Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Fuggerei will mit allen Augsburgern Geburtstag feiern
Die älteste Sozialsiedlung der Welt wird 500 Jahre alt. Ab Montag gibt es deshalb eine Woche lang ein Programm für alle Generationen. Auch die Frage, ob es eine Neuauflage geben könne, ist Thema
Besucher sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Fuggerei gewohnt – auch prominente. 2005 zum Beispiel kam der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow in die Sozialsiedlung. Er hatte in jenem Jahr den Friedenspreis der Stadt Augsburg erhalten und wollte sich einen kleinen Überblick über diese Stadt verschaffen, die ihn da geehrt hatte. Am Montag nun wird wieder ein bekannter Gast da sein: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Anlässlich des 500. Geburtstags der Fuggerei hält er eine Festrede vor geladenen Gästen. Ab 20 Uhr werden die Tore dann für alle Bürgerinnen und Bürger öffnen. Ein bunter Abend läutet eine Festwoche mit viel Programm ein.
Seit einigen Tagen werden in der Fuggerei kleine Bühnen aufgebaut und Stiftungsadministrator WolfDietrich Graf von Hundt ist froh, dass es ein Fest zum 500. Geburtstag geben kann. Eigentlich hätte es größer ausfallen sollen, doch die
Organisatoren trauten der CoronaEntwicklung nicht. Statt innerhalb weniger Tage ein großes Feuerwerk zu zünden, strecken sie die Veranstaltungen nun bis ins kommende Frühjahr hinein. Dann wird zum Abschluss ein begehbarer Pavillon auf dem Rathausplatz entstehen, in dem sich Besucherinnen und Besucher über die Fuggerei, aber auch das Augsburger Stiftungswesen allgemein informieren können.
Von Montag, 23., bis Sonntag, 29. August, wird aber erst einmal in der Sozialsiedlung gefeiert. Es gibt Stationen
für Kinder, Musik, eine Show mit Zauberer Hardy, der selbst in der Fuggerei lebt, eine italienische Serenade, Tanz und mehr. Die Fugger’schen Stiftungen wollen in dieser Woche auch diskutieren – darüber, was die Fuggerei ausmacht und wie eine ähnliche, neu zu gründende Stiftung den unterschiedlichen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit begegnen könnte. In den Gesprächsrunden wird es deshalb darum gehen, wie man Bedürftigkeit meistern und wie neuer Lebensraum geschaffen werden kann. Auch die Frage der Spiritualität, die in der Fuggerei durch die vorgeschriebenen drei Gebete für den Stifter verankert ist, wird in den Talkrunden eine Rolle spielen. Auf dem Podium sitzen dann unter anderem Vertreter der Fugger-Familien, der Stiftungsadministration, Bischof Bertram Meier, Augsburgs Sozialreferent Martin Schenkelberg, ein Experte für Demografie, Fuggerei-Bewohnerinnen und -Bewohner sowie eine Mitarbeiterin der Google-Zukunftswerkstatt.
Aus Anlass der Festwoche wird die Fuggerei länger als üblich geöffnet haben. Die Pforten schließen Montag bis Samstag erst um Mitternacht, am Sonntag, 29. August, um 22 Uhr. Am Samstag, 28. August, schließen sich auch die Augsburger Kunstsammlungen dem Jubiläumsfest an. Dann eröffnet im Maximilianmuseum die Ausstellung „Stiften gehen! Wie man aus Not eine Tugend macht“. Besucherinnen und Besucher erfahren beim Rundgang, dass die Welt von heute zumindest in einigen Bereichen nicht so weit weg ist von der Zeit Jakob Fuggers. Er rief die Fugger’schen Stiftungen am 23. August 1521 ins Leben. Auch damals sprachen die Menschen über den Klimawandel, über Seuchen und sahen sich mit einem unaufhaltsamen Wertewandel konfrontiert.
OInfo Die einzelnen Programmpunkte der Festwoche und einen Zeitplan gibt es im Internet unter: www.fuggerei next500.de. Für einige Veranstaltun gen muss man sich vorher anmelden.