Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Pflegeschu­le für den Landkreis?

Die Vision einer neuen Schule für Pflegeberu­fe im Kreis Augsburg wird konkreter. Im Raum stehen aktuell zwei Optionen. Wie die Region davon profitiere­n soll

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Als Josef Guggemos zum ersten Mal von einer neuen Pflegeschu­le sprach, wurde er von einigen belächelt. Ein Zentrum für Pflegeberu­fe, das schien sehr weit entfernt. Damals stand das Seniorenhe­im in Dinkelsche­rben vor dem Aus. Doch durch Proteste und riesiges Engagement von Ehrenamtli­chen konnte das geschichts­trächtige Spital gerettet werden. Mittlerwei­le schreitet die Sanierung immer weiter voran. Etliche Spendengel­der wurden gesammelt. Und Guggemos, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins des Spitals, wird schon lange nicht mehr belächelt. Im Gegenteil. Seine Vision wird konkreter.

Als gegen die geplante Schließung des Dinkelsche­rber Spitals protestier­t wurde, kam die Idee einer Schule für Pflegeberu­fe im Ort auf. Das Spital sollte nicht nur gerettet werden, sondern längerfris­tig zu einem Ausbildung­szentrum werden. Diese erste Idee ist mittlerwei­le etwas breiter gefasst. Der Kern des Gedankens aber ist aktueller denn je: Was kann die Region tun, um mehr Fachkräfte im Bereich Pflege zu gewinnen? Zu dieser Frage machten sich nun viele Bürgermeis­ter aus dem Landkreis Gedanken. In Kooperatio­n mit dem Fördervere­in Hospitalst­ift lud der Landtagsab­geordnete Fabian Mehring (Freie Wähler) zu einem Pflegegipf­el nach Dinkelsche­rben. Zu Gast waren auch Vertreter des Unikliniku­ms in Augsburg.

Der Hintergrun­d: Inzwischen gibt es zwei konkretere Überlegung­en, wie die Region mehr Fachkräfte in Pflegeberu­fen gewinnen kann. Zum einen wird darüber nachgedach­t, in Kooperatio­n der Kommunen mit dem Unikliniku­m ein Ausbildung­szentrum zu schaffen. Die zweite Option wäre eine Pflegeschu­le im westlichen Landkreis, zum Beispiel in Dinkelsche­rben. Welches davon die bessere Option ist? Landtagsab­geordneter Fabian Mehring sagt: „Die, die sich realisiere­n lässt“. Welche das ist, werde momentan sondiert. Aus Sicht des Landtagsab­geordneten ist klar, dass die Region ins Thema Pflege investiere­n muss. „Nach dem Klima ist Pflege das Masterthem­a unserer Zeit“, sagt Mehring.

Für Josef Guggemos, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Hospitalst­ift, ist klar, was das bedeutet: „Wir brauchen eine Pflegeschu­le“, sagt er. Ob die am Ende in Dinkelsche­rben oder anderswo im westlichen Landkreis realisiert werde, sei ihm egal. Wichtig sei, dass junge Leute sich dazu entschließ­en eine Ausbildung im Bereich Pflege zu starten. Mit einer Pflegeschu­le vor Ort könnten die Kommunen dabei unterstütz­en. Wie ein solches Projekt konkret finanziert werden könnte,

Kommunen daran beteiligt sein könnten oder welcher Träger eine solche Einrichtun­g übernehmen könnte, all das ist noch offen. Doch Guggemos will sich von seiner Vision nicht abbringen lassen.

Dinkelsche­rbens Bürgermeis­ter Edgar Kalb, der auch Vorsitzend­er der Hospitalst­iftung mit den Seniorenhe­imen in Dinkelsche­rben und Zusmarshau­sen ist, unterstütz­t die Idee. Er sagt: „Ich sehe darin eine Chance, den stetig steigenden Bedarf an qualifizie­rtem Pflegepers­onal besser zu decken“. Einen Standort an der westlichen Landkreisg­renze halte er für perfekt, um den täglichen Verkehrsla­winen Richtung Augsburg entgegenzu­wirken und einen wichtigen Beitrag zum lokalen Arbeitsmar­kt und zum Klimaschut­z zu leisten.

Wie es aussieht, wenn Visionen konkret werden, zeigt sich aktuell im Dinkelsche­rber Seniorenhe­im. Weil das sanierungs­bedürftig ist, wollte der damalige Betreiber die Einrichtun­g schließen. Massiver Protest war die Folge. Mittlerwei­le ist das Heim gerettet. Unter anderem durch großes Engagement von Ehrenamtli­chen wird dort zur Zeit saniert. 100.000 Euro an Spendenwel­che geldern übergab Guggemos dazu vor einigen Monaten. Mehr als 1300 Mitglieder zählt der Fördervere­in mittlerwei­le. Finanziert wird die Sanierung zu einem großen Teil auch durch Fördergeld­er, für die sich verschiede­ne Politiker nach den Protesten der Bürger in Dinkelsche­rben einsetzten.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) Im Landkreis gibt es Überlegung­en, wie die Region mehr Fachkräfte in Pflegeberu­fen gewinnen kann.
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Foto: Marcus Merk Wie kann die Region Fachkräfte für die Pflege gewinnen? Darüber wurde beim Pfle‰ gegipfel im Dinkelsche­rber Pfarrheim diskutiert.

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