Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Immobilien­preise erreichen neuen Höchststan­d

Innerhalb eines Jahres stiegen die Kaufpreise für Wohnungen um bis zu 15 Prozent, so der Maklerverb­and IVD. Die Mieten steigen deutlich langsamer. Wie Experten die Lage beurteilen

- VON STEFAN KROG

Die Preise für Immobilien in Augsburg sind innerhalb des vergangene­n Jahres weiter gestiegen. Bei Neubau-Wohnungen registrier­te der Maklerverb­and IVD zwischen Frühjahr 2020 und Frühjahr 2021 eine Kaufpreiss­teigerung um knapp 15 Prozent, bei Bestandswo­hnungen fiel die Preissteig­erung mit 6,4 Prozent zahmer, aber nach wie vor beachtlich aus. Die Corona-Pandemie habe im Wohnimmobi­lienmarkt keine großen Spuren hinterlass­en, so Florian Schreck, IVD-Vorstandsm­itglied und Makler in Augsburg. Wer Geld übrig habe, stecke es angesichts fehlender Anlage-Alternativ­en häufig in eine Immobilie. „Die Nachfrage ist ungebroche­n, ebenso wie die Impulse aus München.“Auch die Mieten von neu- oder wiederverm­ieteten Wohnungen sind gestiegen, allerdings auf niedrigere­m Niveau und vor allem bei Erstbezugs­wohnungen. Hier gab es innerhalb eines Jahres Steigerung­en um knapp drei Prozent (Bestand) beziehungs­weise acht Prozent (Neubauten).

Die Scherenent­wicklung zwischen Miet- und Kaufpreise­n ist in Augsburg und vielen anderen Städten seit Jahren zu beobachten. Während Bau- und vor allem Bodenpreis­e weiter durch die Decke gehen, halten die Mieten – speziell in Augsburg mit seiner finanziell teils schwachen Bevölkerun­gsstruktur – mit dieser Entwicklun­g nicht Schritt. Zwischen 2016 und 2021 gingen die Mieten für Bestandswo­hnungen in Augsburg laut IVD um 19 Prozent nach oben, die Kaufpreise für Wohnungen um 49 Prozent und die Grundstück­spreise sogar um 75 Prozent. Allein aus den Mieten lassen sich für Kapitalanl­eger inzwischen nicht mehr die großen Renditen erzielen. Wer kauft, setzt ein Stück weit darauf, dass die Immobilien­preise weiter steigen.

Bei Einfamilie­nhäusern, so sie denn überhaupt angeboten werden, zahlt man laut IVD-Auswertung im Bestand (guter Wohnwert) um die 667.000 Euro (ein halbes Jahr zuvor noch 632.000 Euro), so der IVD. Für eine Eigentumsw­ohnung (Bestand, guter Wohnwert) bezahlt man laut Marktbeoba­chtung des IVD inzwischen um die 3820 Euro pro Quadratmet­er, beim Neubau ist die 6000-Euro-Grenze geknackt. Für Wohnungen mit sehr gutem Wohnwert sind inzwischen knapp 7000 Euro angesagt. Die Zahlen des Maklerverb­andes decken sich weitgehend mit den Zahlen des städtische­n Gutachtera­usschusses, der sozusagen „amtliche“Zahlen liefert, indem er sämtliche Kaufverträ­ge für Immobilien und Grundstück­e in Augsburg auswertet. Demnach stiegen die Preise im Corona-Jahr 2020 im Schnitt um zehn Prozent für eine Neubauwohn­ung. Bei gebrauchte­n Einfamilie­n- und Reihenhäus­ern gab es eine Verdoppelu­ng gegenüber dem Jahr 2020.

Bauträger setzen, weil sie das teure Grundstück ausnutzen wollen, häufig auf hochwertig ausgestatt­ete Wohnungen, allerdings werden diese dafür mitunter kleiner. Der

Trend zu kleineren Neubauwohn­ungen, sagte Klaus-Wohnbau-Geschäftsf­ührer Manfred Ruhdorfer zuletzt bei der Immobilien­woche des A3-Wirtschaft­sraums, sei durch den Preis begründet. Teils haben Drei-Zimmer-Wohnungen inzwischen nur noch gut 70 Quadratmet­er, um die Kosten für den Käufer einigermaß­en im Rahmen zu halten. Das werde zunehmend zum Balanceakt. „Alle rufen nach familienun­d altersgere­chten Wohnungen, aber das bedingt eine gewisse Größe. Und die muss bezahlbar bleiben“, so Ruhdorfer, der angesichts der steigenden Grundstück­spreise wie die ganze Branche mehr Bauland fordert. Auch das Thema Homeoffice dränge sich stärker in den Vordergrun­d. „Aber das wird nicht dadurch gelöst, dass man Drei- statt Zwei-Zimmer-Wohnungen baut“, so Ruhdorfer. Das werde zu teuer. Eine Möglichkei­t sei, in Neubauanla­gen Co-Working-Räume einzuricht­en, wohin berufstäti­ge Eltern sich zurückzieh­en können, wenn sie am PC arbeiten müssen.

Was die Mieten betrifft, sind für Erstbezugs­wohnungen inzwischen um die 12,40 Euro pro Quadratmet­er fällig (guter Wohnwert), für Bestandswo­hnungen etwa 10,90 Euro, so der IVD. „Die Anspannung am Mietwohnun­gsmarkt in Augsburg hat sich in den vergangene­n Jahren weiter intensivie­rt“, so Schreck. „Dazu beigetrage­n haben unter anderem die stetig steigenden Studentenz­ahlen sowie Berufspend­ler aus dem Großraum München, die oftmals in der spürbar günstigere­n Fuggerstad­t Wohnraum suchen und somit die Nachfrage immer weiter vorantreib­en.“Allerdings flachte die Kurve bei den Mietpreiss­teigerunge­n zuletzt doch ein Stück weit ab. Laut einer Annoncen-Auswertung der städtische­n Wohnbaugru­ppe und Immobilien­scout24) wird inzwischen nur noch die Hälfte der inserierte­n Wohnungen für unter zwölf Euro angeboten. Knapp ein Viertel der angebotene­n Wohnungen wird für mehr als 14 Euro inseriert, wobei diese Auswertung auch ein Stück weit dadurch verzerrt sein könnte, dass viele Neubauwohn­ungen oder Apartments annonciert werden. Der städtische Mietspiege­l hält eine Grundmiete zwischen sieben und acht Euro für angemessen, wobei es hier je nach Ausstattun­g und Lage der Wohnung auch deutliche Abweichung­en geben kann. Eine aktualisie­rte Version des Mietspiege­ls wird momentan erarbeitet. Die Grundmiete dürfte dort ein Stück höher sein als in der Vergangenh­eit.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? In Augsburg entstehen gerade mehrere neue Wohnbaupro­jekte. Das aktuell größte ist der Ackermannp­ark neben dem Dehner‰Gartencent­er an der Bgm.‰Ackermann‰Straße (hier ein Luftbild vom Mai). Im Neubausekt­or sind inzwischen Quadratmet­erpreise um die 6000 Euro angesagt.
Foto: Ulrich Wagner In Augsburg entstehen gerade mehrere neue Wohnbaupro­jekte. Das aktuell größte ist der Ackermannp­ark neben dem Dehner‰Gartencent­er an der Bgm.‰Ackermann‰Straße (hier ein Luftbild vom Mai). Im Neubausekt­or sind inzwischen Quadratmet­erpreise um die 6000 Euro angesagt.

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