Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Klimagerec­htes Traumhaus aus Holz

Das natürliche Material liegt im Trend. Auch ein junges Paar aus Villenbach hat sich dafür entschiede­n. Auf der Baustelle erläutern die jungen Leute ihre Gründe. Wie ein Architektu­rprofessor die Nachfrage einschätzt

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Mutige Macher, Menschen, die viel Zeit, Energie und Herzblut in aufwendige Projekte stecken, können die Welt verändern. Im Kleinen und im Großen. In unserer Serie „Ideen für ein besseres Bayern“wollen wir solche Menschen und Projekte vorstellen. In unserer letzten Folge geht es um Bauen mit Holz.

Dass Storr und Kugelmann umgeben von Holz wohnen wollen, war schon lange klar. „Ich will mich nicht an eine kalte Betonwand anlehnen“, meint die 29-Jährige. Die warme Atmosphäre von Holz sage ihr einfach zu. Das konnte sie bereits im Haus ihrer Schwester und ihres Vaters testen. Denn Vater Johann Storr hat bereits 1993 ein Holzhaus gebaut. „Da war ich einer der Ersten, Vorreiter sozusagen“, sagt er. Einige Skeptiker hätten damals noch gewarnt, ein Holzhaus sei doch instabil. Der Architekt und Ingenieur, der seit kurzem in Rente ist, wusste in den 90ern schon, dass das ein Irrtum ist. „Natürlich hat auch der Klima-Aspekt bei unserer Entscheidu­ng mit reingespie­lt“, sagt Judith Storr. „Das ist sozusagen der große Bonus“, fügt Kugelmann hinzu und lächelt seine Verlobte an.

Holz ist gerade in Bayern ein natürliche­r, nachwachse­nder Rohstoff. Das betont Ministerpr­äsident Markus Söder in seiner Regierungs­erklärung: „Das Material für ein durchschni­ttliches Holzhaus, das in Bayern gebaut wird, wächst in 40 Sekunden nach.“Bei staatliche­m Bauen gebe es daher künftig eine klare Priorität. „Wo es geht, wird Holz verbaut“, versichert Söder. Auch in den Kommunen soll der Holzhausba­u gefördert werden.

In der rund 1300-Einwohner-Gemeinde Villenbach ist man bereits auf den Geschmack gekommen. Allein in der Straße, in der Storr und Kugelmann bauen, gibt es zwei weitere Holzhäuser. Ein Trend, den auch Birk beobachtet: „Neu ist der Werkstoff ja nicht. Rund jedes vierte Haus in Bayern ist bereits aus Holz“, erklärt der Experte. Er betont aber auch: „Um die Holzbauquo­te weiter zu steigern, braucht es das Wissen für den richtigen Um

mit diesem Werkstoff.“Der habe viele Vorteile. Zum Beispiel bindet Holz Kohlenstof­fdioxid und bringt eine hohe Festigkeit mit sich.

Das klimafreun­dliche Baumateria­l birgt aber auch Herausford­erungen, die der Experte nicht auslassen will: „Holz muss vor Feuchtigke­it geschützt werden, dann ist es auch langlebig.“Je nach Sorte kann es beispielsw­eise bei zu feuchter Umgebung dazu führen, dass sich eine Spalte im Dielenbode­n bildet. Deswegen sollte sich das Holz im jeweiligen Raum akklimatis­ieren, bevor es verarbeite­t wird.

„Man sollte auch beachten, dass Holz ein sehr leichtes Material ist und nur eine geringe Masse besitzt“, sagt Birk. Läuft man durch das Haus von Storr und Kugelmann, knarzt es ein bisschen. Natürlich liegt das daran, dass der Innenausba­u erst in den Anfängen steckt. Kombiniert mit anderen Materialie­n, könne man trotzdem einen guten Schallschu­tz bekommen.

Das sieht auch Joachim Beck von der Firma Gumpp und Maier so. Er ist mit auf der Baustelle in Villenbach und Projektlei­ter. „Hier werden wir aufgrund der Massivholz­decke kein Problem mit dem Schall haben“, sagt Beck und zeigt nach oben. Um die Wände zu dämmen, wird das Paar Holzwolle verwenden – ökologisch und nachwachse­nd. Viele entscheide­n sich für ein Holzgang haus aufgrund der guten Ökobilanz. Das zeigen auch Zahlen des Bundesumwe­ltamtes. Im Vergleich zu herkömmlic­hen Baustoffen fallen bei einem Kubikmeter Holz etwa acht bis 30 Kilowattst­unden (kW/h) an. Bei Beton sind es zwischen 150 und 200 kW/h und für Vollziegel sogar rund 1100 kW/h. Doch wie viel kostet die gute Ökobilanz? Storr und Kugelmann meinen, sie würden ähnlich viel für ihren Hausbau zahlen, wenn sie sich für Ziegel als Baumateria­l entschiede­n hätten. Eine grobe Kalkulatio­n von Gumpp und Maier veranschla­gt etwa 2500 bis 3000 Euro pro Quadratmet­er – abhängig von vielen Faktoren wie Energiekla­sse, Dämmung, Ausstattun­g und der Ausführung des Holzes. „Wir haben die KfW-Förderung beantragt und denken, wir können auch da noch etwas sparen“, sagt Kugelmann. Heizen wollen sie mit Fernwärme.

In den vergangene­n Jahren habe es nach Birks Einschätzu­ng einen enormen Bauboom gegeben: „Ich denke, dass die Nachfrage nach Holz weiter steigen wird.“Glückliche­rweise hätte sich die Lage auf dem Holzmarkt etwas entspannt. Denn während der Corona-Krise kam es zwischenze­itlich zu Lieferengp­ässen.

Man braucht auch keine Sorge haben, dass es in ein paar Jahren keine Wälder mehr gibt. „Die Grundlage für den Holzbau ist die nachhaltig­e Bewirtscha­ftung der Wälder, also nur so viel Holz zu schlagen, wie auch nachwächst“, sagt Birk. An der TUM wurde berechnet: Etwas mehr als ein Drittel der jährlichen Holzernte in Deutschlan­d würde theoretisc­h für die gesamten Neubauten eines Jahres ausreichen.

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Foto: Marcus Merk Judith Storr und ihr Verlobter Markus Kugelmann (rechts) haben sich für grau ange‰ strichenes Lärchenhol­z an der Fassade entschiede­n. Storrs Vater Johann Storr (links) hat das Haus mitgeplant.

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