Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was die Menschen im Kreis alles in den Müll werfen

Eine aktuelle Untersuchu­ng zeigt, was in der Restmüllto­nne landet. Eine Entwicklun­g könnte mit der älter werdenden Gesellscha­ft zusammenhä­ngen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Müll ist für die meisten Menschen das, was am Ende übrig bleibt und wegmuss. Müll kann aber auch am Anfang einer spannenden Untersuchu­ng stehen: Sie lässt Rückschlüs­se auf die Gesellscha­ft zu.

Nach der aktuellen Untersuchu­ng einer Leipziger Firma hat der Anteil von Hygieneart­ikeln im Hausmüll stark zugenommen. Konkret: Sie haben sich in der Hochrechnu­ng des Unternehme­ns in fast zehn Jahren auf 26 Kilogramm pro Einwohner verdoppelt.

Insgesamt fiel in Gersthofen, Westendorf und Zusmarshau­sen 141 Kilogramm Hausmüll pro Jahr an, was einer Menge von 39.000 Tonnen entspricht. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 wurden 42.410 Tonnen Hausmüll zur Verwertung nach Augsburg-Lechhausen gefahren. Nimmt man noch Biomüll, Gelben Sack und andere Entsorgung­ssysteme hinzu, macht ein Mensch im Kreis rund 470 Kilo Müll pro Jahr.

Den Anstieg bei den Hygieneart­ikeln führt Müllexpert­e Klaus Zeller darauf zurück, dass die Bevölkerun­g älter geworden ist. Er sagt: „Da werden besonders große Windeln benötigt.“Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz (CSU) bestätigte die Entwicklun­g im Werkaussch­uss des Kreistags: Der Freistaat unterstütz­e die häusliche Pflege. Entspreche­nd viele Windeln wanderten dann in den Hausmüll.

Bernhard Walter (SPD) regte an, Windeln zu trocknen und thermisch zu verwerten. Er hatte auch ein Beispiel dafür parat: den Windel-Willi. So nennen Mitarbeite­r der Stiftung Liebenau am Bodensee – das ist ein großes Sozial-, Gesundheit­s- und Bildungsun­ternehmen auf kirchlich-katholisch­er Grundlage – ihren Windelverb­rennungsof­en. Die bei der Verbrennun­g entstehend­e Wärme wird ganzjährig genutzt. Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der beim Vergleich der beiden Untersuchu­ngen 2012 und 2021 auffällt: Im städtische­n Umfeld steckt mehr Biomüll in der Restmüllto­nne. Deshalb will der Abfallwirt­schaftsbet­rieb künftig auch gezielt Wohnanlage­n ansteuern, um für die Biomüllton­ne zu werben.

Daniela Bravi vom Abfallwirt­schaftsbet­rieb sagt: „Augsburg hat das gleiche Problem.“Müllexpert­e Klaus Zeller hat eine andere Theorie: Die großen braunen Tonnen könnten befüllt nur schwer zu bewegen sein. Deshalb würden sie Hausmeiste­r von Wohnanlage­n eher verstecken. Er berichtete von einem Versuch mit kleineren Tonnen.

Insgesamt wurden bei der Hausmüll-Analyse im Mai rund 50 Kilogramm organische­s Material im Restmüll festgestel­lt, davon hatten Küchenabfä­lle mit 31 Kilogramm den größten Anteil. Beim Biomüll kam in der jüngsten Sitzung des Werkaussch­usses des Kreistags ein weiteres Phänomen zur Sprache: weggeworfe­ne Lebensmitt­el. „Es ist erstaunlic­h, was an Lebensmitt­eln in der Tonne landet. Auch lange vor dem Ablaufdatu­m.

Man muss sich schon fragen, wie Leute mit ihrem Geld umgehen“, sagte Klaus Zeller. Für die Untersuchu­ng sortierte das Leipziger Unternehme­n Zeller an drei Tagen den Hausmüll in Westendorf, Gersthofen und Zusmarshau­sen. 236 Mülltonnen wurden untersucht, was einer Masse von knapp fünf Tonnen entsprach.

Spitzenrei­ter nach der Sortierung waren Küchenabfä­lle mit 31 Kilogramm und Hygieneabf­älle mit 26 Kilogramm, gefolgt von Wertstoffe­n mit 25 Kilogramm. Die durchschni­ttliche Befüllung lag bei etwa 85 Prozent. „Das ist ein guter Grad der Entsorgung“, sagte der Geschäftsf­ührer des Analyseunt­ernehmens, Klaus Zeller. Bei einer Jahresmeng­e von rund 39.000 Tonnen (gemessen 2020) fallen damit jeden Tag im Augsburger Land rund 107 Tonnen an.

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Was landet alles im Müll? Der Landkreis Augsburg ließ im Mai den Inhalt untersu‰ chen.

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