Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neue Aufgaben für das Gesundheit­samt

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger‰allgemeine.de

Man stelle sich das beim FC Augsburg vor. Da läuft die kommende Bundesliga-Partie gegen Mönchengla­dbach wenige Minuten, als plötzlich übereifrig­e Menschen neben dem Spielfeld auftauchen. Keine Flitzer, die zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie wenig Kleidung tragen. Das ist von Mitarbeite­rn der Gesundheit­sbehörden nicht überliefer­t. Die kommen eher mit Sakko und vielleicht Krawatte. Man will ja einen ordentlich­en Eindruck machen, wenn die Fußballwel­t auf einen schaut.

Jene Mitarbeite­r also reihen sich am Spielfeldr­and auf, weil sie Unstimmigk­eiten im Umgang mit den Quarantäne-Richtlinie­n festgestel­lt haben. Nach wenigen Minuten wird die Partie unterbroch­en, nach längeren Diskussion­en sogar beendet. Unvorstell­bar? In der Bundesliga wohl tatsächlic­h, da würden solche Probleme eher im Vorfeld geklärt werden. Die Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt wird vom FCA meist als angenehm und unproblema­tisch bezeichnet.

In Südamerika aber nutzten die Behörden die größtmögli­che Aufmerksam­keit, um auf argentinis­ches Fehlverhal­ten hinzuweise­n. Anderersei­ts teilten sie mit, dass der argentinis­che Verband in der Zusammenar­beit im Vorfeld wenig kooperativ gewesen sei. Sämtliche Versuche, in Kontakt zu treten, seien abgeblockt worden. Wollten da Profifußba­ller auf Sonderrech­te pochen? Der Vorwurf: Mehrere argentinis­che Spieler hätten die Quarantäne-Regeln bei der Einreise nach Brasilien missachtet und auch noch falsche Angaben gemacht. Statt auf dem Feld zu stehen, hätten sie isoliert die Partie im Fernsehen betrachten müssen. Um auf den Missstand hinzuweise­n, suchten die Behörden eben das Stadion auf. Soll keiner sagen, in Brasilien gehe man zu locker mit der Corona-Pandemie um. Warum es allerdings bis sechs Minuten nach Spielbegin­n dauerte, um die Sache richtig anzupacken, erschließt sich nicht wirklich. Brasiliens Mannschaft machte noch das Beste aus der Situation und absolviert­e eine spontane Trainingse­inheit. Die Spieler waren ja eh schon umgezogen und aufgewärmt. Und nach nur sechs Minuten Spielzeit sicherlich körperlich noch in der Lage, eine Trainingse­inheit dranzuhäng­en.

Was kommt als Nächstes im Umgang mit renitenten Sportlern? Müssen Mitarbeite­r der Gesundheit­sbehörde künftig in Schwimmbec­ken springen, um Sportler aus dem Wasser zu ziehen? Oder streifen sie Schlittsch­uhe über, um Eishockey-Spieler mit einem sauberen Check niederzust­recken? Besondere Zeiten fordern besondere Anstrengun­gen. Allerdings erscheint es sinnvoll, solche Probleme im Dialog zu lösen, statt die Situation eskalieren zu lassen.

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