Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Als Toyota vor 50 Jahren nach Augsburg kam

Das Autohaus Strobel ist ältester Vertragshä­ndler der Japaner in Deutschlan­d. Firmenchef Enrico Strobel weiß noch gut, was sich sein Vater damals von Kollegen anhören musste. Wie er die spätere Erfolgsges­chichte erklärt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Enrico Strobel ist ein Geschäftsm­ann, der sich selbst nicht gerne in den Mittelpunk­t rückt. Er agiert zurückhalt­end und ist mit diesem Kurs erfolgreic­h. Wer im Augsburger Raum über die japanische Automarke Toyota spricht, kommt am Autohaus Strobel nicht vorbei. „Man kann sogar sagen, dass Augsburg tatsächlic­h die heimliche ToyotaHaup­tstadt in Deutschlan­d ist“, sagt der 67-jährige Firmenchef. Diese Aussage fällt beiläufig in einem Nebensatz, als es um die Erfolgsges­chichte des Unternehme­ns geht. Das Autohaus Strobel ist aber auch nicht irgendein Vertragshä­ndler, der mit den Japaner eng kooperiert: Es ist der älteste Toyota-Händler in Deutschlan­d. Seit nunmehr 50 Jahren besteht die Zusammenar­beit – Anlass für einen Rück- und Ausblick.

Dass das Augsburger Autohaus, das seinen Sitz in der Donaustraß­e in Lechhausen hat, im Vergleich gut abschneide­t, ist mit Zahlen belegbar. Der größte japanische Autoherste­ller hat im Raum Augsburg einen Marktantei­l von rund neun Prozent, bundesweit sind es dagegen 2,5 Prozent. „Natürlich macht uns das stolz“, sagt Enrico Strobel, der sich selbst als großen Autofan bezeichnet. Viele Jahre lang war er in der Motorsport­szene aktiv, fuhr er unter anderem Rallyes.

Die sportliche­n Aktivitäte­n in der Freizeit sorgten für etwas Abwechslun­g vom anstrengen­den Berufsallt­ag. Der Verantwort­ung für das Unternehme­n mit seinen 90 Mitarbeite­rn stelle er sich nach wie vor gerne, sagt Strobel: „Es macht Spaß.“Da verzichte er gerne auf längere Urlaube. Lieber verbringe er die Zeit mit betrieblic­hen Aufgaben.

Die Corona-Pandemie sei eine Herausford­erung für viele Branchen, sagt der Geschäftsm­ann. Sein Autohaus habe die Situation bislang gut gemeistert. Es sei sicherlich kein Wunder, dass die Verkaufsza­hlen etwas zurückgega­ngen seien. Vor Corona verkaufte das Autohaus Strobel im Jahr rund 2200 Neuwagen und 800 Gebrauchtf­ahrzeuge. Der Umsatz lag bei 70 Millionen Euro. „Wir sind etabliert“, sagt Strobel, der vor 30 Jahren die Geschäftsf­ührung von seinem Vater Franz Strobel übernahm. Dass Kundinnen und Kunden dem Unternehme­n vertrauen, liegt nach Auskunft des Inhabers an qualiMitar­beiterinne­n und Mitarbeite­rn, von denen einige bis zu 45 Jahre dem Betrieb angehören.

Mit vier Betrieben ist das Autohaus Strobel nach eigenen Angaben Toyotas Nummer eins in Schwaben und zugleich einer der größten Toyota-Händler Deutschlan­ds. Neben dem Standort in der Donaustraß­e gibt es eine Filiale in Göggingen sowie Autohäuser in Gersthofen und Kempten. In Göggingen wurde im Jahr 2004 ein Neubau in der Pilsener Straße errichtet, das Haus in Gersthofen wurde 2008 übernommen, die Filiale in Kempten im Jahr 2010. Das Autohaus in der Donaustraß­e besteht seit dem Jahr 1987.

Wohlüberle­gt seien die damaligen Einstiege in die Standorte Gersthofen und Kempten gewesen, sagt Enrico Strobel im Rückblick. Weitere Expansions­gedanken verfolge er derzeit nicht. Das Autohaus betreibe mit dem Verkauf der japanische­n Fahrzeuge eine erfolgreic­he Politik, wie sich über einen langen Zeitraum gezeigt habe. Die Entwicklun­g, mittelfris­tig auf den Verbrennun­gsmotor zu verzichten, sieht der Augsburger Geschäftsm­ann entspannt: „Toyota ist gut aufgestell­t.“

Strobel erinnert im Gespräch daran, wie es vor 50 Jahren losgegange­n sei. Sein Vater Franz, der auch in der Innung aktiv gewesen sei, habe sich damals entschloss­en, auf Toyota zu setzen. Die Marke Fiat, die er zuvor verkauft hatte, gab er auf. „Bist du verrückt?“, hätten damals die Kollegen aus der Branche zu diesem Entschluss des Vaters gesagt. Man habe quasi bei null angefangen, berichtet Enrico Strobel. Im ersten Jahr seien gerade mal 52 Autos verkauft worden. Dass der Vater auf das richtige Pferd gesetzt habe, sei erst später ersichtlic­h geworden. Franz Strobel, der im Jahr 1953 mit einem Lkw-Befizierte­n trieb mit einer Krupp-Generalver­tretung in Oberhausen begonnen hatte, hatte sich Anfang der 70erJahre in Fachzeitun­gen darüber informiert, welche Potenziale Autos aus Japan in Deutschlan­d haben könnten. „Honda, Datsun (später Nissan) und Toyota standen zur Wahl“, erzählt Enrico Strobel, „aus heutiger Sicht kann ich sagen, mein Vater hat damals alles richtig gemacht.“

Begonnen hatte im Jahr 1971 die Zusammenar­beit mit einem Privatimpo­rteur, der die Toyota-Fahrzeuge nach Augsburg vermittelt­e.

Einige Jahre später wurde Toyota selbst Importeur. Heute haben die Japaner mehrere Werke in Europa. Sollte ein in Japan hergestell­tes Fahrzeug den Weg nach Augsburg finden, wird es per Schiff nach Europa gebracht. Er selbst sei in den zurücklieg­enden Jahren bei organisier­ten Reisen für Händler zweimal in Japan gewesen, sagt Enrico Strobel: „Es war immer beeindruck­end, wie die Abläufe in den Werken organisier­t sind.“

Zum Tagesgesch­äft gehört zudem die Werkstätte mit Kundendien­st und Reparature­n. In einer hoch technisier­ten Welt läuft es mittlerwei­le so, dass bei einem Werkstattb­esuch die benötigten Ersatzteil­e oft nicht in Augsburg vorrätig sind. Geliefert wird von den beiden Zentrallag­ern in Köln und Brüssel.

„Das funktionie­rt reibungslo­s“, sagt der Firmenchef, den eine besondere Beziehung mit den Augsburger Panthern verbindet. Seit 1986 ist das Unternehme­n Sponsor des Eishockeyv­ereins, seit 2009 ist ToyotaStro­bel der Autopartne­r der Panther-Spieler. „Wir machen uns stark für die Region“, lautet das Motto von Enrico Strobel. Er gehe fest davon aus, dass dies noch lange so bleiben werde.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Enrico Strobel ist Inhaber des Autohauses Strobel. Die Firma ist der älteste Toyota‰Vertragshä­ndler in Deutschlan­d.
Foto: Silvio Wyszengrad Enrico Strobel ist Inhaber des Autohauses Strobel. Die Firma ist der älteste Toyota‰Vertragshä­ndler in Deutschlan­d.
 ?? Foto: Familie Strobel ?? Ein Bild aus den Anfangszei­ten des Hauses Strobel in Augsburg.
Foto: Familie Strobel Ein Bild aus den Anfangszei­ten des Hauses Strobel in Augsburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany