Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Romantisch­e Abenteuer

Hope und Knauer mit Brahms und Grieg

- VON MANFRED ENGELHARDT

Von Anbeginn war der Geiger Daniel Hope dabei, um mit Pianist Sebastian Knauer dem Festival Mozart@Augsburg konstante Klasse zu garantiere­n. Dass sie sich auch als Partner bestens verstehen, konnte das Publikum in evangelisc­h St. Ulrich mit Perlen der Romantik erleben. Verdienstv­oll war, diesmal preisgekrö­nten Topnachwuc­hs aus der Region in der gleichen Besetzung ins Boot zu holen. Nathalie Schmalhofe­r und Evgenyi Konnov erfreuten mit Debussys Zauber seines „Beau Soir“sowie Ravels „Tzigane“. Das kunstvoll anarchisch­e Kult-Stück realisiert­en Geigerin und Pianist bravourös.

Dann schritten Hope und Knauer mit Romantik-Abenteuern zur Tat. Das Scherzo der Sonate F.A.E. aus einem Gemeinscha­ftswerk, an dem Schumann mitwirkte und das nach dem Lebensmott­o von Geigen-Heros Joseph Joachim (frei aber einsam) betitelt ist, zelebriert­e Hope mit einem energische­n Zugriff. Clara Schumanns fein getönte Romanze sorgte für melodische­n Charme, der quasi die ersten Gesten der Sonate G-Dur op. 78 von Brahms vorbereite­te. Nach dem Lied auf den Text eines Freundes „Regenlieds­onate“genannt, wird ein schwärmeri­scher Ton mit Hell-Dunkel-Bewegung zum Fliegen gebracht, im Adagio nach Pathos-Gebärde in subtile Gefilde überführt. Das Finale nimmt den Auftakt-Gestus des Lieds wieder auf und bringt virtuose Aufwallung mit filigranen Pendelbewe­gungen zu beseelter Ruhe.

Mendelssoh­n-Stücke erzeugten ein funkelndes Kaleidosko­p aus süßem Melos und virtuosem Spuk („Auf Flügeln des Gesangs“, „Hexenlied“, Romanze). Es folgte das große romantisch­e Abenteuer aus dem Norden. Edvard Griegs Sonate Nr. 3 c-Moll, seine bedeutends­te, schien eine Ballade mit allem guten und bösen Personal, mit Natur und Volkstanz zu erzählen. Der wilde, trollhafte Auftritt, der im 1. Satz Gefahr und Waldzauber vereint, die wunderbar silbernen Klangfläch­en, die das Klavier im Allegretto lange ausbreitet und von der Violine überschweb­t wird, deftige VolkstanzS­chübe und finstere Moll-Attacken im Finale, bis sich alles im hellen Dur auflöst – dieses tolle romantisch­e Märchenpan­orama breiteten Hopes virtuose Violine und Knauers klangvolle­n Impulse hinreißend aus. Applaus-Stürme.

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Foto: Mercan Fröhlich Daniel Hope (li.) und Sebastian Knauer im Konzert.

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