Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die besten PilzPlätze
Wer noch nie Schwammerl gesucht hat, wird sich am Anfang schwertun. Doch oft sieht man bereits auf den ersten Blick, ob sich eine Suche nach den leckeren Fruchtkörpern lohnt
Oft sieht man bereits auf den ersten Blick, ob sich eine Suche nach leckeren Pilzen lohnt. Experten geben Tipps für Erfolgserlebnisse im Wald.
Landkreis Augsburg Mit den Schwammerln ist es in der Regel so, wie mit günstigen Wohnungen. Kaum weiß man, wo es welche gibt, schon sind sie wieder weg. Doch das muss nicht sein. Schließlich bieten allein die Westlichen Wälder mehr als 60 000 Hektar bewaldete Fläche. Platz genug für Pilze aller Art, in aller Ruhe aus dem Boden zu schießen. Allerdings kennt nicht jeder die geheimen Stellen, die im Augsburger Land oftmals von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wir haben daher Experten gefragt, wie auch Neubürger mit wenigen Blicken erkennen, ob und wo sich eine Suche im Wald lohnen könnte.
Die gute Nachricht vorneweg. „Wir haben im Augsburger Land so viel Wald, dass man fast überall Pilze finden kann“, sagt Günther Groß vom Pilzverein Augsburg Königsbrunn. Ein Waldgebiet aber können Sammler bei der Suche getrost außen vor lassen. „Der Augsburger Stadtwald ist aufgrund der Offenheit weniger gut geeignet“, sagt Groß. Er empfiehlt vielmehr die Westlichen Wälder.
Der Streitheimer Forst bei Kruichen etwa oder die Wälder rund um Reinhartshausen, Deuringen, Kissing, Mering oder Affing bieten beste Bedingungen. Hier führt der Verein auch immer wieder Exkursionen für Besucher und Mitglieder durch, um auch auf die weniger bekannten Pilzarten aufmerksam zu machen. Denn überwiegend sind Steinpilze, Braunkappen oder Pfifferlinge des Sammlers Begehr.
Hubert Droste, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Zusmarshausen, ist ebenfalls ein leidenschaftlicher Pilzsammler. Er hat für Anfänger einige wichtige Tipps parat. „Die größten Chancen gibt es bei uns in den Wäldern mit einem Altbestand an Fichten oder in Mischgebieten mit Eichen und Buchen“, sagt er. Denn: Ausschlaggebend für das Vorkommen ist die Lebensgemeinschaft zwischen Pilz und Baum. „Mykorrhiza“ist der Fachbegriff für diese Symbiose.
Mehr als 5000 Großpilze wachsen in unseren Wäldern und rund ein Drittel davon sind Mykorrhizapilze. Bei einem Teil davon handelt es sich um schmackhafte Speisepilze, der andere Teil ist giftig oder ungenieß
„Viele Mykorrhizapilze sind jedoch an ganz bestimmte Baumarten gebunden“, erklärt Droste. So sei dementsprechend der Birkenpilz nur in der Nähe des gleichnamigen Baums zu finden, ebenso der schmackhafte Kiefernblutreizker. Auch die weniger bekannte „Krause Glucke“, die ohne Weiteres die Größe eines Fußballs erreichen kann und im Aussehen an einen grobkörnigen Badeschwamm erinnert, sei ausschließlich am Stammfuß von Kiefern zu finden. Für Anfänger eignen sich jedoch vor allem die klassischen Fichtenwälder. Und hier kann der Pilz-Sammler noch einige Wochen lang auf üppige Funde hoffen.
Droste geht davon aus, „dass der Höhepunkt für den Fichtensteinpilz noch nicht erreicht ist“. Auch Maronen und sogar Pfifferlinge seien in diesen Wäldern zu finden. Ein gut sichtbares Merkmal für ein ergiebiges Pilzgebiet ist auch die Bodenbeschaffenheit.
„Wenn der Waldboden mit Moos bedeckt ist, ist die Wahrscheinlichkeit am größten. Dann sind die Pilzkappen auch gut sichtbar“, sagt Droste. Andere Pilze wie Pfifferlinge würden hingegen auch die Nähe zu Farn, Gras oder Springkraut suchen. Weniger ratsam sei es jedoch, sich in Waldstücken mit Brombeersträuchern auf die Suche zu machen. Dort gebe es lediglich hin und wieder „Zufallstreffer“. Ungleich größer sei die Gebar. fahr, in den Dornen hängen zu bleiben und auf die Nase zu fallen.
Beliebt, wenn auch nicht so häufig wie die Braunkappen zu finden, ist der Parasol. Um ihn zu entdecken, gibt es einiges zu beachten. „Der Parasol wächst bevorzugt am Waldesrand in Wiesennähe“, verrät Pilzexperte Groß. Der auch „Gemeiner Riesenschirmling“genannte Fruchtkörper sei im Gegensatz zu den Klassikern eher in Wäldern mit Buchen- oder Eichenbestand auf nährstoffreichen Böden im Hangbereich zu finden. Hier besteht für Anfänger allerdings die große Gefahr, den Parasol mit dem „spitzschuppigen Schirmling“zu verwechseln. Dieser sei laut Groß „schwer giftig“und nur anhand der Schuppen sowie dem weißen Ring unter dem Fruchtkörper zu unterscheiden. Beim Parasol sei dieser verschiebbar, bei seinem giftigen Kollegen nicht.
Droste rät allen Anfängern daher, das erste Mal einen Bekannten mitzunehmen, der bereits ausreichend Erfahrung hat. Auf keinen Fall sollten sich die Sammler auf eine PilzApp verlassen. Hier käme es immer wieder zu falschen Ergebnissen. Sinnvoller sei es, sich ein Bestimmungsbuch zu kaufen. „Hat man dann seine ersten Pilze gefunden, sollten sie in einem mit Küchentüchern
Besser einen Bekannten als eine App mitnehmen
ausgelegten Korb gesammelt werden.“So würde die Feuchtigkeit bereits beim Transport aufgesogen. Schließlich besteht der Fruchtkörper zum großen Teil aus Wasser. Ein wenig leichter macht die anschließende Putzarbeit auch ein spezielles Pilzmesser. Dieses hat auf der einen Seite eine gebogene Klinge und auf der anderen einen kleinen Pinsel für die erste Grundreinigung noch im Wald.
Dermaßen vorbereitet steht einer ertragreichen Pilzsaison nichts im Wege. Doch die Sammler haben in diesem Sommer aufgrund der Nässe eine starke Konkurrenz bekommen: Schnecken. Und diese Kriechtiere sorgen momentan dafür, dass selbst der noch so gut gehütete Geheimplatz schneller leer gefegt ist, als ein Immobilienmarkt mit günstigen Wohnungen.