Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Als Toyota vor 50 Jahren nach Augsburg kam
Das Autohaus Strobel ist ältester Vertragshändler der Japaner in Deutschland. Firmenchef Enrico Strobel weiß noch gut, was sich sein Vater damals von Kollegen anhören musste. Wie er die spätere Erfolgsgeschichte erklärt
Enrico Strobel ist ein Geschäftsmann, der sich selbst nicht gerne in den Mittelpunkt rückt. Er agiert zurückhaltend und ist mit diesem Kurs erfolgreich. Wer im Augsburger Raum über die japanische Automarke Toyota spricht, kommt am Autohaus Strobel nicht vorbei. „Man kann sogar sagen, dass Augsburg tatsächlich die heimliche ToyotaHauptstadt in Deutschland ist“, sagt der 67-jährige Firmenchef. Diese Aussage fällt beiläufig in einem Nebensatz, als es um die Erfolgsgeschichte des Unternehmens geht. Das Autohaus Strobel ist aber auch nicht irgendein Vertragshändler, der mit den Japaner eng kooperiert: Es ist der älteste Toyota-Händler in Deutschland. Seit nunmehr 50 Jahren besteht die Zusammenarbeit – Anlass für einen Rück- und Ausblick.
Dass das Augsburger Autohaus, das seinen Sitz in der Donaustraße in Lechhausen hat, im Vergleich gut abschneidet, ist mit Zahlen belegbar. Der größte japanische Autohersteller hat im Raum Augsburg einen Marktanteil von rund neun Prozent, bundesweit sind es dagegen 2,5 Prozent. „Natürlich macht uns das stolz“, sagt Enrico Strobel, der sich selbst als großen Autofan bezeichnet. Viele Jahre lang war er in der Motorsportszene aktiv, fuhr er unter anderem Rallyes.
Die sportlichen Aktivitäten in der Freizeit sorgten für etwas Abwechslung vom anstrengenden Berufsalltag. Der Verantwortung für das Unternehmen mit seinen 90 Mitarbeitern stelle er sich nach wie vor gerne, sagt Strobel: „Es macht Spaß.“Da verzichte er gerne auf längere Urlaube. Lieber verbringe er die Zeit mit betrieblichen Aufgaben.
Die Corona-Pandemie sei eine Herausforderung für viele Branchen, sagt der Geschäftsmann. Sein Autohaus habe die Situation bislang gut gemeistert. Es sei sicherlich kein Wunder, dass die Verkaufszahlen etwas zurückgegangen seien. Vor Corona verkaufte das Autohaus Strobel im Jahr rund 2200 Neuwagen und 800 Gebrauchtfahrzeuge. Der Umsatz lag bei 70 Millionen Euro. „Wir sind etabliert“, sagt Strobel, der vor 30 Jahren die Geschäftsführung von seinem Vater Franz Strobel übernahm. Dass Kundinnen und Kunden dem Unternehmen vertrauen, liegt nach Auskunft des Inhabers an qualiMitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von denen einige bis zu 45 Jahre dem Betrieb angehören.
Mit vier Betrieben ist das Autohaus Strobel nach eigenen Angaben Toyotas Nummer eins in Schwaben und zugleich einer der größten Toyota-Händler Deutschlands. Neben dem Standort in der Donaustraße gibt es eine Filiale in Göggingen sowie Autohäuser in Gersthofen und Kempten. In Göggingen wurde im Jahr 2004 ein Neubau in der Pilsener Straße errichtet, das Haus in Gersthofen wurde 2008 übernommen, die Filiale in Kempten im Jahr 2010. Das Autohaus in der Donaustraße besteht seit dem Jahr 1987.
Wohlüberlegt seien die damaligen Einstiege in die Standorte Gersthofen und Kempten gewesen, sagt Enrico Strobel im Rückblick. Weitere Expansionsgedanken verfolge er derzeit nicht. Das Autohaus betreibe mit dem Verkauf der japanischen Fahrzeuge eine erfolgreiche Politik, wie sich über einen langen Zeitraum gezeigt habe. Die Entwicklung, mittelfristig auf den Verbrennungsmotor zu verzichten, sieht der Augsburger Geschäftsmann entspannt: „Toyota ist gut aufgestellt.“
Strobel erinnert im Gespräch daran, wie es vor 50 Jahren losgegangen sei. Sein Vater Franz, der auch in der Innung aktiv gewesen sei, habe sich damals entschlossen, auf Toyota zu setzen. Die Marke Fiat, die er zuvor verkauft hatte, gab er auf. „Bist du verrückt?“, hätten damals die Kollegen aus der Branche zu diesem Entschluss des Vaters gesagt. Man habe quasi bei null angefangen, berichtet Enrico Strobel. Im ersten Jahr seien gerade mal 52 Autos verkauft worden. Dass der Vater auf das richtige Pferd gesetzt habe, sei erst später ersichtlich geworden. Franz Strobel, der im Jahr 1953 mit einem Lkw-Befizierten trieb mit einer Krupp-Generalvertretung in Oberhausen begonnen hatte, hatte sich Anfang der 70erJahre in Fachzeitungen darüber informiert, welche Potenziale Autos aus Japan in Deutschland haben könnten. „Honda, Datsun (später Nissan) und Toyota standen zur Wahl“, erzählt Enrico Strobel, „aus heutiger Sicht kann ich sagen, mein Vater hat damals alles richtig gemacht.“
Begonnen hatte im Jahr 1971 die Zusammenarbeit mit einem Privatimporteur, der die Toyota-Fahrzeuge nach Augsburg vermittelte.
Einige Jahre später wurde Toyota selbst Importeur. Heute haben die Japaner mehrere Werke in Europa. Sollte ein in Japan hergestelltes Fahrzeug den Weg nach Augsburg finden, wird es per Schiff nach Europa gebracht. Er selbst sei in den zurückliegenden Jahren bei organisierten Reisen für Händler zweimal in Japan gewesen, sagt Enrico Strobel: „Es war immer beeindruckend, wie die Abläufe in den Werken organisiert sind.“
Zum Tagesgeschäft gehört zudem die Werkstätte mit Kundendienst und Reparaturen. In einer hoch technisierten Welt läuft es mittlerweile so, dass bei einem Werkstattbesuch die benötigten Ersatzteile oft nicht in Augsburg vorrätig sind. Geliefert wird von den beiden Zentrallagern in Köln und Brüssel.
„Das funktioniert reibungslos“, sagt der Firmenchef, den eine besondere Beziehung mit den Augsburger Panthern verbindet. Seit 1986 ist das Unternehmen Sponsor des Eishockeyvereins, seit 2009 ist ToyotaStrobel der Autopartner der Panther-Spieler. „Wir machen uns stark für die Region“, lautet das Motto von Enrico Strobel. Er gehe fest davon aus, dass dies noch lange so bleiben werde.