Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Immobilienpreise erreichen neuen Höchststand
Innerhalb eines Jahres stiegen die Kaufpreise für Wohnungen um bis zu 15 Prozent, so der Maklerverband IVD. Die Mieten steigen deutlich langsamer. Wie Experten die Lage beurteilen
Die Preise für Immobilien in Augsburg sind innerhalb des vergangenen Jahres weiter gestiegen. Bei Neubau-Wohnungen registrierte der Maklerverband IVD zwischen Frühjahr 2020 und Frühjahr 2021 eine Kaufpreissteigerung um knapp 15 Prozent, bei Bestandswohnungen fiel die Preissteigerung mit 6,4 Prozent zahmer, aber nach wie vor beachtlich aus. Die Corona-Pandemie habe im Wohnimmobilienmarkt keine großen Spuren hinterlassen, so Florian Schreck, IVD-Vorstandsmitglied und Makler in Augsburg. Wer Geld übrig habe, stecke es angesichts fehlender Anlage-Alternativen häufig in eine Immobilie. „Die Nachfrage ist ungebrochen, ebenso wie die Impulse aus München.“Auch die Mieten von neu- oder wiedervermieteten Wohnungen sind gestiegen, allerdings auf niedrigerem Niveau und vor allem bei Erstbezugswohnungen. Hier gab es innerhalb eines Jahres Steigerungen um knapp drei Prozent (Bestand) beziehungsweise acht Prozent (Neubauten).
Die Scherenentwicklung zwischen Miet- und Kaufpreisen ist in Augsburg und vielen anderen Städten seit Jahren zu beobachten. Während Bau- und vor allem Bodenpreise weiter durch die Decke gehen, halten die Mieten – speziell in Augsburg mit seiner finanziell teils schwachen Bevölkerungsstruktur – mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Zwischen 2016 und 2021 gingen die Mieten für Bestandswohnungen in Augsburg laut IVD um 19 Prozent nach oben, die Kaufpreise für Wohnungen um 49 Prozent und die Grundstückspreise sogar um 75 Prozent. Allein aus den Mieten lassen sich für Kapitalanleger inzwischen nicht mehr die großen Renditen erzielen. Wer kauft, setzt ein Stück weit darauf, dass die Immobilienpreise weiter steigen.
Bei Einfamilienhäusern, so sie denn überhaupt angeboten werden, zahlt man laut IVD-Auswertung im Bestand (guter Wohnwert) um die 667.000 Euro (ein halbes Jahr zuvor noch 632.000 Euro), so der IVD. Für eine Eigentumswohnung (Bestand, guter Wohnwert) bezahlt man laut Marktbeobachtung des IVD inzwischen um die 3820 Euro pro Quadratmeter, beim Neubau ist die 6000-Euro-Grenze geknackt. Für Wohnungen mit sehr gutem Wohnwert sind inzwischen knapp 7000 Euro angesagt. Die Zahlen des Maklerverbandes decken sich weitgehend mit den Zahlen des städtischen Gutachterausschusses, der sozusagen „amtliche“Zahlen liefert, indem er sämtliche Kaufverträge für Immobilien und Grundstücke in Augsburg auswertet. Demnach stiegen die Preise im Corona-Jahr 2020 im Schnitt um zehn Prozent für eine Neubauwohnung. Bei gebrauchten Einfamilien- und Reihenhäusern gab es eine Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2020.
Bauträger setzen, weil sie das teure Grundstück ausnutzen wollen, häufig auf hochwertig ausgestattete Wohnungen, allerdings werden diese dafür mitunter kleiner. Der
Trend zu kleineren Neubauwohnungen, sagte Klaus-Wohnbau-Geschäftsführer Manfred Ruhdorfer zuletzt bei der Immobilienwoche des A3-Wirtschaftsraums, sei durch den Preis begründet. Teils haben Drei-Zimmer-Wohnungen inzwischen nur noch gut 70 Quadratmeter, um die Kosten für den Käufer einigermaßen im Rahmen zu halten. Das werde zunehmend zum Balanceakt. „Alle rufen nach familienund altersgerechten Wohnungen, aber das bedingt eine gewisse Größe. Und die muss bezahlbar bleiben“, so Ruhdorfer, der angesichts der steigenden Grundstückspreise wie die ganze Branche mehr Bauland fordert. Auch das Thema Homeoffice dränge sich stärker in den Vordergrund. „Aber das wird nicht dadurch gelöst, dass man Drei- statt Zwei-Zimmer-Wohnungen baut“, so Ruhdorfer. Das werde zu teuer. Eine Möglichkeit sei, in Neubauanlagen Co-Working-Räume einzurichten, wohin berufstätige Eltern sich zurückziehen können, wenn sie am PC arbeiten müssen.
Was die Mieten betrifft, sind für Erstbezugswohnungen inzwischen um die 12,40 Euro pro Quadratmeter fällig (guter Wohnwert), für Bestandswohnungen etwa 10,90 Euro, so der IVD. „Die Anspannung am Mietwohnungsmarkt in Augsburg hat sich in den vergangenen Jahren weiter intensiviert“, so Schreck. „Dazu beigetragen haben unter anderem die stetig steigenden Studentenzahlen sowie Berufspendler aus dem Großraum München, die oftmals in der spürbar günstigeren Fuggerstadt Wohnraum suchen und somit die Nachfrage immer weiter vorantreiben.“Allerdings flachte die Kurve bei den Mietpreissteigerungen zuletzt doch ein Stück weit ab. Laut einer Annoncen-Auswertung der städtischen Wohnbaugruppe und Immobilienscout24) wird inzwischen nur noch die Hälfte der inserierten Wohnungen für unter zwölf Euro angeboten. Knapp ein Viertel der angebotenen Wohnungen wird für mehr als 14 Euro inseriert, wobei diese Auswertung auch ein Stück weit dadurch verzerrt sein könnte, dass viele Neubauwohnungen oder Apartments annonciert werden. Der städtische Mietspiegel hält eine Grundmiete zwischen sieben und acht Euro für angemessen, wobei es hier je nach Ausstattung und Lage der Wohnung auch deutliche Abweichungen geben kann. Eine aktualisierte Version des Mietspiegels wird momentan erarbeitet. Die Grundmiete dürfte dort ein Stück höher sein als in der Vergangenheit.