Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Pflegeschule für den Landkreis?
Die Vision einer neuen Schule für Pflegeberufe im Kreis Augsburg wird konkreter. Im Raum stehen aktuell zwei Optionen. Wie die Region davon profitieren soll
Dinkelscherben Als Josef Guggemos zum ersten Mal von einer neuen Pflegeschule sprach, wurde er von einigen belächelt. Ein Zentrum für Pflegeberufe, das schien sehr weit entfernt. Damals stand das Seniorenheim in Dinkelscherben vor dem Aus. Doch durch Proteste und riesiges Engagement von Ehrenamtlichen konnte das geschichtsträchtige Spital gerettet werden. Mittlerweile schreitet die Sanierung immer weiter voran. Etliche Spendengelder wurden gesammelt. Und Guggemos, der Vorsitzende des Fördervereins des Spitals, wird schon lange nicht mehr belächelt. Im Gegenteil. Seine Vision wird konkreter.
Als gegen die geplante Schließung des Dinkelscherber Spitals protestiert wurde, kam die Idee einer Schule für Pflegeberufe im Ort auf. Das Spital sollte nicht nur gerettet werden, sondern längerfristig zu einem Ausbildungszentrum werden. Diese erste Idee ist mittlerweile etwas breiter gefasst. Der Kern des Gedankens aber ist aktueller denn je: Was kann die Region tun, um mehr Fachkräfte im Bereich Pflege zu gewinnen? Zu dieser Frage machten sich nun viele Bürgermeister aus dem Landkreis Gedanken. In Kooperation mit dem Förderverein Hospitalstift lud der Landtagsabgeordnete Fabian Mehring (Freie Wähler) zu einem Pflegegipfel nach Dinkelscherben. Zu Gast waren auch Vertreter des Uniklinikums in Augsburg.
Der Hintergrund: Inzwischen gibt es zwei konkretere Überlegungen, wie die Region mehr Fachkräfte in Pflegeberufen gewinnen kann. Zum einen wird darüber nachgedacht, in Kooperation der Kommunen mit dem Uniklinikum ein Ausbildungszentrum zu schaffen. Die zweite Option wäre eine Pflegeschule im westlichen Landkreis, zum Beispiel in Dinkelscherben. Welches davon die bessere Option ist? Landtagsabgeordneter Fabian Mehring sagt: „Die, die sich realisieren lässt“. Welche das ist, werde momentan sondiert. Aus Sicht des Landtagsabgeordneten ist klar, dass die Region ins Thema Pflege investieren muss. „Nach dem Klima ist Pflege das Masterthema unserer Zeit“, sagt Mehring.
Für Josef Guggemos, Vorsitzender des Fördervereins Hospitalstift, ist klar, was das bedeutet: „Wir brauchen eine Pflegeschule“, sagt er. Ob die am Ende in Dinkelscherben oder anderswo im westlichen Landkreis realisiert werde, sei ihm egal. Wichtig sei, dass junge Leute sich dazu entschließen eine Ausbildung im Bereich Pflege zu starten. Mit einer Pflegeschule vor Ort könnten die Kommunen dabei unterstützen. Wie ein solches Projekt konkret finanziert werden könnte,
Kommunen daran beteiligt sein könnten oder welcher Träger eine solche Einrichtung übernehmen könnte, all das ist noch offen. Doch Guggemos will sich von seiner Vision nicht abbringen lassen.
Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb, der auch Vorsitzender der Hospitalstiftung mit den Seniorenheimen in Dinkelscherben und Zusmarshausen ist, unterstützt die Idee. Er sagt: „Ich sehe darin eine Chance, den stetig steigenden Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal besser zu decken“. Einen Standort an der westlichen Landkreisgrenze halte er für perfekt, um den täglichen Verkehrslawinen Richtung Augsburg entgegenzuwirken und einen wichtigen Beitrag zum lokalen Arbeitsmarkt und zum Klimaschutz zu leisten.
Wie es aussieht, wenn Visionen konkret werden, zeigt sich aktuell im Dinkelscherber Seniorenheim. Weil das sanierungsbedürftig ist, wollte der damalige Betreiber die Einrichtung schließen. Massiver Protest war die Folge. Mittlerweile ist das Heim gerettet. Unter anderem durch großes Engagement von Ehrenamtlichen wird dort zur Zeit saniert. 100.000 Euro an Spendenwelche geldern übergab Guggemos dazu vor einigen Monaten. Mehr als 1300 Mitglieder zählt der Förderverein mittlerweile. Finanziert wird die Sanierung zu einem großen Teil auch durch Fördergelder, für die sich verschiedene Politiker nach den Protesten der Bürger in Dinkelscherben einsetzten.