Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Für die AWO Schwaben beginnt eine neue Ära
Der erste Bauabschnitt der neuen Geschäftsstelle in der Sonnenstraße 10 in Stadtbergen ist abgeschlossen. Aus dem früheren Mädchenheim ist nun die Schaltzentrale für insgesamt 100 soziale Einrichtungen entstanden
Stadtbergen Mit einem Gebäude ist immer auch ein Stück Geschichte verwoben. So ist es auch bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schwaben. Deswegen mischt sich in die Freude auf neue, moderne und zeitgemäß ausgestattete Räume und eine schöne neue Architektur auch immer ein bisschen Abschiedsschmerz.
Nach 70 Jahren macht sich eben doch der „Zahn der Zeit“bemerkbar und es wurde immer deutlicher, dass die Nutzung dieser Räumlichkeiten, die ehemals als hauswirtschaftliches Mädchenwohnheim konzipiert worden sind, an ihre Grenzen stieß. Vor allem weil die AWO Schwaben über die Jahre gewachsen ist und heute als modernes Unternehmen eine leistungsfähige zentrale Verwaltung braucht.
Der Stadtberger Architekt Alois Strohmayr sen. war nach Kriegsende 1945 einer der maßgebenden Leute der Arbeiterwohlfahrt und unter anderem viele Jahre stellvertretender Landesvorsitzender. 1947 wurde die AWO Schwaben vom Trio Maria Simon, Franz Xaver Sennefelder (Augsburger Stadträte) und Alois Strohmayr sen. initiiert. Bis 1951 war das Büro in der Holbeinstraße ansässig. Strohmayr nutzte die Gelegenheit, die in Augsburg beengt untergebrachte Bezirksgeschäftsstelle nach Stadtbergen zu verlegen.
Bereits vor seinem Amtsantritt als Bezirksvorsitzender erwarb die AWO Schwaben von der Stadt Augsburg das Erbbaurecht an dem Grundstück Sonnenstraße/Goethestraße und errichtete dort ein hauswirtschaftliches Mädchenwohnheim mit schulischen Angeboten. „Hier wurde auch die Bezirksgeschäftsstelle angesiedelt“, erklärt Dr. Heinz Münzenrieder, früherer Präsidiumsvorsitzender und jetziger Ehrenvorsitzender. Als das Wohnheim nicht mehr benötigt wurde und der Bezirksverband sich weiter entwickelte, entstand dort die heutige „Schaltzentrale“für insgesamt 100 soziale Einrichtungen, unter anderem Seniorenheime und 38 Kitas, mit 3000 Beschäftigten sowie ebenso vielen Ehrenamtlichen. Die AWO Schwaben zählt bis heute zu den großen Anbietern sozialer Dienstleistungen Bayerns.
Zwischenzeitlich hat die AWO Schwaben das Erbbaurecht abgelöst und das Eigentum am Grundstück erworben. Auf dem Stadtberger Areal ist heute neben der Geschäftsstelle das „Haus der Familie“mit vielen sozialen Angeboten, eine Kinderkrippe und der AWO-Kreisverband Augsburg-Land beheimatet. Nun überwiegt am Ende doch die Freude.
Vor allem für die mehr als 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bricht damit eine neue Ära an.
Nach dem reibungslosen Umzug am letzten Wochenende in die hellen, lichtdurchfluteten Räume finden sie künftig beste Rahmenbedingungen für durchdachte Arbeitsabläufe und können modernste Kommunikationsund Bürotechnik nutzen. „Corona hat uns gerade gelehrt, welche Möglichkeiten sich durch die Digitalisierung, beispielsweise in Form von Videokonferenzen erschließen“, unterstreicht Präsidiumsvorsitzende Brigitte Protschka. „Diesen Herausforderungen können wir mit dem neuen Gebäude optimal begegnen. Freuen kann sich das Team auf moderne Möbel und individuelle Büroräume. „Schön gestaltete Arbeitsräume tragen zum Wohlgefühl am Arbeitsplatz bei“, sagt Protschka. „Wenn man bedenkt, wie viel Zeit man am Arbeitsplatz verbringt, ist das wirklich wichtig und trägt zur Zufriedenheit bei“, ergänzt sie aus eigener Erfahrung. Deswegen hätten die Angestellten auch bei der Gestaltung mitbestimmen dürfen.
Zudem berücksichtigt ein Neubau wichtige Umweltaspekte. So kommen beispielsweise erneuerbare Energien zum Einsatz. Unter anderem sind Ladestationen für E-Autos geschaffen worden. „Da konnten wir als AWO einige Nachhaltigkeitsziele perfekt umsetzen. Das wird mit Blick auf den Klimawandel immer wichtiger und wir wollen uns da engagieren“betont Protschka. Durch all diese Modernisierungen und Verbesserungen hat die AWO Schwaben nun eine repräsentative Firmenzentrale, die sich für die großen Herausforderungen der Zeit rüstet.
Der Neubau liegt direkt hinter dem alten Gebäude an der Sonnenstraße, das in Kürze abgerissen wird. Danach fällt der Startschuss für den zweiten Bauabschnitt an der Ecke Sonnenstraße/Goethestraße, der weitere Büros, Cafeteria, Eingangshalle und Tiefgarage umfasst. Geplant ist die Fertigstellung des gesamten Ensembles für den Sommer 2022.