Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Rückkehr der besonderen Art
In Heidenheim begann der sportliche Aufstieg von Niklas Dorsch. Nach seinem Wechsel aus Belgien zum FCA spielte er erstmals wieder dort. Es war keine einfache Partie für ihn
Es dauerte, bis Niklas Dorsch am Mittwoch nach dem 2:1(2:0)-Testsieg des FC Augsburg gegen den 1. FC Heidenheim in den Kabinentrakt der Voith-Arena, der Heimstätte des Zweitligisten, kam. Er hatte viele Hände zu schütteln und musste sich von vielen verabschieden. Schließlich hatte sich der Neuzugang des FCA von 2018 bis 2020 hier in Heidenheim vom BayernTalent zum gefragten ZweitligaDefensivspieler entwickelt. Im Sommer 2020 verpflichtete ihn der belgische Erstligist KAA Gent für 3,5 Millionen Euro. Ein Jahr und eine tolle U21-EM von Dorsch später, die für ihn und Deutschland mit dem Titelgewinn endete, holte ihn der FCA für rund sieben Millionen Euro zurück in die Bundesliga.
„Es war schön mal wieder hier zu spielen. Ich war das erste Mal wieder hier, seit ich gegangen bin“, sagte Dorsch. Er war froh, dass er mit dem FCA den Test in der Länderspielpause gewonnen hatte. „Ich wusste, dass sie auch in den Testspielen immer 100 Prozent geben.“
Auch für FCA-Trainer Markus Weinzierl war das Erfolgserlebnis nach dem misslungenen Saisonauftakt mit nur einem Punkt nach drei Bundesliga-Spielen der wichtigste Aspekt der Partie. „Wir haben gewonnen und es ging darum, sich über 90 Minuten auszupowern. In der Länderspielpause ist es immer angenehmer zu spielen, als zu trainieren, deswegen hat das Spiel seinen Zweck voll und ganz erfüllt.“
Natürlich darf so ein Test nicht überbewertet werden, denn es war wie so oft, ein munteres personelles Wechselspielchen. So begann FCHTrainer Frank Schmidt mit nur einem Zweitliga-Stammspieler die Partie, dafür beorderte er in der zweiten Hälfte sein Stammpersonal fast vollständig auf den Platz. FCATrainer Markus Weinzierl machte es umgekehrt. Am Ende standen bei ihm Dominic Schmidt, Henri Koudossou, Fabio Gruber, Tim Civeja und Fabian Wessig gleich fünf Nachwuchsspieler auf dem Platz. Nicht verwunderlich, dass Weinzierl in der zweiten Hälfte lautstark an der Seitenlinie dirigieren musste. „Wichtig war, dass wir wenigstens gewinnen, da habe ich mitorganisiert. Das hat schon gepasst.“
Doch auch am nordöstlichen Ende der Schwäbischen Alb waren die Probleme, mit der der FCA zu
Saisonbeginn kämpft, nicht zu übersehen. Die mangelnde Chancenauswertung im Sturm und die Probleme in der Defensivzentrale.
In den Tagen vor dem Ende der Transferperiode hatte der FCA noch einmal versucht, personell nachzulegen. Vielleicht auch um den Verlust von Rani Khedira zu kompensieren, der anscheinend doch schwerer wiegt, als erwartet. Kevin Vogt sollte Erfahrung und Stabilität bringen, doch Hoffenheim blockte einen möglichen Transfer ab. So muss Niklas Dorsch möglichst schnell in die Rolle des zentralen Defensiv-Lenkers wachsen. Ein Risiko, dass der FCA mit dem 23-Jährige ohne Bundesliga-Erfahrung eingeht. Dorsch sagt: „Dass der Anfang schwer wird, wusste ich. Die Bundesliga hat ein ganz anderes Niveau als die belgische Liga. Deswegen habe ich schon gesagt, ich brauche das eine oder andere Spiel, um reinzukommen.“Er sieht sich aber auf einem guten Weg: „Ich will auf meine Leistung gegen Leverkusen aufbauen, noch mehr Verantwortung übernehmen, noch fitter werden, um in den wichtigen Momenten im Spiel da zu sein.“
Das war er in Heidenheim auch in einer ungewohnten taktischen Formation. Am Ende brachte der FCA den 2:0-Vorsprung zur Halbzeit durch Tore von Alfred Finnbogason (14.) und Raphael Framberger (33.) bei einem Gegentreffer von Jonas Föhrenbach (70.) über die Zeit.
Dorsch spielte als Sechser vor einer Dreier-Abwehr (Robert Gumny, Reece Oxford und der überzeugende Dominic Schmidt), mit Daniel Caligiuri und Mads Pedersen auf den Halbpositionen. Ein rund 60-minütiges Experiment, mit dem Weinzierl die taktische Flexibilität erhöhen will, das aber auch etwas aus der Not geboren war. „Die Taktik war dem geschuldet, wer spielfähig war“, sagte Weinzierl nach dem Test. Ob er die auch beim nächsten Punktspiel gegen Union Berlin (11. September) spielen lassen wird, wird wohl auch von der personellen Lage abhängen. In Heidenheim fehlten in der Defensivabteilung Felix Uduokhai, Arne Meier (muskuläre Probleme), Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren), Tobias Strobl (Sprunggelenk) und Jan Moravek (Adduktoren).
Aber egal welche Taktik der FCA in Berlin anwenden wird, Niklas Dorsch hat sich nur ein Ziel gesetzt: „Das Spiel gewinnen.“