Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vorerst kein Hort für Grundschulkinder
Warum das Projekt in Zusmarshausen im Moment ins Stocken geraten ist und was das für die Kinder bedeutet
Zusmarshausen Bekommt Zusmarshausen einen Hort? Spätestens seit 2019 ist der schon beschlossene Sache: Ein Neubau in der Wertinger Straße für bis zu 150 Kinder soll es werden. Viel mehr ist seither nicht geschehen. Zwar beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe regelmäßig mit dem Thema. Doch das Gebäude, das für den Neubau weichen soll, steht noch an Ort und Stelle.
Seit den ersten Beschlüssen zur Hortbetreuung 2015 sei schon eine ganze Generation von Grundschulkindern groß geworden. So hat es Verena Maier vor Kurzem im Marktgemeinderat vorgerechnet. Der Elternbeiratsvorsitzenden der Grundschule Zusmarshausen liegt persönlich sehr viel daran, den Kindern und ihren Familien eine qualitativ hochwertige Hortbetreuung anzubieten. Denn die umfasst ein Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und adäquate Freizeitgestaltung – angeboten von pädagogisch geschultem Personal. Außerdem gibt es in vielen Horten Ferienbetreuung. Die Hoffnung von Verena Maier beruht darauf, dass so manches
das die Kinder wegen ihrer Lebensumstände mitbringen, durch eine Hortbetreuung aufgefangen werden könnte.
Den Großteil dieser Aufgaben übernimmt im Moment die Mittagsbetreuung. Nach der Schule werden die Kinder hier in der Hausmeisterwohnung und in zwei Klassenzimmern betreut. Möglicherweise kommt im nächsten Schuljahr noch ein weiteres Klassenzimmer hinzu. Auch hier geben sich die Betreuer viel Mühe, den Kindern einen schönen Nachmittag zu gestalten. Grundsätzlich unterscheidet sich die Mittagsbetreuung aber von einem Hort: Hausaufgabenbetreuung und pädagogisch geschultes Personal gehören nicht zum Standard. Außerdem gibt es keine Ferienbetreuung. Die Eltern müssen lediglich Geld für das Mittagessen berappen.
Eine Nachmittagsbetreuung in einem Hort dürfte für die Eltern teurer werden. Ingrid Hafner Eichner (CSU) fürchtet deshalb, dass die Schulkinder in Zusmarshausen bald in zwei Gruppen betreut werden: Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind in den Hort. Wer es nicht kann, schickt es in die Mittagsbetreuung. Mit Chancengleichheit hätte das wohl wenig zu tun. Ingrid Hafner-Eichner setzt sich deshalb dafür ein, die Mittagsbetreuung abzuschaffen, sobald es einen Hort in Zusmarshausen gibt. Beides parallel laufen zu lassen „wäre ein Holzweg“, so Hafner-Eichner. Sie sprach von einer „drangvollen Enge“im Schulgebäude und forderte, auch mit Verweis auf die derzeit niedrigen Zinsen auf dem Kreditmarkt, eine bauliche Lösung. „Wir müssen endlich eine ordentliche Betreuung für die Grundschulkinder schaffen.“Ihre Meinung teilen aber nicht alle in Zusmarshausen. Wolfgang Herkommer (FW) fände es gar nicht schlecht, die Mittagsbetreuung auch weiterhin anzubieten. Er verwies darauf, dass manche Eltern ihr Grundschulkind nur kurze Zeit, vielleicht bis 14 Uhr, in eine Betreuung schicken wollen, um sich anschließend selbst um den Nachwuchs zu kümmern. Dieses Angebot könnte eine Mittagsbetreuung abdecken. „Ich fände es gar nicht verkehrt, wenn wir uns hier breiter aufstellen, um für Familien flexibel zu sein“, sagte Herkommer. Er gab zu bedenken, dass die ArbeitsgrupDefizit, pe Hort einige Einrichtungen angeschaut habe, von denen keine mehr als 100 Betreuungsplätze gehabt habe. Größere Einrichtungen könnten schwierig zu lenken sein, gab er zu bedenken, deshalb sei er für einen viergruppigen Hort und eine Mittagsbetreuung.
Das Projekt Hort war in Zusmarshausen nicht zuletzt wegen der Bundespolitik ins Stocken geraten. So hatte der Bundestag einen Gesetzentwurf vorgelegt, nachdem jedes Grundschulkind, das ab dem Schuljahr 2025/26 eingeschult wird, einen Anspruch auf eine achtstündige Betreuung hat. Der Bundesrat hat jedoch den Vermittlungsausschuss einberufen.
Seither warte Zusmarshausen auf eine Entscheidung, wie es jetzt hieß. Bürgermeister Bernhard Uhl (CSU) sagte, die Marktgemeinde müsse auf jeden Fall warten, bis feststeht, ob die Mittagsbetreuung die geforderten Ansprüche des Ganztagsförderungsgesetzes erfüllen würde.
Wann darüber Klarheit herrscht, weiß im Moment niemand. Der Hort steckt in Zusmarshausen also erst einmal weiter in der Warteschleife fest.