Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kalvarienberg, Kelten und Kloster
Auf unserer Wanderung zwischen Wettenhausen und Hammerstetten begegnen wir dem Leben eines eindrucksvollen Geistlichen und sind auf den Spuren der Frühgeschichte unterwegs
Wettenhausen Unter seinem steinernern Porträt auf dem Wettenhauser Kalvarienberg steht das Wort „Monument“. Pfarrer Johann Georg Mayr ist gewissermaßen der Gründer eines geradezu legendären Kreuzweges. Dort sind wir bei unserer Wanderung zu Gast. Und da sind noch die Spuren der Kelten, der Stubenweiher, die Kirche von Hammerstetten und das Kloster Wettenhausen. Es ist eine etwa 15 Kilometer lange Runde, die geradezu vollgepackt ist mit Höhepunkten.
Immer wieder begegnen wir dem Namen Johann Georg Mayr. Der 1804 in Lauingen geborene Geistliche wird im November 1851 Seelsorger in Wettenhausen. Und er scheint geradezu getrieben von einer Idee: ein Kreuzweg auf dem Kalvarienberg südwestlich von Wettenhausen.
„Pfarrer Mayr reiste unentwegt als Bettler von Gottes Gnaden durch die Lande und seinem Bemühen war es somit zuzuschreiben, dass Geldbeträge aus weiter Ferne einliefen, aus Ober- und Niederbayern, dem Ries und aus Württemberg“, ist in der 2002 vom Pfarramt Mariä Himmelfahrt herausgegebenen Darstellung „Der Kalvarienberg zu Wettenhausen“nachzulesen. Auch einheimische Bewohner spenden beträchtliche Summen, viele arbeiten bei der Errichtung des Kreuzwegs mit. Als Pfarrer Mayr im Jahr 1866 stirbt, ist ein Kreuzweg entstanden, der in der Region beeindruckende Maßstäbe setzt. Einen erheblichen Anteil daran hat auch der Krumbacher Bildhauer Ignaz Bader, der einen beträchtlichen Teil der Figuren schnitzt. Sehenswert sind die Glasmosaiken der Künstlerin Hilda Sandtner in der Heilig-Geist-Kapelle.
Zu Krumbach gibt es bei dieser Tour noch einen weiteren Bezug. In der Klosterkirche erinnert eine Tafel an Adelheid von Ellerbach. Ihr
Mann Ulrich soll sie gemäß einer Überlieferung
1390 in den Tod getrieben und in Wettenhausen begraben lassen haben. An jener Stelle bei Krumbach, an der Adelheid in einer brennenden Scheune starb, sollen, so die sagenumwobene Überlieferung, drei Quellen aus dem Boden gesprudelt sein – dort befindet sich heute das Krumbad.
Wie weit reicht die Geschichte des Klosters Wettenhausen zurück? Mehrfach wird das Jahr 982 genannt. Doch dieses lässt sich, wie im 2008 neu überarbeiteten Kirchenführer (Josef-Fink-Verlag) nachzulesen ist, „historisch nicht festmachen“. Die Gründung des Augustinerchorherren-Klosters ist für das Jahr 1130 verbrieft. Hier taucht auch der Name der Adelsfamilie
Roggenstein auf, die Wettenhausen vor allem im Mittelalter maßgeblich prägt. Auf dem Kalvarienberg befindet sich eine Gedenktafel für die Familie. Im Bereich des Berges stand offensichtlich die Roggenstein-Burg, die 1324/25 im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern und den Wittelsbachern (mit Ludwig dem Bayern an der Spitze) zerstört wurde. Seit 1865 besiedeln Dominikanerinnen aus dem Kloster St. Ursula in Augsburg das ehemalige Reichsstift der Augustinerchorherren in Wettenhausen.
Auf dem Weg Richtung Stubenweiher tauchen wir bei dieser Wanderung dann ein in die Frühgeschichte und sind auf den Spuren der Kelten (sie dominierten von etwa 800 vor Christus bis zum Einmarsch der Römer 15 vor Christus unsere Region) unterwegs. Von Ichenhausen führt ein Keltenpfad Richtung Wettenhausen. Eine Lauschtour kann als App heruntergeladen werden. Wir sind bei unserer Runde zu Gast bei einem 2007 rekonstruierten keltischen Gehöft.
Die Runde führt weiter zum Stubenweiher und nach Norden nach Hammerstetten zur Kirche St. Nikolaus. Auf dem Rückweg nach Süden Richtung Wettenhausen haben wir dann immer wieder die impo- sante Klosteranlage im Blick. Es schließt sich der Kreis für eine Runde, die in ihrer kulturellen Klasse in der Region ihresgleichen sucht.