Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bahn frei für Radler in der Hermanstra­ße

Die Stadt hat am Dienstag provisoris­che Fahrradspu­ren abmarkiere­n lassen. Das sorgt für Freude und Ärger. Der Konflikt steht symptomati­sch für die Konkurrenz der Verkehrsmi­ttel um Straßenrau­m. Was ist Ihre Meinung?

- VON STEFAN KROG

Für Fahrradfah­rerinnen und Fahrradfah­rer in der Hermanstra­ße gibt es seit Dienstag einen Radweg: Die Stadt hat nach jahrelange­n Diskussion­en und Forderunge­n die gelben Markierung­en für den Verkehrsve­rsuch anbringen lassen, am Mittwoch sollen noch letzte Feinheiten wie Piktogramm­e angebracht werden. Radler können nun in beide Richtungen vom Autoverkeh­r getrennt unterwegs sein. Stadteinwä­rts ist der Abschnitt rund um die Kaiserhofk­reuzung bis auf Weiteres ausgenomme­n – hier fürchtet die Stadt Staus für Autos und Straßenbah­n. Die Radwegführ­ung ist nicht zuletzt deswegen umstritten, weil dafür ein Großteil aller Parkplätze in der Hermanstra­ße wegfällt. Für Besucherin­nen und Besucher des Hermanfrie­dhofs bedeutet dies längere Wege, kritisiert­e zuletzt die Fraktion Bürgerlich­e Mitte im Stadtrat. Einem Teil der Radaktivis­ten geht die jetzige Lösung hingegen nicht weit genug – sie würde sich eine Lösung für Fahrradfah­rer auch direkt an der Kaiserhofk­reuzung wünschen.

Im Verkehr ist in Augsburg in den vergangene­n Wochen generell viel in Bewegung geraten: Die Stadt und das Aktionsbün­dnis „Fahrradsta­dt jetzt“einigten sich in einem Vertrag auf den Ausbau von mehr Radwegen und den Wegfall von insgesamt 550 Parkplätze­n im erweiterte­n Innenstadt­bereich, gleichzeit­ig macht sich die Stadt zusammen mit anderen Kommunen beim Bund für mehr Freiheiten bei der Ausweisung von Tempo-30-Limits stark. Diskutiert wird über höhere Parkgebühr­en, einen Wegfall der „Semmeltast­e“, eine „autofreie“Maximilian­straße und perspektiv­isch über eine Verkehrsbe­ruhigung der Karlstraße.

Die Stadtwerke haben ein intelligen­tes Handyticke­t eingeführt, parallel läuft die Diskussion über ein 365-Euro-Abo intensiver denn je. Und in der ganzen Klimadebat­te zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die im Herbst vorliegend­en Studienerg­ebnisse zur schnellen Klimaneutr­alität für Augsburg deutliche Änderungen im Verkehr vorschlage­n werden. Wenn die Stadt es ernst meint mit dem Klimaschut­z, wird sie einen Teil der Maßnahmen umsetzen müssen. Es wird in der Summe in die Richtung von weniger Autoverkeh­r gehen, wobei Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) betont, keine Anti-Auto-Politik zu machen, sondern vor allem aufs Anbieten von Alternativ­en zu setzen.

Wie vernünftig und nötig ist es einerseits, den Autoverkeh­r einzuschrä­nken? Und wie demokratis­ch handelt die Politik anderersei­ts, wenn sie das am stärksten genutzte Verkehrsmi­ttel beschneide­t? Wie soll der Straßenrau­m künftig aufgeteilt sein, was bedeutet das für Ihre persönlich­e Mobilität, was bedeutet das fürs Stadtbild und den Klimaschut­z? Sind Zwang oder das Anbieten von Alternativ­en der richtige Weg? Was ist Ihr Wunsch für die Mobilität der Zukunft in Augsburg?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung unter dem Stichwort „Verkehr“: Gerne per Mail an lokales@augsburger-allgemeine.de oder per Post an Augsburger Allgemeine, Maximilian­straße 3, 86150 Augsburg.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Hermanstra­ße wurden am Dienstag die provisoris­chen Fahrradstr­eifen ange‰ legt. Die ersten Radler nutzten sie schon.

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