nützliche Tipps:
Die richtige Kleidung ist entscheidend. Wer im Wald oder im hohen Gras unterwegs ist, sollte darauf achten, möglichst geschlossene Kleidung zu tragen. Lange Ärmel, geschlossene Schuhe, Kopfbedeckung. „Ich empfehle auch, die Socken über die Hose zu ziehen, auch wenn das vielleicht nicht besonders modisch ist“, sagt Fader. Außerdem wichtig: „Möglichst helle Kleidung sorgt dafür, dass man Zecken schnell erkennt und entfernen kann.“
Schon ein einfaches Mückenspray könne helfen, sagt der Waldexperte Fader. Als natürliches Hausmittel gilt auch Kokosöl. Die Wirkungsweise erklärt sich durch die Laurinsäure, die in naturbelassenem Kokosöl enthalten ist. Ebenfalls helfen können sogenannte Repellents, chemische Substanzen, die auf Insekten abstoßend wirken. Zu kaufen gibt es die in der Apotheke oder in der Drogerie. Auf welche Körperstellen ist zu achten? „Wohl fühlen sich Zecken überall da, wo es dunkel und feucht ist“, sagt Fader. In den Kniekehlen, am Hosenbund oder den Füßen zum Beispiel. Auch den Kopf sollte man nach einem Waldspaziergang genau untersuchen.
Wer mit seinem Vierbeiner im Wald unterwegs ist, kennt es: Hunde sind besonders anfällig für Zecken.
Seinen eigenen Hund Barney untersucht der Naturpark-Ranger deshalb nach jedem Waldspaziergang gründlich. Auch für Hunde gibt es verschiedene chemische Mittel, die ins Fell geschmiert werden können, um Zecken abzuschrecken. Kokosöl kann auch in ihrem Fell eine natürliche Alternative dazu sein.
Wenn sich eine festgebissen hat, sollte man schnell sein. Je länger die Zecke Blut saugt, desto gefährlicher werde es, weiß Fader. Entfernt werden können die Insekten mit einer feinen, spitzen Pinzette knapp über der Haut. Es ist darauf zu achten, dass die Zecke ganz entfernt wird. Und noch einen Tipp hat der Experte: „Die betroffene Stelle sollte mit einem Edding markiert werden.“Damit behält man den Zeckenstich im Blick. Breitet sich in den kommenden Tagen ein roter Kreis um die Stelle aus, deutet das auf Borreliose hin. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.