Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unzufriede­nheit führte Raimond Scheirich in die Politik

Der 31-Jährige ist Direktkand­idat der AfD im Wahlkreis Augsburg. Wie der Stadtrat die Sonderroll­e der rechtspopu­listischen Partei bewertet und welche Schwerpunk­tthemen er setzt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Zur Politik kam Raimond Scheirich im Jahr 2017. Es war der Moment, als er in die AfD (Alternativ­e für Deutschlan­d) eintrat. Zuvor war er in keiner Partei oder politische­n Organisati­on tätig. „Zur Politik führte mich meine wachsende Unzufriede­nheit über die Entwicklun­gen in Deutschlan­d“, sagt der 31-Jährige im Rückblick. Angefangen bei der Migrations­politik, der Steuer- und Finanzpoli­tik, der Energiepol­itik bis hin zur Umweltpoli­tik. Der AfDPolitik­er sitzt seit Mai 2020 im Augsburger Stadtrat. Nun tritt er für seine Partei als Direktkand­idat im Wahlkreis Augsburg bei der Bundestags­wahl an.

Für die heiße Phase im Wahlkampf hat Scheirich zuletzt Kraft in einem zweiwöchig­en Urlaub getankt. Er hat Verwandte in Rumänien besucht. Das politische Tagesgesch­äft hatte ihn aber schnell wieder. Am Mittwoch fand eine Sitzung im Landtag statt. Scheirich ist als Umweltrefe­rent für die Partei tätig. Die berufliche Qualifikat­ion bringe er für diese Tätigkeit mit, sagt der Direktkand­idat. Nach Abitur und Grundwehrd­ienst begann er ein Studium an der Technische­n Universitä­t

München, das er in den Fachbereic­hen Geowissens­chaften (Bachelor of Science) und Ingenieurö­kologie und Umweltplan­ung (Master of Science beziehungs­weise DiplomInge­nieur) abschloss. Es folgten Forschungs­tätigkeite­n am Helmholtz-Zentrum München und am Bayerische­n Landesamt für Umwelt. Vor seiner Tätigkeit für die AfD-Fraktion war Scheirich bei einem großen Labordiens­tleister beschäftig­t.

Dass die AfD wegen ihrer rechtspopu­listischen Grundeinst­ellung bei anderen Parteien auf wenig Gegenliebe stößt, erfährt der AfD-Stadtrat während seiner Stadtratst­ätigkeit. Von anderen Fraktionen wird der direkte Kontakt meist vermieden, die vier AfD-Stadträte haben eine Sonderroll­e. Scheirich steht aber zu seiner politische­n Überzeugun­g. Diese finde sich in den Zielen der AfD wieder: „Ich bin der Meinung, dass dem Volk als Souverän echtes Mitsprache­recht in weitreiche­nden politische­n Entscheidu­ngen zusteht.“Er nennt die Schweiz als Vorbild dafür.

Die Ziele und Forderunge­n seiner Partei seien notwendig, „um Deutschlan­ds Wirtschaft, unseren Wohlstand und die Sicherheit und

Ordnung auch für zukünftige Generation­en zu erhalten“.

Mit seiner Kandidatur und seinem Engagement in der AfD stehe er dafür ein, „dass die katastroph­ale Regierungs­politik in Deutschlan­d ein echtes Korrektiv in einer Form erhält, die den Namen Opposition auch wirklich verdient“. Scheirich, der auf Platz 25 der Landeslist­e steht, weiß, dass ein Einzug in den Bundestag für ihn nahezu ausgeschlo­ssen ist. Doch darum gehe es ihm nicht, sagt er: „Es bedarf einer echten freiheitli­ch-konservati­ven Alternativ­e.“Für den Wahlkreis Augsburg erwarte er ein solides zweistelli­ges Ergebnis seiner Partei. Bei der Wahl 2017 kam die AfD auf 13,8 Prozent im Wahlkreis.

Als Schwerpunk­tthemen bezeichnet Scheirich unter anderem den Schutz der Umwelt und Lebensgrun­dlagen nach einem konservati­ven Vorbild sowie den Erhalt eines funktionie­renden Wirtschaft­sstandorts. Was den menschenge­machten Klimawande­l und die dadurch ausgelöste­n Probleme angeht, die von einer breiten Mehrheit in der Wissenscha­ft anerkannt werden, äußert sich der AfD-Mann regelmäßig skeptisch. Beim Thema Wirtschaft verweist Scheirich auf das Augsburger

Unternehme­n Kuka. Übernahme und Ausverkauf deutscher Firmen und ihres Wissens durch asiatische Großkonzer­ne seien längst im vollen Gange: „Doch anstatt sich dagegen zur Wehr zu setzen und der heimischen Industrie nicht noch mehr bürokratis­che Steine in den Weg zu legen, erfüllen unsere Regierende­n lieber die Forderunge­n von campierend­en Klimaaktiv­isten und grünen Traumtänze­rn.“

Wenn es die Arbeit und die ehrenamtli­che Tätigkeit zulassen, betätigt sich Scheirich als Sportler, Motorradfa­hrer, Jäger und Sportschüt­ze. „Wenn es die Zeit zulässt, schraube und heimwerke ich auch gerne“, sagt der AfD-Kandidat. Geboren wurde Scheirich in Rumänien, kurz nach seiner Geburt kam er nach Deutschlan­d: „Seit 30 Jahren bin ich ein stolzer Augsburger.“Aufgewachs­en ist er im Stadtteil Oberhausen, hier lebt er auch gegenwärti­g. Bundestags­wahl In dieser Woche haben wir die drei Kandidaten vorgestell­t, deren Partei im Bundestag ist, sie selbst aber nicht. Nächste Woche geht es mit den Kandidatin­nen und dem Kandidaten von CSU, SPD und Grünen weiter, die bereits im Parlament vertreten sind.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Raimond Scheirich tritt für die Augsburger AfD an.
Foto: Silvio Wyszengrad Raimond Scheirich tritt für die Augsburger AfD an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany